Betreuung an der frischen Luft Hier verliert die Brennessel ihren Schrecken

Blieskastel/Lautzkirchen · Seit Frühling dieses Jahres gibt es den städtischen Biosphären-Waldkindergarten in Blieskastel. Es sind noch Plätze frei.

 Die Kinder zeigen zusammen mit Erzieherin Jutta Weyand und der Kita-Leiterin Christine Herzog (rechts), wie man die Brennessel anfasst, ohne Hautreizungen zu bekommen.

Die Kinder zeigen zusammen mit Erzieherin Jutta Weyand und der Kita-Leiterin Christine Herzog (rechts), wie man die Brennessel anfasst, ohne Hautreizungen zu bekommen.

Foto: Erich Schwarz

. Ortstermin im Lautzkircher Wald: Man besucht nicht etwa den Förster oder Waldarbeiter. Lautes Kinderlachen schon von Weitem: Die Kleinen des städtischen Biosphären-Waldkindergartens Blieskastel sind in ihrem Frühstücksnest mitten im Forst. Drei Erzieherinnen sind bei den Kindern, heute ist auch noch ein Papa mit einem Jungen zum Reinschnuppern mit dabei. Die Jungen und Mädchen tollen im Wald herum, es sind Seile zum Balancieren gespannt, und es gibt auch Schaukeln, hergestellt aus Seilen und einem Holzstück.

Voller Stolz berichten Kinder und Erzieherinnen vom letzten Projekt. Man hat sich der Brennessel angenommen. Die Kinder gehen zu den Brennesseln hin und zeigen dem Mann von der Zeitung, wie man die Pflanze anfasst, ohne dass man unangenehme Hautreizungen bekommt. Sogar Pfannkuchen wurden mit Brennesseln als Zutat gebacken, Tee und Suppe gekocht: „Und das schmeckt sehr fein“, erzählt eines der Kinder. „Und die Kinder lernen auch den respektvollen Umgang mit den Pflanzen“, fügt Erzieherin Jutta Weyand hinzu.

Seit April hat Blieskastel einen Waldkindergarten, neben Merzig der zweite im Saarland. Er befindet sich im Stadtwald Blieskastel-Lautzkirchen und ist dem Biosphären-Kindergarten Ballweiler angegliedert. Wie Kindergartenleiterin Christine Herzog mitteilt, sind insgesamt vier Erzieherinnen im Waldkindergarten beschäftigt – davon zwei in Teilzeit, so dass immer die drei vorgeschriebenen Erzieherinnen bei den Kleinen sind. „Die Erzieherinnen haben sich alle entsprechend für diese Aufgabe fortgebildet“, erläutert die Kindergartenleiterin.

Doris Wesely, eine der Erzieherinnen, erzählt, dass jede der Kolleginnen sozusagen ein Spezialgebiet abdeckt: „Eine ist Expertin in Sachen Kräuter, eine andere in Psychomotorik oder wieder eine andere in Musik“. Jutta Weyand ist für die Kräuter zuständig, auch sie hat sich entsprechend fortgebildet und ist damit auch die Brennessel-Expertin. Im Informationsprospekt kann man erfahren, dass der Waldkindergarten besonders durch seine Lage in der Biosphärenregion Wert legt auf das Kennen- und Schätzenlernen der Umwelt. Dafür biete ein Waldkindergarten optimale Voraussetzungen. Dieser wird mit einer Gruppe geführt und kann bis zu 20 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren aufnehmen.

Die Kleinen halten sich täglich in der freien Natur auf. Es werden Exkursionen in den Wald zu den verschiedenen Spielbereichen unternommen. Ab und zu gibt es auch einen Platz-Tag, wo sich die Kinder nur am Sammelplatz beim Bauwagen befinden. In den Spielbereichen im Wald, für die Kinder entsprechend markiert, dürfen sie sich frei bewegen. Die Spielbereiche werden vom Forst in Stand gehalten und fortlaufend, etwa nach Baumbruch, kontrolliert. Am Sammelplatz befindet sich ein Schutzwagen, der als Materiallager oder als Aufenthaltsraum dient. Er ist mit einer Toilette, Gasheizung und Wasser (täglich aufgefüllt) ausgestattet. Zudem verfügt der Wagen über eine Solarmodulanlage, so dass auch Strom vorhanden ist. Bei Sturm- oder Gewitterlagen und bei Temperaturen unter minus sechs Grad steht für die Kleinen ein Schutzraum im ehemaligen Kindergarten Bierbach zur Verfügung.

 „Ich war noch vor kurzem bei den Kindern im Wald und habe mir das alles angesehen“, erzählt Blieskastels Bürgermeisterin Annelie Faber-Wegener begeistert. Es sei toll mit anzusehen, wie sich das ganze Projekt immer mehr und immer positiver entwickelt, hat die Verwaltungschefin bei eigener Ansicht festgestellt. Auch Kita-Leiterin Christine Herzog ist von dem Konzept überzeugt, das die Natur in den Vordergrund rückt. „Es sind noch Kapazitäten frei, es können gern noch Kinder angemeldet werden“, unterstreicht die Erzieherin.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort