Bauernfest in Webenheim Großes Volksfest feiert klein Geburtstag

Webenheim · Das Webenheimer Bauernfest wäre ohne die Corona-Pandemie in diesem Jahr in seine 100. Auflage gegangen. Der ausrichtende Reiterverein Bliestal feierte das Jubiläum trotzdem in kleinerem Rahmen.

 In lockerer Runde feierten Gäste mit Schirmherr und Ex- Landrat Clemens Lindemann (Bildmitte, hellblaue Jacke) und der Vorstand des RV Bliestal 100 Jahre Bauernfest.

In lockerer Runde feierten Gäste mit Schirmherr und Ex- Landrat Clemens Lindemann (Bildmitte, hellblaue Jacke) und der Vorstand des RV Bliestal 100 Jahre Bauernfest.

Foto: Hans Hurth

Aus bekannten Gründen musste zum zweiten Male in Folge das Webenheimer Bauernfest ausfallen – aber nicht so ganz. „Trotz der Zwangspause wollten wir die Bauernfest-Tradition nicht total abreißen lassen“, betonte Reitervereins-Präsident Hartmut Sandmeier. Ein Lob gab es für Martin Schunck und Klaus Weingart vom Vorstand, sie hatten eine kleine Feier „100 Jahre Webenheimer Bauernfest“ organisiert. In lockerer Runde trafen sich auf dem Festgelände nicht nur einige Freunde der Traditionsveranstaltung, sondern auch das Blasorchester des TV Breitfurt unter Leitung von Thomas Welsch, das zünftig aufspielte. Zuvor mussten die Gäste bei Sina Lacour Schnelltests machen oder den Nachweis der vollständigen Impfung vorlegen.

Zur Stärkung stand Ortsvorsteher Mathias Krey am Grill, und auch der übliche Fassanstich fehlte nicht. Den übernahm Schirmherr Clemens Lindemann, während seiner 30-jährigen Zeit als Saarpfalz-Landrat bei jedem Fest dabei und 1985, damit 14 Tage nach seiner Wahl, erstmals beim Anschlagen eines Fasses Gerstensaft überhaupt. Richard Weber von der Karlsberg-Brauerei und Bürgermeister Bernd Hertzler waren ebenfalls gekommen.

Clemens Lindemann blickte in die Geschichte „100 Jahre Bauernfest“ und erinnerte an die Anfänge. „Das Fest hat seinen Ursprung in den ersten Nachkriegsjahren des Ersten Weltkrieges. 1921 ist das Geburtsjahr. Damals wehrte sich der landwirtschaftliche Berufsstand gegen die überaus harte Zwangswirtschaft, die den Bauern enorme Einbußen brachte, der Bevölkerung allerdings nicht die erhofften Lebensmittel. An den Bauerntagen wollten die Landwirte gegen diese Zwangswirtschaft, aber auch gegen das Besatzungsregime protestieren – zusammen mit der Bevölkerung. So entstanden das Fest und das Motto, das noch heute gilt: Stadt und Land, Hand in Hand, wobei das erste Fest 1920 in Ommersheim stattfand,“ wusste Clemens Lindemann. „Ein Jahr später bewarb sich die freie Bauernschaft Webenheim um die Ausrichtung, wobei auch Pferderennen ins Programm aufgenommen wurden.“

Unterstützung hätten die Webenheimer damals von den Einöder Bauern erhalten. Der Erfolg der Premiere führte zur Gründung des Pferdezucht- und Reitervereins Saarpfalz, der RV habe große Pionierarbeit für die Zucht des Zweibrücker Pferdes geleistet, indem auf der Rennbahn Leistungsprüfungen stattfanden. Die Ereignisse des Zweiten Weltkrieges hätten nicht nur die Vereinstätigkeit über acht Jahre unterbrochen, sondern auch die Sport- und Festplatzanlagen total beschädigt. Bei einer Feier der Landwirtschaftsschule Blieskastel regte der damalige Kammerpräsident Kurtz das Aufleben des Bauernfestes an. Am 25. April 1948 kam es dann zur Gründungsversammlung des Reitervereins Bliestal und am Samstag, 10. Juli 1948 wurde das erste Bauernfest nach dem Krieg eröffnet, das 27. insgesamt. Das Jahr 1953 brachte für das Bauernfest einen ersten Rekord, denn man zählte über 40 000 Besucher, allein am Rennsonntag 20 000, im Jahr 1956 ging das Fest erstmals über zwei Sonntage. „Die Besucher verdanken dem RV Bliestal mit dem Bauernfest jährlich guten Pferdesport und andere bleibende Eindrücke, das Bauernfest hat nichts von seiner Anziehungskraft eingebüßt“, hielt Lindemann zum Abschluss fest. Im Saarland sei der RV Bliestal der einzige und auf Bundesebene einer der wenigen, in denen Reitsport, Rennsport und Hobbyreiten gleichermaßen nebeneinander bestehen. Zur Geselligkeit zum 100. Bauernfest werden in naher Zukunft auch einige Veranstaltungen wie ein Lichterfest mit Drei-Gänge-Menü rund um „Manus Reiterklause“ beitragen.

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