Blieskasteler Stadtteil mit 230 Einwohnern Die bewegte Geschichte von Pinningen

Pinningen · Der 230 Einwohner zählende Blieskasteler Stadtteil Pinningen hat eine faszinierende Geschichte, in der unter anderem sogar um den eigenen Namen gekämpft werden musste.

 Blick über Pinningen am Donnerstag, 2. Juli. Kern des Ortes, durch den sich die L201 schlängelt, ist der an der Hauptstraße gelegene Dorfbrunnen.

Blick über Pinningen am Donnerstag, 2. Juli. Kern des Ortes, durch den sich die L201 schlängelt, ist der an der Hauptstraße gelegene Dorfbrunnen.

Foto: BeckerBredel

Ein buntes, von der einheimischen Künstlerin Rita Walle kreiertes Eingangsschild begrüßt die Gäste des rund 230 Einwohner zählenden Blieskasteler Stadtteiles Pinningen. Lebensfroh wie die Begrüßung sind auch die Einwohner. An ihrer Spitze Ortsvorsteher Klaus Rauls. „Hier wohnen ehrliche Leute, sie sind offen und feiern gerne Fest. Wenn im Ort was gemacht wird, helfen sie alle“, charakterisiert er die Vorzüge seiner Wahlheimat.

Er kam 1977 vorübergehend als Praktikant auf einem Bauernhof und 1988 dann „installiert“ als Ehemann aus dem Warndt. Damals hieß der Ort noch Neualtheim. „Als ich zum ersten Mal dorthin fahren wollte und nach Neualtheim fragte, hat den Ort niemand gekannt“, weiß er zu berichten und anschließend hat er sich als „Fremder und Einstiegspinninger“ gewundert, wieso in Neualtheim nur Pinninger wohnen.

 Ortsschild von Pinningen

Ortsschild von Pinningen

Foto: BeckerBredel

In den ersten Jahren, nachdem er 2004 erstmals zum Ortsvorsteher gewählt wurde, stand die Umbenennung einer Straße in „Pinninger Eck“ an. Übrigens dort, wo er mit seiner Familie wohnt. Damals wurde mit dem Wunsch an ihn heran getreten, ob man nicht gleich den ganzen Ort wieder in Pinningen umbenennen sollte. Zuerst sei er etwas irritiert, aber auch amüsiert gewesen. „Ich hatte keinen Glauben daran, dass das klappt“. Um herauszufinden, wie die Menschen denken, startete er eine kleine Umfrage. Unter anderem fragte er eine ältere Frau. „Sie wohnen jetzt in Neualtheim, soll das Dorf in Pinningen umbenannt werden. Diese antwortete erstaunt: „Wieso? Es heißt doch Pinningen.“ Bei der anschließenden Frage im Blieskasteler Rathaus, ob die Umbenennung möglich sei wurde ihm mitgeteilt, dass dazu lediglich ein Stadtratsbeschluss nötig sei.

Am 1. Juli 2007 wurde Neualtheim dann offiziell wieder in Pinningen umbenannt. In der neueren Ortsgeschichte, die mit der Erwähnung in einer Beschwerdeschrift aus dem Jahre 1700 begründet wurde, ist auch nachzulesen, dass statt Pinningen 26 Jahre später im sogenannten „Altheimer Vertrag“ erstmals der für viele so widersprüchliche Name Neualtheim auftauchte. Damals wurde er auf dem gemeinschaftlichen Banngebiet von Altheim und Böckweiler errichtet und in Kirchenbüchern auch „im neuen Altheim“ bezeichnet. Die Altheimer Nachbarn haben in den Jahrhunderten immer wieder versucht, neue Siedler zu vertreiben und auch gerichtlich erreicht, dass für die Pinninger nur drei Schornsteine genehmigt wurden, die dann auch rauchen durften.

 Die Kreuzigungsgruppe am Pinninger Friedhof, der erst 1929 von den Bürgern eingeweiht werden konnte.

Die Kreuzigungsgruppe am Pinninger Friedhof, der erst 1929 von den Bürgern eingeweiht werden konnte.

Foto: Wolfgang Degott

Der Kern des Ortes ist wohl am heutigen Dorfbrunnen an der Hauptstraße zu suchen, wo beispielsweise beim Aushub des Brunnenschachtes ein Hufeisen aus der Römerzeit gefunden wurde. Im Pinninger Ortswappen wird an die Gründung der Siedlung auf dem Gebiet des untergegangenen Hornbacher Klosterhofes durch den Abtstab und die beiden Ähren erinnert. 1478 wurde der Pinninger Hof als Gut des Klosters Hornbach genannt.

Eine weitere Besonderheit stellt die Geschichte des Friedhofs dar. Bis 1927 wurden die Verstorbenen auf dem Altheimer Friedhof beigesetzt. Doch schon seit 1864 hatten die Pinninger es angestrebt, einen eigenen anzulegen. Nach vielen Anstrengungen gelang dies jedoch erst 1929 mit der feierlichen Weihe. Der Friedhof liegt am Ortsausgang an der Straße nach Altheim und ist von einer Mauer umgeben. Am Ende des Mittelganges steht ein 1933 aufgestelltes Friedhofskreuz. An der rechten Umfassungsmauer wurde 1989 eine Gedenkstätte für die Opfer der beiden Weltkriege errichtet. Links thront eine 4,20 Meter hohe, 1851 gesetzte Kreuzigungsgruppe mit den Assistenzfiguren Maria und Johannes. Sie wurden 2015 restauriert.

Die etwas besondere Situation von Ort und Geschichte hat die Menschen zusammengeschweißt. Das ist auch heute noch sichtbar, wenn der Ortsrat zusammen kommt. „Bei größeren Projekten ist es sehr wichtig, dass wir einstimmige Beschlüsse fassen“, so Rauls. Diese Praxis hält man auch schon seit vielen Jahren eisern durch. So wurde zuletzt der neue Kinderspielplatz realisiert, aber auch das derzeitige Vorhaben der Sanierung des Dorfgemeinschaftshauses mit eingebauter Küche auf den Weg gebracht. Hier investiert die Dorfgemeinschaft mit ihren drei Gruppierungen Feuerwehr, Landfrauenverein und Theaterverein zusammen mit dem Ortsrat rund 16 000 Euro. Das größte Pinninger Fest, die Kerb, die immer anfangs Juli gefeiert wird, musste diesmal wegen der Corona-Pandemie jedoch ausfallen.

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