Thomas Leis verabschiedet sich Rückblick mit Licht und Schatten

Bexbach · Für Thomas Leis enden zum Oktober acht Jahre als Bürgermeister von Bexbach – und über 40 Jahre in Diensten der Stadtverwaltung.

 Thomas Leis an seinem Lieblingsplatz in Bexbach. Foto. Jennifer Klein

Thomas Leis an seinem Lieblingsplatz in Bexbach. Foto. Jennifer Klein

Foto: Jernnifer Klein/Jennifer Klein

Wir treffen Thomas Leis zum Interview bei einem Kaffee im Rathaus  in Bexbach. Ein Ort, der ihm viel bedeutet – unzählige Stunden hat er hier verbracht. Im Interview mit der Saarbrücker Zeitung spricht Leis über Verwaltungsarbeit, politische Attacken, Zukunftspläne. Und einen ganz besonderen Baum.

„Wenn etwas zu Ende geht, geht der Blick auch oft zurück auf die Anfänge“ – so heißt es. Herr Leis, für Sie enden nun zum Oktober nicht nur acht Jahre Amtszeit als Bürgermeister, sondern 41 Jahre in Diensten der Bexbacher Verwaltung. Sie haben mit 18 Jahren als Beamtenanwärter dort begonnen, am 1. September 1978. Die Verwaltungslaufbahn – ein „Traumjob“ für einen Jugendlichen?

Ich hatte mich damals auch in Mainz bei der Polizei beworben, und während ich auf den Termin wartete, kam die Ausschreibung in Bexbach. Ich war – und bin – ein „Bexbacher Bub“, und klar, meine Eltern bestärkten mich auch. Ein sicherer Job, und dann auch noch in der Heimat… Allerdings gab es damals – wie auch heute – sehr viele Bewerbungen auf die Ausbildungsplätze bei der Stadtverwaltung, man musste sich da schon durchsetzen.

Sie haben dann an der Fachhochschule für Verwaltung in Saarbrücken studiert, sind Diplom-Verwaltungswirt, und hatten in der Folge Einblick in viele Ämter gehabt, waren unter anderem als Sachbearbeiter für Umwelt- und Naturschutz im Ordnungsamt, stellvertretender Leiter des Kulturamtes. Ein erfahrener Verwaltungsmann also – was hat Sie damals bewegt, für das Bürgermeisteramt zu kandidieren?

Die Entscheidung habe ich eigentlich als Zweiter getroffen. Die SPD kam damals auf mich zu und hat mich angesprochen, einmal, wegen der Erfahrung in der Verwaltungsarbeit, aber auch wegen meines Engagements beim Aufbau des Saarpfalz-Parks. Als der Bundeswehrstandort Bexbach geschlossen wurde, hat man beschlossen, die frühere Kaserne in einem Konversionsprojekt zum Gewerbe- und Dienstleistungspark umzuwandeln, eben die Saarpfalz-Park GmbH zur Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing. Das war ein großes Projekt, es hat Bexbach viele Arbeitsplätze gebracht, und jetzt, nach 20 Jahren, zahlt sich das auch in Form der gestiegenen Gewerbesteuern für die Stadt aus. Ich habe da zwölf Jahre gearbeitet, das war eine sehr spannende Zeit. Ich bin froh und stolz, dass ich dabei mitwirken und den Saarpfalz-Park mitentwickeln durfte. Er ist das wirtschaftliche Herz von Bexbach.

Ja, und da hieß es dann 2011 vor der Wahl von der SPD „Verwaltung und Wirtschaft in einem Kopf, das finde man nicht so oft“, und ob ich mir denn nicht vorstellen könnte, für das Amt des Bürgermeisters zu kandidieren.

Sie waren zuvor parteilos, sind dann im Vorfeld der Wahl SPD-Mitglied geworden …

Ich habe immer der SPD nahe gestanden, SPD gewählt – Brandt und Schmidt standen für soziale Gerechtigkeit; sie haben sich für die arbeitende Klasse eingesetzt. Was den Ortsverein hier angeht, habe ich mich immer wohl gefühlt.

Mit welcher Erwartungshaltung haben Sie damals das Bürgermeister-Amt angetreten – was hat sich erfüllt, was nicht?

