Altheim Auf die Mutter folgt der Sohn

Altheim · In Altheim kommt es zum Generationenwechsel: Landärztin Eva Baumann übergibt ihre Praxis an Sohn Raban.

 Nach 38 Jahren übergab Dr. Eva Baumann (Zweite von links) die Landarztpraxis in Altheim an ihren Sohn Raban (Dritter von links). Mit dabei waren die Ortsvorsteher Beate Lambert aus Altheim und Helmut Ruf aus Böckweiler.

Nach 38 Jahren übergab Dr. Eva Baumann (Zweite von links) die Landarztpraxis in Altheim an ihren Sohn Raban (Dritter von links). Mit dabei waren die Ortsvorsteher Beate Lambert aus Altheim und Helmut Ruf aus Böckweiler.

Foto: Wolfgang Degott

38 Jahre lang war Dr. Eva Baumann Landärztin in Altheim, hat sich Zeit genommen für ihre Patienten, ob bei Befindlichkeitsstörungen oder ernstzunehmenden Krankheiten. Sie hat immer den Menschen in den Mittelpunkt gestellt, der ihre Hilfe gesucht hat, ihm erklärt, was er hat, ihm aufgezeigt, wie er selbst damit klarkommen kann – und behutsame Therapie angeboten.

Jetzt gab sie die Praxis in der Serrstraße 5, im Haus, das sie mit ihrem Ehemann gebaut hat, an ihren Sohn Raban weiter. Er ist kein Unbekannter. Seit zwei Jahren hat der 39-Jährige seiner Mutter assistiert, so das „Innenleben“ der Praxis kennengelernt. Als drittes von vier Kindern, als einziger Sohn, trat er schon früh in die Fußstapfen seiner Mutter. Ihn zog es nach dem Abitur zum Medizinstudium an die Friedrich-Schiller-Universität nach Jena. Danach war er lange Jahre an einem Schwerpunktkrankenhaus in Eisenach tätig, hat Notfall- und Bereitschaftsdienst, das komplette Spektrum der ärztlichen Einsatzfelder erfahren, dabei die Geriatrie zu seinem Schwerpunkt gemacht. In seiner Ausbildung ist der Allgemeinmediziner breit aufgestellt, hat in seiner Ausbildung alle Bereiche, von der Orthopädie über Kinderheilkunde, Hauterkrankungen bis zur „Inneren“ alles kennengelernt.

„Wir sehen viele Dinge. Wir können es einordnen. Wir sollten aber wissen, wann wir zum Facharzt überweisen.“ Diesen Rat gibt ihm seine Mutter, die derzeit in einer Akupunktur-Fortbildung steckt. Damit geht sie in eine andere Richtung der Medizin, von wo aus die ein oder andere Beschwerde aus einer anderen Sicht, aber immer auf der Grundlage des schulmedizinischen Basiswissens behandelt werden kann.

Die gebürtige Ramsteinerin studierte in Homburg und wollte eigentlich in die Bliestal-Klinik nach Blieskastel. Sie zog es in die Kardiologie – bis heute ihre Leidenschaft. Doch damals ereilte sie der Wunsch ihres Vorgängers Dr. Kahle, seine Praxis zu übernehmen, den alteingesessenen Landarztstandort in Altheim weiterzuführen.

„Wer in Zweibrücken oder Richtung Homburg arbeitet, für den liegt der Kassenarztsitz Altheim auf dem Weg“, stellt die 68-Jährige fest. Ihre Patienten kommen aus der Umgebung, den Orten der Parr, aber auch aus Mittelbach, Zweibrücken und dem französischen Grenzgebiet.

Der vierfachen Mutter und fünffachen Oma, die sich in diesem Biotop viele Jahre sehr wohlgefühlt hat, bleibt jetzt mehr Zeit, ihrem Hobby, dem Tanzsport, zu frönen. In der Zweibrücker Tanzschule und in Berlin wird sie nun öfter mit ihrem Mann den Tango Argentino tanzen. Sie will aber auch weiterhin in der Praxis präsent sein, helfen, wenn sie gebraucht werde, wie sie sagt.

Baumann freut sich, dass mit ihrem Sohn auch die Betreuung der alten Menschen sichergestellt wird, dass es weiterhin im Umkreis von bis zu 15 Kilometern Hausbesuche geben wird, die wohnortnahe allgemeinmedizinische Versorgung und der enge Kontakt zu den Menschen der Region erhalten bleibt. „Hallo, wie geht’s? Was macht der Schnupfen, was macht der Husten?“ – das wird auch weiter zu ihrem Vokabular gehören. In einer Zeit des Informationsüberflusses, der zunehmenden Digitalisierung und Entpersönlichung, so Eva Baumann, sei der Hausarzt über die Medizintechnik und Apparatemedizin hinaus im Stande, den Patienten eine klare Vorstellung von seiner Krankheit und seinen Beschwerden zu geben.

Die Altheimer Ortsvorsteherin Beate Lambert, die sich beim Besuch der Praxis wie ihr Böckweiler Amtskollege Helmut Ruf darüber freute, dass die Nachfolge, in vielen Praxen keine Selbstverständlichkeit, gesichert, die Praxis sogar in der Familie bleibt, attestierte der scheidenden Ärztin großes Verantwortungsbewusstsein und Engagement für die Dorfgemeinschaft.

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