Mitarbeiter wenden sich mit schweren Vorwürfen an die Öffentlichkeit Unhaltbare Zustände in Bliestal Kliniken?
Blieskastel · Es gibt massive Mitarbeiter-Beschwerden über „Missstände“, die Leben kosten können in Corona-Zeiten.
In ihrer Angst, gesundheitlich auf der Strecke zu bleiben oder ihr Leben durch abgrundtiefen Leichtsinn auszuhauchen, haben sich am gestrigen Donnerstag – unabhängig voneinander – gleich zwei Mitarbeiter der Mediclin Bliestal Kliniken an unsere Zeitung gewandt. Sie behaupten Ungeheuerliches in Zeiten von Corona. In einer Zeit, in der man gemeinhin alle erdenkliche Vorsicht walten lassen sollte.
„Wir sind so aufgestellt und ausgerüstet, als gäbe es diese Krise nicht.“ Das sagt einer unserer Gesprächspartner, der hierzu einige Beispiele nennt. Patienten – überwiegend Senioren, teils auch mit Vorerkrankungen – seien enorm gefährdet. Es gebe zwar drei unterschiedliche Essenszeiten mit Warteschlangen, inklusive der vorgeschriebenen Abstände von 1,5 bis 2 Meter. Aber: Bei Tisch würden Männer und Frauen eng beieinander sitzen. Es gebe auch ein Foto, das diese Verhältnisse dokumentiere. „Keiner fühlt sich bemüßigt, das zu ändern“, lautet der harsche Vorwurf an die Klinikleitung. Gefährdet sei natürlich auch das Personal. Es sei in Gefahr, weil keine Sicherheitsmaßnahmen ergriffen würden. Was das enge Beieinandersitzen im Speisesaal angeht, so soll nach Beobachtung eines Mitarbeiters das Ganze am gestrigen Donnerstag nicht mehr ganz so schlimm gewesen sein wie die Tage zuvor. Der Wahrheit halber müsse man konstatieren, dass die Leute „nicht mehr wie die Heringe aufeinander sitzen“.
„Absurd“, sagt der Mann dazu, was aus seiner Sicht in der Kurklinik abgeht. Anfang der Woche habe es einen Vortrag gegeben zur Ernährung, knapp 60 Personen hätten da in einem Raum beieinander gesessen. Im Übrigen sei zumindest von einem Leitenden Arzt Ministerpräsident Tobias Hans verbal „übelst beleidigt“ worden – ob seiner Auflagen im Land, die die weitere Verbreitung des Virus verhindern sollen. Er sei als „Vollidiot“ bezeichnet worden. „Sehr verwunderlich ist die Diskrepanz zwischen dem, was draußen an ganz strikten Regeln gilt und dem, was hier alles nicht beachtet wird“, sagt der andere Gesprächspartner am Telefon. „An jeder Aldi-Kasse ist ein Plexiglas-Schutz, bei uns wird teils mit einem Band gesperrt“, fügt er noch hinzu. „Null Schutz“ auch für das Personal, das die neu eintreffenden Patienten in Empfang nehme, man sitze ihnen wie in Vor-Krisenzeiten gegenüber am Schreibtisch. Und die Verharmlosung der Verantwortlichen sei unerträglich. Bislang habe es auch noch keine einzige Mitarbeiterversammlung gegeben, bei der sich die Klinikleitung einmal hätte positionieren können. „Es geht hier um Besitzstandswahrung. Es geht ums Geld. Das ist eine ganz bittere Situation.“
Unsere Zeitung hat Thomas Schneider, dem hier zuständigen Mediclin-Regionaldirektor, einen Fragenkatalog per Mail übermittelt – mit der Bitte um zeitnahe Stellungnahme. Darin nimmt er Stellung zu den Vorwürfen aus seinem Haus (siehe unten).
Unsere Zeitung hat auch das zuständige Gesundheitsamt im Saarpfalz-Kreis mit den schweren Vorwürfen aus der Klinik konfrontiert. Wir wollten wissen, ob die Fachbehörde auch mal daran denkt, eine spontane Prüfung zu unternehmen – und wenn ja wann. Natürlich wollen wir auch wissen, was dabei herausgekommen ist. Und wie man weiterhin verfährt, etwa hinsichtlich weiterer Kontrollen.
Die prompte Antwort: Das Gesundheitsamt des Kreises stehe „seit Bekanntwerden von Reklamationen mit der Klinik in Kontakt“. Ein Mitarbeiter des Gesundheitsamtes wollte noch am Donnerstag die Bliestal Kliniken aufsuchen, um die Zustände zu überprüfen. Vielleicht kommt man da auch mal mit dem Personal ins Gespräch und erfährt möglicherweise noch mehr als das, was unserer Zeitung zu Ohren kam.
Und was ist eigentlich mit den drei Corona-Verdachtsfällen in der Klinik (wir berichteten)? Liegen die Testergebnisse mittlerweile vor? Diese drängende Frage wartet noch auf eine Antwort. .