Biesinger Friedhof verwüstet

Biesingen. Große Aufregung herrschte gestern in Biesingen, wo zwei Kinder in der Nacht zum Dienstag den Friedhof verwüstet und einen großen Sachschaden angerichtet hatten. Anwohner hatten Lärm gehört und die Polizei gerufen. Die hatte die Jugendlichen angetroffen - die Übeltäter stehen also fest. Es ist ein 14-jähriger Junge aus Biesingen und sein 12-jähriger Pflegebruder

Biesingen. Große Aufregung herrschte gestern in Biesingen, wo zwei Kinder in der Nacht zum Dienstag den Friedhof verwüstet und einen großen Sachschaden angerichtet hatten. Anwohner hatten Lärm gehört und die Polizei gerufen. Die hatte die Jugendlichen angetroffen - die Übeltäter stehen also fest. Es ist ein 14-jähriger Junge aus Biesingen und sein 12-jähriger Pflegebruder. Beide wohnen im Ort und gaben die Tat sofort zu. Kreuze wurden zerbrochen, Grabsteine zerkratzt, Lampen zertreten und Blumen herausgerissen. Nach ersten Erkenntnissen der Polizei sind etwa 110 Gräber betroffen. Als Motiv gab einer der Tatbeteiligten an, dass sie sich gelangweilt hätten, so die Polizei gestern Nachmittag. Die Eltern der Kinder sind geschockt. Mutter und Vater, beide sind Sozialpädagogen und arbeiten in Jugendeinrichtungen, wandten sich sofort an die Öffentlichkeit. An jedes beschädigte Grab hingen die Kinder einen Brief an die Angehörigen, entschuldigten sich und räumten ein, eine "große Dummheit" gemacht zu haben, für die sie geradestehen würden. Tränen in den AugenDer Vater versuchte am Morgen noch, den Schaden selbst zu beheben: "Ich bin mit Werkzeug losgezogen, aber der Schaden war viel zu groß", sagt er. Seine Frau ist schockiert, hat Tränen in den Augen. Sie sorgt sich um das Ansehen im Ort und um die beiden Jungs. Sie waren nicht auf einer Party, sie schliefen zusammen im Wohnzimmer. "Ausnahmsweise, weil Ferien sind", wie die Mutter sagt. Dann haben sie sich im Keller Alkohol besorgt und getrunken. Die Eltern haben den Ausflug zum Friedhof erst bemerkt, als die Polizeibeamten klingelten. "Unser Pflegesohn war schon in mehreren Einrichtungen, wir wollten ihm in Biesingen eine Chance geben", sagt der Pflegevater. Das Kind sei bislang unauffällig gewesen. Jetzt, so die Mutter, falle mindestens der Urlaub aus, um den Schaden zu begleichen. Die Polizei hat den Sachverhalt aufgenommen, erstattet Anzeige wegen Störung der Totenruhe und Sachbeschädigung. Auf 10 000 Euro schätzt die Polizei den Schaden. Auf dem Friedhof waren gestern viele Bürger sehr erregt. Ortsvorsteher Werner Weihrauch besänftigte: "Wir dürfen jetzt keinen Skandal daraus machen." Zusammen mit dem Beigeordneten Georg Wilhelm hat er die Familie besucht, die sich sofort gemeldet und die Tat zugegeben habe. "Die Familie ist geschockt, die Kinder sind einsichtig. Zudem handelt es sich auch noch um ein Pflegekind. Die Tat war Vandalismus, richtete sich aber nicht gegen einzelne oder die Biesinger Bevölkerung", sagt Wilhelm. Die beiden Kommunalpolitiker wünschen sich, dass der Schaden aufgenommen, aber nicht hochgetrieben wird. Allen Geschädigten soll ein Treffen angeboten werden. "Wir machen wahrscheinlich eine kleine Bürgerversammlung, um die Schäden zu sammeln", sagt der Ortsvorsteher. Auch Betroffene auf dem Friedhof sind versöhnlich. "Es ist ja nur Sachschaden", sagt ein Mann. Ein anderer empört sich über diese Sichtweise. "Natürlich sind jetzt alle sehr aufgeregt", weiß Weihrauch. Die beiden Jungs, die noch dazu straf-unmündig sind, werden sich aktiv an der Wiedergutmachung beteiligen müssen. Das sehen auch deren Eltern so, die noch am Morgen die Entschuldigungsbriefe mit eindeutigem Absender aufsetzten. "Wenn gewünscht, reden die Jungs auch mit den Geschädigten persönlich", sagt die Mutter.

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