Dieses Spektakel zog viele Zuschauer an Die Storchenküken sind jetzt beringt

Blieskastel/Altheim · Eine Aktion in luftigen Höhen in Altheim. So können Experten nachvollziehen, woher die Vögel stammen.

 Die Prozedur beginnt. Dr. Kiepsch fährt hoch zum Nest. Die Storchenmutter fliegt aufgeregt umher.

Die Prozedur beginnt. Dr. Kiepsch fährt hoch zum Nest. Die Storchenmutter fliegt aufgeregt umher.

Foto: Erich Schwarz

„Das ist das erste ansässige Storchenpaar im Bickenalbtal seit 60 Jahren“, weiß Altheims Ortsvorsteherin Beate Lambert zu berichten. Und kürzlich war da ein ganz besonderer Tag für die Altheimer, die sehr stolz sind auf ihre Storchenfamilie: Die Beringung der beiden Storchenküken war angesagt, und das hatte sich schnell im Blieskasteler Stadtteil herumgesprochen. Etliche Familien mit Kindern waren in den Bereich Untere Mühle gekommen, um sich das Spektakel anzusehen.

Man habe in jüngerer Vergangenheit öfters Störche in und um Altheim wahrnehmen können, berichtet die Ortsvorsteherin. Zum Teil saßen sie auf den Flutlichtmasten des Sportplatzes, aber auch auf Hochspannungsmasten. Und das kann mitunter gefährlich werden. Christoph Braunberger, Storchenexperte, berichtet, dass die Tiere beim Koten unter Umständen einen tödlichen Stromschlag erhalten können. Also hat auch der Energieversorger, die Pfalzwerke, ein Interesse daran, dass sich die Tiere nicht darauf niederlassen. Und so haben die Pfalzwerke in Reinheim und eben auch in Altheim Masten aufgestellt. „Unser Schlosser hat dann ein Storchennest gebaut, und am Rosenmontag wurde der Mast mit dem Nest aufgestellt“, erinnert sich Beate Lambert. Dabei ist es schon ein bisschen Glückssache, ob das Nest dann auch tatsächlich angenommen wird.

Die Altheimer hatten das Glück, denn schon in der Karwoche erhielt es Besuch. Und anhand der Beringung konnte man auch ausmachen, woher der Gast kam. Es war kein fliegender Holländer, sondern sozusagen eine fliegende Pfälzerin, ein Storch aus dem pfälzischen Winden. Und da das Storchenweibchen offensichtlich etwas reinlicher war als das Männchen, wurde es von den Altheimern wegen seiner hellen Brustfiederung „Schneewittchen von Winden“ getauft. Ein Männchen gesellte sich dazu, das jungen Storchenglück hielt dann in Treue fest zueinander: Man gab auch nicht dem Balzgehabe eines französischen Storches nach, der mehrmals in der Nähe des hohen Nestes herumstolzierte und dort Avancen zu machen versuchte. Das Eheglück des ersten Bickenalb-Storchenpaares seit Jahrzehnten hielt also, und tatsächlich stellte sich dann auch Nachwuchs ein. Zwei kleine Jungstörche machten nun das Familienglück perfekt.

Man weiß sicher, dass die Jungen auch tatsächlich vom Storch gebracht wurden. Wie die Anwohner beobachten konnten, sorgt sich die (etwas sauberere) Mutter rührend um die Kleinen, stellt sich im Nest beispielsweise immer so, dass die Jungstörche schön im Schatten liegen können. Nun ist es ja nicht so, dass der Storchenvater etwa ein Rabenvater wäre. Aber tatsächlich haben die Beobachter festgestellt, dass ihm manchmal (wie gelegentlich im menschlichen Leben) ein bisschen Geduld mit den Kleinen fehlt. Ist seine Gemahlin etwas länger auf Futtersuche, klappert er nervös mit dem Schnabel, damit sich Frauchen auch sputet.

 Als wäre nichts gewesen: Nach der Beringung liegen die jungen Störche friedlich im Nest.

Als wäre nichts gewesen: Nach der Beringung liegen die jungen Störche friedlich im Nest.

Foto: Erich Schwarz
 Der Ring ist so etwas wie der Personalausweis des Storches. Die jeweilige Nummer wird nur einmal vergeben.

Der Ring ist so etwas wie der Personalausweis des Storches. Die jeweilige Nummer wird nur einmal vergeben.

Foto: Erich Schwarz

Am Tag der Beringung hatte sich Vater Adebar ganz vom Bickenalb-Acker gemacht, die Mutter beschützte die Kleinen. Mit Hilfe eines Hubsteigers der Pfalzwerke übernahmen der promovierte Nabu-Experte Sebastian Kiepsch und Nils Krämer von der Beringungsstation Saarlouis das Beringen der beiden Storchenküken. Mit dem Steiger fuhr der Pfalzwerke-Mitarbeiter in die Nähe des Nestmastes, dann ging es mit der Plattform nach oben. Sebastian Kiepsch hatte zuvor schon das Prozedere erklärt: „Die Mutter wird das Nest verlassen, wenn sie merkt, was da los ist“. Tatsächlich flog die Storchendame aufgeregt davon, kreiste mehrmals um das Nest und sah sich dann das Spektakel aus sicherer Entfernung, auf einem Ast sitzend an. Die Jungen im Nest stellten sich tot, wie vom Beringer zu Beginn genauso vorausgesagt. Ohne eine besondere Regung ließen die beiden Jungtiere die Prozedur über sich ergehen. Nach einer guten Viertelstunde war die Beringung abgeschlossen, die Tiere sind nun für immer registriert.

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