„Der Krieg hat ihn nicht losgelassen“

Blieskastel · Rudolf Geith und Baptist Konrad, zwei aus dem Bliesgau stammende Soldaten, haben ihre Erlebnisse während des Krieges fotografisch dokumentiert und für die Nachwelt festgehalten. Die Bilder sind aus den Jahren 1939 bis 1943.

Am morgigen Freitag eröffnet Bürgermeisterin Annelie Faber-Wegener um 18 Uhr in der Historischen Markthalle in Blieskastel eine weitere geschichtliche Ausstellung. Diesmal mit Kriegsfotos von der Ostfront des Zweiten Weltkrieges, aufgenommen von Rudolf Geith und Baptist Konrad. Beide Soldaten stammen aus dem Bliesgau. Die Bilder wurden von Angehörigen zur Verfügung gestellt: von Irene Oster und Beate Lambert.

Der Handwerker Rudolf Geith aus Bierbach (1905 - 1967) hat den Zweiten Weltkrieg im Osten vom Beginn bis zur Schlacht von Stalingrad erlebt. Den Krieg hat er überlebt, nie wurde er verwundet. Dennoch hat ihn das Erlebnis für den Rest seines Lebens beschädigt, seine Angst und sein Entsetzen vor dem, was er erleben musste, hat ihn bis zu seinem Tod verfolgt. In den Träumen vor allem ist der Krieg sehr oft zurückgekehrt und hat ihn nicht losgelassen. Er hat darüber nie reden können. Nur seine Fotos geben davon Zeugnis. Die Fotos von Rudolf Geith sind wohl in den Jahren 1939 bis in den Winter 1942/1943 entstanden. Sein Thema war der Krieg im Osten. Als er aus dem Kessel von Stalingrad evakuiert wird, ist die Kamera verloren. Von Stalingrad gibt es keine Bilder von Geith. Er bildete alles Mögliche ab: Die Natur und die Menschen, Deutsche und Russen, Architektur und Kunst, markante Ansichten von Städten, die Schlachtfelder und die Kriegstechnik und die Schrecken des Krieges mit der Zerstörung menschlichen Lebens.

Der Blick von Geith und seine Fotos waren nicht offiziell, sondern privat. So wird in seiner Hand die Kamera nicht zum Propagandainstrument, sondern zu einem Werkzeug, das die eigene Geschichte und Perspektive festhält. Seine Tochter erinnert sich, dass ihr Vater stolz darauf war, dass er keine militärische Karriere gemacht hat. Bis zum Kriegsende ist er Obergefreiter geblieben. Er sei wohl, so meinte er, zu aufsässig gewesen.

Im Gegensatz zu Geith hat der Wehrmachtssoldat Baptist Konrad, geboren 1933 in Peppenkum, seine Bilder wohl heimlich aufgenommen und sie bei einem Heimaturlaub entwickelt. Auch seine Fotos wurden während des Feldzuges gegen Polen beziehungsweise Russland gemacht. Konrad kam nicht mehr aus dem Krieg zurück. Seine erschütternden Bilder zeigen Sinti/Roma und Juden kurz vor ihrer Hinrichtung und Massaker an der Zivilbevölkerung. Zur Ausstellungseröffnung ist die Bevölkerung um 18 Uhr in die Markthalle eingeladen. Nach der Begrüßung durch die Bürgermeisterin gibt der Pädagoge und Autor Peter Goergen einige Erläuterungen zur Ausstellung.

Die Ausstellung wird vom 12. bis 27. September in der Historischen Markthalle Blieskastel täglich von 14 bis 18 Uhr bei freiem Eintritt gezeigt. Es ist eine Veranstaltung des Stadtarchivs in Zusammenarbeit mit Sabine Grittner und Peter Goergen.

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