Eine versuchte Brandstiftung und ihre Folgen Brandschutzanlage für eine prächtige Kirche

Biesingen · Grund der geplanten Anschaffung: Ein Anschlag auf das katholische Gotteshaus St. Anna in Biesingen.

 Ortsvorsteherin Annette Weinmann und Pfarrer Hieronim informierten in der prachtvollen Kirche St. Anna  über die geplante Brandschutzanlage.

Ortsvorsteherin Annette Weinmann und Pfarrer Hieronim informierten in der prachtvollen Kirche St. Anna  über die geplante Brandschutzanlage.

Foto: Hans Hurth

Eine versuchte Brandstiftung vor einigen Wochen in der Pfarrkirche St. Anna war Anlass für die Mitglieder des Ortsrats Biesingen, einen Betrag von 1000 Euro für die Sicherheit des Gotteshauses zur Verfügung zu stellen. Wie unsere Zeitung berichtete, betrat ein bislang unbekannter Täter zwischen dem 21. und 22. März während der Besuchszeit den Innenraum der katholischen Kirche St. Anna. Das Sitzpolster einer hölzernen Gebetsbank wurde, auf noch unbekannte Art und Weise, in Brand gesteckt. Bei der starken Hitzeentwicklung wurden Sitzpolster, Holzbank und Dielenboden in Mitleidenschaft gezogen. „Zum großen Glück entwickelte sich kein verheerender Brand“, so die Polizei nach ihren ersten Ermittlungen.

„Nicht vorstellbar, wenn unsere wunderbare Kirche mit ihrer einzigartigen Innenausstattung beschädigt oder gar niedergebrannt wäre“, hielt Ortsvorsteherin Annette Weinmann fest. Der Ortsrat bitte daher herzlich die Biesinger Bürgerinnen und Bürger sowie Sponsoren um weitere Spenden, damit schnellstmöglich eine Brandschutzanlage in der Kirche eingebaut werden kann.

Ein Vor-Ort-Termin mit einer Fachfirma, Pfarrer Hieronim Jopek, Ortsvorsteherin Annette Weinmann, ihrem Stellvertreter Sven Dörrenbächer und Ortsratsmitglied Markus Gerber habe bereits stattgefunden, so war in der Sitzung des kommunalen Gremiums zu erfahren.

Ein Blick in die Geschichte: Die denkmalgeschützte katholische Pfarrkirche St. Anna, eine weithin sichtbare Landmarke, wurde 1903 bis 1905 nach Plänen des Architekten August Barth (Kaiserslautern) erbaut. Mit freiwilligen Spenden und zahlreichen Stiftungen hatten damals die Biesinger Bürgerinnen und Bürger die finanziellen Mittel für den Neubau der Kirche und die prachtvolle Inneneinrichtung aufgebracht. Im Inneren des Gotteshauses sind aus der Erbauungszeit der Hochaltar und die Seitenaltäre „St. Joseph“ und „Maria“, von der Firma Ferdinand Stuflesser (Südtirol), erhalten. Die Kirchenfenster der Gebrüder Schmitt (Bamberg) entstanden ebenfalls 1905. Die Steinmeyer-Orgel, 1913 aufgebaut und feierlich eingeweiht, gilt heute wegen ihrer besonderen Technik – einer pneumatischen Steuerung – als Rarität. Seit 15 Jahren ist Organist Franz Josef Berwanger aus Hassel Begleiter an der besonderen Orgel in den Gottesdiensten.

Die in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts geschaffene Anna Selbdritt-Gruppe gehört ebenfalls zur wertvollen Ausstattung der Kirche.

„Auf beherrschender Höhe grüßt unsere Pfarrkirche St. Anna seit nunmehr mehr als 100 Jahren weit in die Ferne und beherrscht das Ortsbild. Wie ein Finger Gottes ragt der schlanke hohe Turm in den Himmel. So ist die Biesinger Höhe ohne die Kirche kaum vorstellbar“, sagte Pfarrer Hieronim unserer Zeitung.

Bereits vor 75 Jahren, im März 1945, retteten Pfarrer Aloys Haas und mutige Männer aus Biesingen die Kirche vor der Zerstörung. „Sie entfernten unter Lebensgefahr heimlich Kisten mit Dynamit aus dem Kirchturm, die dort von SS-Soldaten kurz vor Kriegsende hingebracht worden waren. Der Turm sollte gesprengt werden, da er als Orientierungspunkt für anrückende US-Truppen hätte dienen können. Eine Heilige Messe für diese tapferen Männer sollte am 14. März 2020 in der Kirche St. Anna stattfinden. Sie musste leider wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden“, erklärte Annette Weinmann. Auf Anregung einer Stammtischrunde um Heimatforscher Benno Boßlet, Albert Hennrich und weiteren acht Mitgliedern wurde im März 2003 eine Gedenktafel an der Pfarrkirche mit den Namen der tapferen Männer angebracht.

Spenden für die Brandschutzanlage nehmen die katholische Kirchenstiftung St. Anna Biesingen, Pfarrer Hieronim und Ortsvorsteherin Annette Weinmann entgegen.

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