Biesingen Den Brauch der Kirchweih mit Leben gefüllt

Biesingen · Als eine der letzten Kerwe im Stadtgebiet Blieskastel wurde in Biesingen nach alter Tradition die Martini-Kerb gefeiert, dies bereits im 60. Jahr. „Auch wenn es keinen Kirmesplatz mit Fahrgeschäften mehr gibt, der alte Brauch mit Umzug, Kerwe-Rede und Kerwe-Strauß wird bei uns noch groß geschrieben“, betonte Oberstraußbub Lars Scheller (22). Samstagmorgens wurde die Kerb an der alten Linde ausgegraben, am Nachmittag erfolgte ein Fassanstich mit Beteiligung der Bevölkerung durch Ortsvorstehern Annette Weinmann am Feuerwehrhaus. Alle waren da schon „gudd druff“.

 Beim Umzug durch den Stadtteil Biesingen hatten Straußjugend und Kerwegäste, hier am Dorfplatz mit Ortsvorsteherin Annette Weinmann (rechts), ihren Spaß.

Beim Umzug durch den Stadtteil Biesingen hatten Straußjugend und Kerwegäste, hier am Dorfplatz mit Ortsvorsteherin Annette Weinmann (rechts), ihren Spaß.

Foto: Hans Hurth

17 Mädels und Jungs füllten den Brauch der Kirchweih mit Leben und trugen stolz ihren selbstgeschmückten Kerwe-Strauß mit 8000 bunten Bändchen vor sich her. Vom Grün des Baumes war nach zehnstündiger Arbeit da nur noch wenig zu sehen. Erstmals bei der Straußjugend dabei waren Max Massing, Gloria Matheis, Niklas Arnold, Jan- Philipp Schegerer, Sascha Hoffmann und Jonas Bischoff. Von samstags bis mittwochs hatte Lars Scheller mit seinen Mitstreitern ein kräftezehrendes Programm zu absolvieren. Dazu gehört auch die Mitgestaltung des Vorabendgottesdienstes in der Pfarrkirche St. Anna. Die Straußgesellschaft trug die Fürbitten vor, der Baum wurde von Pfarrer Hieronim gesegnet und die Kerb angesagt.

„Bereits 1760 erhielt das Dorf Biesingen die Erlaubnis, eine kleine Kirche zu bauen, die 19 Meter lang und 6,50 Meter breit war. Diese wurde 1904 abgerissen und dafür ein größerer Neubau geplant“, erzählte uns der bekannte Heimatforscher und Autor des Biesinger Heimatbuches, Benno Boßlet. Die Konsekration durch den Bischof erfolgte im Jahre 1905. Heute ist die St. Anna Kirche aus jeder Richtung von weitem gut zu sehen und gilt für Piloten des Saarbrücker Flughafens als Fixpunkt vor der Landung. Zurück zur Straußjugend: Zu jedem Tag zählte ein zünftiger Frühschoppen, unterwegs dabei war eine originelle Musikbox mit einem Kühlfach für Getränke. Seppche, Knaddalie, Lui, Brutzi oder Jabbo- jeder hatte sein persönliches Fach. Der absolute Höhepunkt in der Kerwe-Kluft war am Sonntagnachmittag am FVB-Vereinsheim im Günter-Müller Sportpark die Kerweredd, die viele Zuhörer anlockte. Ereignisse des dörflichen Lebens und Missgeschicke Biesinger Bürger waren von Philipp Walle und Jonas Lenhard in heitere Episoden verpackt.

„Gekonnt und lustig vorgetragen, nie unter der Gürtellinie – so stellt man sich eine gelungene Kerweredd vor“, freute sich der frühere Fußballer Heinz Scheller. Die Martinikerb endete am Mittwochabend im Schnapsheisje, dem Vereinshaus des OGV. Dort servierte Vorstand Werner Lauer gemeinsam mit Michael Matzanke seine selbst eingelegten Heringe, ehe letztmals der Schlachtruf „Wem isch die Kerb?“ im Blieskasteler Stadtteil erschallte.

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