Alter Kahn sieht aus wie neuDie Anna-Leonie soll wieder fahren - als Zeitzeugin und Museum

Rilchingen-Hanweiler/Blieskastel/Kirkel. Sie ist 84. Und eine Berühmtheit. Jetzt erwiesen ihr Ministerpräsident Peter Müller, Umweltminister Stefan Mörsdorf und 200 weitere Gäste die Ehre. Das Schätzchen wird für 750 000 Euro zurechtgemacht. Aber hübsch ist sie schon, die Anna-Leonie, der letzte Treidelkahn im Saarland

Rilchingen-Hanweiler/Blieskastel/Kirkel. Sie ist 84. Und eine Berühmtheit. Jetzt erwiesen ihr Ministerpräsident Peter Müller, Umweltminister Stefan Mörsdorf und 200 weitere Gäste die Ehre. Das Schätzchen wird für 750 000 Euro zurechtgemacht. Aber hübsch ist sie schon, die Anna-Leonie, der letzte Treidelkahn im Saarland. 38,76 Meter lang, fünf Meter breit und mit einem Tiefgang von 1,80 Metern liegt sie in der Werft der Familie Wirotius in Rilchingen-Hanweiler. Dabei war die Verschrottung 2005 so gut wie beschlossen. Doch Landschafts-Architekt Peter Latz ließ das nicht zu. Nach dem Tode des Eigentümers fertigte er den Grabstein für ihn und bekam dafür als Gegenleistung das Schiff. 2007 wanderte Umweltminister Stefan Mörsdorf auf dem Jakobsweg und hatte die Idee, den Kahn restaurieren zu lassen. Mit dem Fischereiverband Saar war schnell ein Eigentümer gefunden, der sich um die Anna-Leonie kümmern sollte. "Wir haben das Schiff für einen Euro von Peter Latz gekauft und uns danach über das Geld zur Instandsetzung unterhalten", erklärte Werner Becker, der Präsident des Fischereiverbandes. Dieser begeisterte Menschen aus dem ganzen Land für das Vorhaben. 510 000 Euro Zuschuss kamen von der Europäischen Union, vom Bund und vom Land. Saartoto spendierte 50 000 Euro, und von der Biosphäre Bliesgau gibt es 40 000 Euro. "Das Schiff liegt ja in der Biosphäre. Mit den 40 000 Euro wird die Kajüte erneuert", erklärte Torsten Czech vom Biosphäre-Regionalmanagement. Noch fehlen 150 000 Euro. Fischerchef Werner Becker ist optimistisch. "Wir haben alles geschafft, obwohl wir vorher nie genau wussten, wie." Seit eineinhalb Jahren arbeiten die Wirotius-Brüder mit Niettechniken, die außer ihnen kaum noch jemand beherrscht, am Schiff. "Wir bohrten mehr als 100 000 Löcher und verarbeiteten mehr als 50 000 Nieten", sagte Franz Wirotius, 63, der Älteste der drei. In sechs Monaten soll das Schiff fertig sein. Noch seien Bug und Dach zu renovieren, sagten Franz' Brüder Theodor (49) und Hans (60). Ab 2010 soll die Anna-Leonie wieder fahren - als Zeitzeugin und Museum. "Geplant sind Ausstellungen über Saarbergbau und Schifffahrt", erzählt Werner Becker. Schon am Tag der Einheit hat es in Saarbrücken eine Ozean-Ausstellung an Bord. leh

StichwortDie Anna-Leonie ist das letzte Saar-Treidelschiff. Im Jahr 1925 wurde die Anna-Leonie von den Gebrüdern Schäfer in Luisenthal gebaut, bevor sie 1942 an Ernst Kind verkauft wurde und Ende des vergangenen Jahrhunderts in den Besitz von Peter Latz überging. Mit Traktoren oder Pferden wurden einst die nicht motorisierten Kähne von Pfaden an der Saar aus gezogen. Das wird als Treideln bezeichnet. leh