Gute Nachricht für die Biosphäre Bliesgau Die endgültige Anerkennung folgt im Sommer

Blieskastel/Homburg · Der Anerkennung des Biosphären-Reservates Bliesgau durch die Unesco steht nun nichts mehr im Weg. Nach einem nationalen Komitee hat nun auch ein internationales Gremium seine Zustimmung gegeben. Doch das gilt nur zehn Jahre, dann stellt sich die Aufgabe erneut.

 Der Kirkeler Wald gehört zur Kernzone der Biosphäre. Das hatte anfangs bei den Bewohnern nicht nur Begeisterung ausgelöst, denn plötzlich galten andere Regeln. 

Der Kirkeler Wald gehört zur Kernzone der Biosphäre. Das hatte anfangs bei den Bewohnern nicht nur Begeisterung ausgelöst, denn plötzlich galten andere Regeln. 

Foto: Henn/Saarpfalz-Touristik

Mit dem Biosphären-Reservat verhält es sich derzeit wie mit dem viel diskutierten Abitur: Es werden gute Vornoten gesammelt, um am Ende die Abschlussprüfung mit Bravour zu bestehen. Schon im Januar gab es die erste gute Note, damit hatte das Biosphären-Reservat die erste Hürde genommen, nämlich die Empfehlung des deutschen MAB-Nationalkomitees zu erlangen, MAB steht für „Man and Biosphere“.

Dieses Komitee ist ein nationales Fachgremium, berufen vom Bundesumweltministerium, das für die Unesco die periodische Evaluierung der Reservate begleitet. Es gab seine positive Wertung weiter an die nächst höhere Instanz, ein internationales Gremium, das so genannte Advisory Committee (ein Beratungsaussschuss), das in dieser Woche nun die zweite gute Vornote erteilte – in Form einer Empfehlung an den Internationalen Koordinierungsrat, dem höchsten Entscheidungsgremium, das die Unesco-Anerkennung für das Biosphärenreservat Bliesgau für die nächsten zehn Jahre dann endgültig vergeben wird.

Diese heiß erwartete Entscheidung des Koordinieriungsrates in Paris, sozusagen die Abitur-Abschlussnote, wird erst im Laufe des Jahres erwartet (wir berichteten). Das hört sich alles sehr kompliziert an, doch letztlich geht es um eine ganz einfache Frage: Dürfen der Bliesgau und seine angrenzenden Gebiete auch weiterhin für den Zeitraum von zehn Jahren als Unesco-Biosphärenreservat gelten? Davon hängt viel ab, einerseits Födergeld, aber auch Ansehen, denn ein Unesco-Biosphärenreservat ist ein Prestigeobjekt für eine Region und auch ein wichtiger Bestandteil des Tourimus.

Landrat Theophil Gallo, der auch Verbandsvorsteher des Biosphärenzweckverbandes ist, hat das früh erkannt, „deshalb habe ich schon gleich nach meinem Amtsantritt die Biosphäre zur Chefsache gemacht. Was sich um die Biosphäre drehte, landete zuerst bei mir“. Und so rosig habe es damit anfangs gar nicht ausgesehen: „Wir mussten um Akzeptanz bei der Bevölkerung kämpfen. In Kirkel hatten die Anwohner Befürchtungen, dass sie nicht mehr wie früher in den Wald gehen dürften, und die Gemeinde Mandelbachtal hatte sich schon überlegt, ganz aus dem Projekt auszutreten.“

Es habe viel Überzeugungskraft gekostet, „doch nun sind alle begeistert und stehen hinter unserer Biosphäre“. Natürlich freue er sich, so Gallo, „dass uns nun auch der zweite Fachausschuss an die Entscheidungsträger weiterempfiehlt. Unsere Basis ist ja auch toll, schon die nationale Kommission meinte nach ihrem Besuch, wir hätten ihre Erwartungen übetroffen“.

Er glaube nicht daran, dass noch irgendetwas bei der Anerkennung schief gehen könne, „aber ein Rest Spannung bleibt doch noch erhalten. Das ist auch gut so, sonst wäre es ja langweilig“. Er vermutet, dass es wegen der Corona-Krise vielleicht nicht im Juni sei, „aber auf alle Fälle wird im Sommer etwas kommen“. Frank John, Bürgermeister von Kirkel und stellvertretender Verbandsvorsteher des Biosphärenzweckverbandes, freut sich ebenfalls, dass „die Arbeit der letzten zehn Jahre so gut bewertet wurde. Wir haben aber auch wirklich viel auf den Weg gebracht. Und wir werden uns weiterentwickeln“. Das Unesco-Projekt sei nach anfänglicher Skepsis zu einem Erfolgsmodell für den ganzen Saarpfalz-Kreis geworden. Wichtig für die Akzeptanz sei gewesen, „dass wir ganz viele Leute in das Projekt eingebunden haben, vor allem auch Hersteller, Vermarkter, Tourimus-Experten. So wurde die Befürchtung zerstreut, den Bürgern werde von oben herab ein Unesco-Projekt verordnet, mit dem sie nichts zu tun haben. Jetzt wissen sie, dass sie die eigentlichen Akteure sind. Damit identifizieren sie sich“.

Dabei sollte aber nicht vergessen werden, dass eine Einschätzung auch immer davon abhängt, wie eine Region auf dem Papier präsentiert wird, denn die Komiteemitglieder können gar nicht alle Reservate bereisen. Und dafür gebührt das Lob den beiden Geschäftsführern des Biosphärenzweckverbandes, Gerhard Mörsch und Holger Zeck, die sich über Monate damit beschäftigt haben, das Biosphären-Reservat in einem fundierten Bericht in all seinen Facetten darzustellen. Damit das Ganze nicht ausufern sollte, gibt es vom Komitee die Vorgabe, dass man nur 50 Seiten Text einreichen darf, was, wie Holger Zeck betonte, gar nicht so einfach war: „Natürlich wollte sich jeder mit seinen Aktivitäten darin wiederfinden. Wir hatten eine riesige Fülle an Material. Am Ende musste viel gekürzt und eingedampft werden.“

 Hier liegt der fertige Bericht an die Kommission auf Holger Zecks Schreibtisch. Darin steckt eine Menge Arbeit.

Hier liegt der fertige Bericht an die Kommission auf Holger Zecks Schreibtisch. Darin steckt eine Menge Arbeit.

Foto: Holger Zeck
 Die Biosphäre ist Chefsache für Landrat Theophil Gallo 

Die Biosphäre ist Chefsache für Landrat Theophil Gallo 

Foto: Sandra Brettar

Nun wartet man im Saarland also nur noch auf die Endnote. Wurde denn einigen Biosphärenreservaten schon mal die Anerkennung entzogen, also sind welche sozusagen durchs Abitur geflogen? Auch dies gibt es, so Gerhard Mörsch, oft seien dies aber Gebiete, die ohnehin schon National- oder Naturparks seien und die für die zusätzliche Anerkennung als Biosphärenreservat keine Mehr-Arbeit mehr aufbringen konnten. Holger Zeck erwähnt den Nationalpark Bayrischer Wald, der sich zurückgezogen habe, „aber der braucht das auch nicht“. Klar, wer im Alter zum Honorarprofessor ernannt wird, braucht womöglich kein Abitur mehr. Aber ein Unterschied besteht doch: Sein Abiturzeugnis kann man sich für den Rest seines Lebens an die Wand hängen oder auf dem Dachboden vergraben. Die Biosphäre muss in zehn Jahren erneut auf den Prüfstand.

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