Jubiläum Das Trauercafé spendet Trost in schwerer Zeit

Niederwürzbach · Die „Oase“ in Niederwürzbach ist ein Ort, an dem Trauernde und Traurige zusammenfinden. Christa Baquet ist die Leiterin.

 In diesem Jahr besteht das Trauercafé „Oase“ in Niederwürzbach zehn Jahre. Christa Baquet leitet den Trauerkreis.

In diesem Jahr besteht das Trauercafé „Oase“ in Niederwürzbach zehn Jahre. Christa Baquet leitet den Trauerkreis.

Foto: Cornelia Jung

Es gibt keine einfachen Rezepte, wie mit Trauer umzugehen ist. Der eine vergräbt sich in Arbeit, der andere geht in sich und will mit der Trauer um einen geliebten Menschen allein sein, wieder andere wollen reden. Familie und Freunde sind manchmal damit überfordert, dem Trauernden eine Stütze zu sein. Hier kann der Umgang mit Menschen helfen, die in einer ähnlichen Situation sind.

Das Trauercafé „Oase“ in Niederwürzbach ist solch ein Ort, wo sich Trauernde und Traurige seit nunmehr zehn Jahren unter der Leitung von Trauerbegleiterin Christa Baquet zusammenfinden. Gemeinsam wird versucht, dem Gefühlschaos nach einem Verlust Herr zu werden, seinen ganz eigenen Weg der Trauer zu finden um damit weiterzuleben. Nachdem Christa Baquet vor einigen Jahren körperlich und seelisch an ihre Grenzen kam, wurde ihr bewusst, dass sich in ihrem Leben etwas ändern müsse. „Ich habe mir gesagt, es ist nie zu spät, etwas zu finden, was mich ausfüllt.“ Nachdem sie zunächst einige Zeit im ambulanten Hospizdienst tätig war, machte die gelernte Einzelhandelskauffrau mit 58 Jahren eine zweijährige Ausbildung zur Trauerbegleiterin. Darauf ist sie stolz und auch darauf, nun andere Menschen unterstützen zu können. „Es reicht nicht, sich nur mit dem Leben auseinanderzusetzen. Der Tod gehört dazu“, sagt sie, „Die Trauer unter den Teppich zu kehren, bringt nichts. Man muss sie auch aushalten können.“

Dass dies nicht so einfach ist, wissen fast alle der rund 30 Frauen und Männer, die sich regelmäßig zu den wöchentlichen Treffen einfinden. Allein im vergangenen halben Jahr kamen zwölf Personen neu in die Runde, von der sie durch Bekannte erfuhren. Bevor Neulinge zum ersten Mal dem Trauerkreis beiwohnen, wird ein Einzelgespräch geführt. Nicht immer ist es Trauer, die sie nach Niederwürzbach führt. Ein Ausgebranntsein oder gescheiterte Beziehungen können durch den Verlust an Lebensqualität ebenfalls zu einer tiefen Traurigkeit führen, die einer Trauer ähnlich ist. Wie wichtig das Gespräch mit verständnisvollen Menschen und das Miteinander sind, zeigt die Tatsache, dass einige Besucher schon von Anfang an dabei sind. Sie bringen sich mit Themen in den Kreis ein, bei denen nicht immer die Trauer im Mittelpunkt steht. Es werden unter anderem auch kleine, der Jahreszeit entsprechende Vorträge angeboten, und manchmal geht es um Lebensbewältigung, das Haushalten mit Ressourcen oder den Umgang mit der Einsamkeit. In der „Oase“ lernt man aber auch, sich wieder selbst wahrzunehmen, Geduld mit sich zu haben, über seine Gefühle zu sprechen und wieder Träume zuzulassen. Dabei gehe es nicht darum, die Trauer zu verdrängen, sondern mit ihr leben zu können. Nicht immer gelingt das. Manch einer bemerkt erst in diesem geschütztem Raum, dass er bisher gar nicht richtig trauern konnte.

Das Durchschnittsalter der Gäste des Trauercafés, die aus dem gesamten Saarpfalz-Kreis und darüber hinaus kommen, liegt bei rund 65 Jahren, die Jüngste ist 49, die Älteste 91. Bei Christa Baquet fühlen sie sich angenommen. „Ich bin froh, dass ich mitgegangen bin“, sagt eine 77-Jährige aus Ommersheim, deren Mann vor sieben Jahren verstarb und die seit drei Jahren ins Trauercafé kommt. „Für mich sind der Jürgen (Christa Baquets Mann) und die Christa Engel. Es gibt selten so liebe Leute.“ Eine 89-Jährige kann da nur zustimmen: „Das ist der einzige Lichtblick für mich. Ich zähle schon immer die Tage, bis es wieder soweit ist.“ Für Christa sind die zehn Jahre seit dem ersten Trauercafé wie im Fluge vergangen. Sie erzählt von den wunderbaren Menschen, die sie im Laufe der Zeit kennenlernte, von tröstenden Umarmungen und dem Voneinanderlernen. Über die Jahre entwickele sich eine Art Gruppendynamik, da gehe es auch mal „ans Eingemachte“, wie eine Besucherin sagt. Man spreche sich mit dem Vornamen an, es werde aber nicht gefragt, was einer ist oder denkt.

Für Christa Baquet ist es selbstverständlich, für die anderen da zu sein und ihnen in einer schweren Zeit ihres Lebens zur Seite zu stehen: „ Dies ist auch für unser Leben eine große Bereicherung. Der einzige Wermutstropfen ist für mich, dass diese wichtige Aufgabe, die ich für die Gesellschaft leiste, weder von einer staatlichen noch von einer kirchlichen Stelle wahrgenommen oder gar in irgendeiner Form gewürdigt wird.“

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