Leichtathletik Mit dem ersten Flug gleich ins EM-Finale

Jerusalem/Biesingen · Der 16 Jahre alte Hammerwerfer Timo Port landet bei der U 18-Europameisterschaft in Jerusalem auf Rang sieben. Für seinen großen Auftritt auf internationalem Parkett stieg der Biesinger das erste Mal in seinem Leben in ein Flugzeug.

 Erneut hat Timo Port einen rausgehauen. Mit 68,71 Metern landete der Hammerwerfer aus Biesingen bei der U 18-Europameisterschaft in Jerusalem auf Rang sieben. Ports Trainer Jörg Zimmermann ist überzeugt, dass sein Schützling bald die 70-Meter-Marke knackt.

Erneut hat Timo Port einen rausgehauen. Mit 68,71 Metern landete der Hammerwerfer aus Biesingen bei der U 18-Europameisterschaft in Jerusalem auf Rang sieben. Ports Trainer Jörg Zimmermann ist überzeugt, dass sein Schützling bald die 70-Meter-Marke knackt.

Foto: IMAGO/HMB-Media/IMAGO/Joaquim Ferreira

Schon nach dem ersten Versuch huscht ein zufriedenes Lächeln über Timo Ports Gesicht. Erst in 67,50 Metern Entfernung zum Wurfring schlägt das Arbeitsgerät des Hammerwerfers aus Biesingen am Mittwoch auf dem Boden des Givat-Ram-Stadions in Jerusalem ein. Spätestens da war klar: Auch im Finale der U 18-Leichtathletik-Europameisterschaft muss sich Port nicht verstecken. Mit den folgenden 68,71 Metern, seiner zweitbesten Weite überhaupt, sicherte sich der 16-Jährige, einer der jüngsten Teilnehmer der Konkurrenz, dann einen Platz im Endkampf der besten Acht – und hatte sein vor der EM erträumtes Ziel bereits erreicht. Weiter flog der Hammer des jungen Athleten zwar nicht mehr. Trotzdem herrschten bei Port und seinem Trainer große Zufriedenheit.

„Das war eine wirklich tolle Leistung, so knapp unter Timos Bestleistung von 69,27 Metern – richtig, richtig gut“, schwärmte Jörg Zimmermann, der Port bei der Vereinigten Turnerschaft Zweibrücken trainiert und der den Wettkampf am Mittwochabend per Livestream verfolgt hatte. Letztlich landete der Schützling des 52-Jährigen bei seinem ersten internationalen Auftritt in Jerusalem auf Rang sieben. Dabei war für Port in seinem ersten U 18-Jahr schon der Einzug ins Finale der zwölf besten Hammerwerfer Europas dieser Altersklasse ein riesiger Erfolg. Dass er dann den Sprung unter die besten Acht schaffte, habe „alles übertroffen“, freute sich Port: „Ich bin komplett zufrieden.“

An der Spitze lieferten sich der Finne Aatu Kangasniemi (77,74 Meter) und der Zypriote Iusuf Kesidis ein spannendes Duell um Gold, das letztlich Favorit Ksidis durch seinen Wurf auf 78,92 Meter im letzten Durchgang für sich entschied. Platz drei ging an den Griechen Georgios Papanastasiou (77,37 Meter).

Vor dem Aufbruch nach Israel am vergangenen Samstag war bei Port eine gewisse Nervosität vorhanden. Nicht nur auf aufgrund des Kräftemessens mit den besten Nachwuchs-Athleten Europas, sondern auch, weil der Schüler der Gemeinschaftsschule Gersheim bis zum Aufbruch in das große Abenteuer noch nie in einem Flieger gesessen hatte. „Das ist komplett neu für mich. Weiter weg von zu Hause als Belgien oder Frankreich war ich noch nie“, erzählte Port. Rein sportlich wusste der 16-Jährige, dass er auch bei der EM nicht auf verlorenem Posten stehen würde. Spätestens seit er am Pfingstmontag beim Meeting in Fränkisch-Crumbach den Hammer im sechsten Versuch auf 69,27 Meter geschleudert und damit die EM-Norm (69,00 Meter) geknackt hatte. „Ich habe sofort gemerkt: Das ist der Wurf“, erinnert sich Port, bei dem in Anschluss Freudentränen flossen.

Dass er das Zeug dazu hat, mit der internationalen Elite mitzumischen deutete sich schon früher an. Port warf im Alter von 15 Jahren so weit, dass er auf seinem Trainingsgelände in Zweibrücken drohte, mit dem Hammer die angrenzende Tennishalle zu treffen. Wegen ihm musste der Wurfring verlegt werden. Seine Mutter Christine Port ist deutsche Senioren-Meisterin im Weitsprung. Auch seine Schwester Marie ist Leichtathletin. Im vergangenen Sommer schleuderte Port das Vier-Kilo-Wurfgerät auf 64,04 Meter und führte damit – mit knapp vier Metern Vorsprung – die deutsche Bestenliste der M 15 an. Es folgte die Aufnahme in den Nachwuchskader des Deutschen Leichtathletik-Verbands. Seit diesem Jahr trainiert er auch zweimal wöchentlich in Saarbrücken beim saarländischen Landestrainer und ehemaligen Olympia-Teilnehmer Christoph Sahner.

Zumindest kurz gestoppt wurde Port vor seinem Jerusalem-Abenteuer vom Personalmangel an den deutschen Flughäfen. Diese traf auch die deutschen Nachwuchsathleten, die planmäßig bereits am vergangenen Freitag nach Jerusalem hätten fliegen sollen. Nachdem der Flug kurzfristig annulliert wurde, verbrachten die 80 Team-Mitglieder die Nacht auf Samstag in der Frankfurter Sportschule. Erst am Sonntag ging es für Port schließlich zum ersten Mal in die Luft. Die Qualifikation am Dienstag überstand er mit einem Wurf auf 67,63 Meter. Im Finale flog die Kugel des Biesingers dann nochmal über einen Meter weiter.

Am Donnerstag konnte Port noch seine Nationalmannschaftskollegen im Stadion anfeuern, am Samstag steht die Heimreise an. Lange Zeit zum Verschnaufen bleibt dem jungen Athleten nicht. Am 16. und 17. Juli stehen die deutschen U 18-Meisterschaften in Ulm und sieben Tage darauf die süddeutschen Meisterschaften an. Dass sein Schützling nach der Israel-Reise zu ausgepowert sein könnte, glaubt Trainer Zimmermann nicht. Nach dem Höhepunkt werde er da „sehr ambitioniert“ reingehen. „Timo ist ein sehr fokussierter Athlet. Ich bin der festen Überzeugung, dass er die 70-Meter-Marke in diesem Jahr noch knackt. Timo kann sich quälen und hat Biss“, lobt Zimmermann. Und nun hat er auch den Wind eines starken EM-Debüts im Rücken.

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