Brutal bitter: Die bessere Elf verliert

Ballweiler · Fußball kann so ungerecht sein. Da waren sich nach dem Relegationsspiel in Furpach beide Seiten einig, dass die SG Ballweiler-Wecklingen-Wolfersheim trotz der 2:4-Niederlage nach Verlängerung gegen die Spvgg. Quierschied das bessere Team war. Mann des Tages war Spvgg-Spielertrainer Markus Woll.

 Quierschieds Spielertrainer Markus Woll wechselte sich selbst ein und traf dann in der Verlängerung zum 3:2. Danach zog er beim Jubeln sein Trikot aus. Ballweilers Spielertrainer Sascha Meyer schaut dagegen konsterniert drein.Foto: thiel

Quierschieds Spielertrainer Markus Woll wechselte sich selbst ein und traf dann in der Verlängerung zum 3:2. Danach zog er beim Jubeln sein Trikot aus. Ballweilers Spielertrainer Sascha Meyer schaut dagegen konsterniert drein.Foto: thiel

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85 Minuten sind am Mittwochabend gespielt, als es im dramatischen Aufstiegsspiel zur Fußball-Saarlandliga zum entscheidenden Wendepunkt kommt. Die Sportvereinigung Quierschied liegt gegen die SG Ballweiler-Wecklingen-Wolfersheim mit 1:2 hinten. Markus Woll, der Quierschieder Spielertrainer, zieht die letzte Option, wechselt sich in seinem letzten Spiel als Trainer selbst ein. Knapp 50 Minuten und zwei Woll-Tore später ist es amtlich: Mit einem 4:2-Erfolg nach Verlängerung steigen die "Wambe" ins saarländische Oberhaus auf.

"Mir fehlen die Worte", sagt Woll nach einem Spiel, das seine Mannschaft eigentlich nicht mehr gewinnen konnte. Quierschied war schon zum Ende der Partie stehend K.o.. Ballweiler, das Team der Zwillinge Marco und Sascha Meyer, die bessere Elf. Doch: "Der Fußballgott war heute Quierschieder", hielt Woll nach dem Drama vor rund 800 Zuschauern in Furpach sichtlich berührt fest.

Quierschied hatte einen perfekten Start ins Duell der Verbandsliga-Vizemeister erwischt. Schon in der dritten Minute köpfte Torsten Büchel eine Ecke von Lukas Mittermüller mutterseelenallein zum 1:0 ein. Mit zunehmender Spieldauer wurde Ballweiler aber immer griffiger - und sorgte nach der Pause für die verdiente Wende. Erst traf Torjäger Christopher Dahl, der vor dem Strafraum von den immer mehr abbauenden Quierschiedern nicht angegriffen wurde, mit einem 18-Meter-Schuss zum 1:1 ins linke Eck (67.). Nachdem Marco Meyer in der 82. Minute per Foulelfmeter - Bruder Sascha war von Quierschieds Torwart Kai Berrang gelegt worden - das 2:1 für Ballweiler markiert hatte, schien die Entscheidung gefallen. Doch dann kam Woll. In der zweiten Minute der Nachspielzeit stand er nach einer Ecke von Julian Fernsner goldrichtig, drückte am langen Pfosten zum 2:2 ein. Der Jubel unter den vielen Quierschieder Fans kannte keine Grenzen.

Ins Tor gestolpert

Die Steigerung dessen folgte in der 118. Minute: Die offensiv gar nicht mehr in Erscheinung tretenden Quierschieder bekamen knapp 30 Meter vor dem Tor noch mal einen Freistoß. Fernsner nahm sich der Sache an, blieb an der Mauer hängen, doch der Ball prallte in hohem Bogen vor Wolls Füße, der ihn irgendwie am konsternierten SG-Torwart Tim Christiansen vorbei ins Tor stolperte.

Direkt danach traf Sascha Schaum zum 4:2 (120.), ehe Woll beim Abpfiff die Arme ausbreitete, ungläubig nach oben blickte - und von den auf das Feld rennenden Fans eine Bierdusche nach der anderen verpasst bekam. "Wir haben heute kein gutes Spiel gemacht, aber gekämpft ohne Ende. Das Lob gebührt nicht mir, sondern der Mannschaft", gab sich Woll bescheiden. Doch er kam um die Heldenrolle nicht umhin, zumal er jetzt nach dem vierten Aufstieg in sechs Jahren als Quierschieder Spielertrainer eine Pause einlegt und nur noch Spieler der Reserve-Mannschaft sein wird.

Bei den Unterlegenen machten sich Ungläubigkeit und tiefe Trauer breit: "Wir dürfen uns das niemals mehr nehmen lassen", sagte Torschütze Dahl. "Das ist brutal bitter. Mir fehlen die Worte, denn wir waren die bessere Mannschaft", meinte Sascha Meyer, der mit der SG schon vor zwei Jahren im Aufstiegsspiel mit 0:3 am 1. FC Reimsbach gescheitert war. "Es ist ärgerlich, dass wir alle Tore durch individuelle Fehler und nach Standards kassiert haben. Das darf in so einem Spiel nicht passieren. Wir haben ein Jahr lang dafür gekämpft, und dann wird diese Arbeit in einer Minute zerstört", sagte Ballweilers Jan Berger, der Spielertrainer bei Landesligist SV Kirrberg wird.

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