Ich habe auch nicht gleich Juhu! geschrien, als man mich gefragt hat. Ich habe natürlich zuerst zuhause meine Frau gefragt – denn das ist wichtig, die Familie muss das natürlich mittragen, und dafür bin ich meiner Frau und den Kindern auch sehr dankbar. Die Sieben-Tage-Woche, viele Wochenenden, Abende – und man ist immer eine öffentliche Person, wenn man irgendwo auftaucht. Was ich in der Schärfe nicht erwartet hatte, waren die politischen Attacken, mit denen ich konfrontiert wurde, gerade jetzt in den letzten Monaten vor der Wahl. Damit umzugehen, war hart. Und der Tonfall in der Kommunikation generell wird rauher, das merkt man auch an den Briefen, E-Mails, die tagtäglich auf den Schreibtisch flattern. Und das geht teils bis zu „Heimsuchungen“ zuhause.
Inhaltlich bietet das Amt natürlich die Chance, viele Dinge, viele Projekte für die Stadt zu bewegen und umzusetzen. Das wollte ich, und wir haben ja auch als Verwaltung gut mit dem Stadtrat zusammengearbeitet und gemeinsam viele Dinge aufs Gleis geschoben. Zum Beispiel den Stadtumbau – es sollte sich was bewegen in Bexbach, als ich angetreten bin, und das hat es getan.

Das Bürgermeister-Amt ist nicht nur ein repräsentatives, sondern Sie waren ja dann auch Chef der Stadtverwaltung, sozusagen vom Mitarbeiter zum Chef …

Schon, es war hier in der Verwaltung ein kollegiales Miteinander, auch als ich dann nachher sozusagen den Chef-Hut aufhatte. Die meisten haben nach wie vor „Thomas“ zu mir gesagt, nicht Chef.

Es gab in Ihrer Amtszeit auch einige Rückschläge und schwierige Entwicklungen – Stichwort, Schwimmbad-Schließung, Aus für Alstom, Höcherberghalle, Belastungen durch den Stadtumbau . Angesichts des Wahlausgangs hat man den Eindruck, bei vielen Bürgern sei hauptsächlich das Negative hängengeblieben und Positives wurde nicht wahrgenommen.

Ich akzeptiere das Ergebnis, aber verstanden hab ich es bis heute nicht. Natürlich gibt es schwierige Entscheidungen – zum Beispiel die Höcherberghalle, natürlich steht Bexbach jetzt erstmal ohne Halle da, aber die hat den Haushalt mit 380 000 Euro im Jahr belastet, das kann man den Bürgern nicht zumuten. Und es wird eine neue Halle geben. Viele positive Dinge und Entwicklungen, die jetzt noch im Werden sind, werden erst in einigen Jahren richtig sichtbar sein und zum Tragen kommen. Der Stadtumbau zum Beispiel wird übrigens außerhalb der Stadt im Land, beim Ministerium und auch beim Bund durchaus wahrgenommen. Da findet die Bexbacher Stadtentwicklung sehr positive Beachtung. Mag sein, dass das bei den Bürgern vor Ort nicht genug angekommen ist; es waren sehr viele Projekte, sehr viele Veränderungen – vielleicht hat das manche überfordert.

„Tue Gutes und rede darüber“ ist Leitsatz vieler Politiker, auch Ihrer?

Ich dachte, ich mache meinen Job, mache den gut, und das reicht. Das Darüber-Reden kommt erst als Zweites. Möglich, dass man da vielleicht mehr hätte tun können oder sollen. Möglich, dass das das nicht genug kommuniziert worden ist.

Ist es schwierig, wenn andere dann feiern und das Band durchschneiden werden, wenn zum Beispiel der Stadtumbau fertig ist?

Es ist nicht wichtig, wer das Band durchschneidet. Ich habe das ja nicht gemacht, weil ich dem Thomas Leis ein Denkmal setzen wollte – wenn ich da einen Meilenstein nennen müsste, dann allenfalls den Saarpfalz-Park –, sondern es ging immer darum, die Stadt voranzubringen. Ich hätte natürlich gerne noch ein paar Jahre gehabt, um die begonnenen Dinge zu Ende zu führen. Auf jeden Fall habe ich meinem Nachfolger Christian Prech sozusagen ein warmes Bett bereitet. Wir haben auch schon ein Übergabegespräch geführt. Ob es weitere geben wird, weiß ich nicht, das hängt von Herrn Prech ab. Ich habe ihm gesagt, dass er mich ansprechen kann, wenn Fragen auftauchen.

So im Rückblick – würden Sie`s nochmal machen?

Eindeutig: Jein! Ja: Als Verwaltungs- und Wirtschaftsfachmann konnte ich mein Talent voll einsetzen und in nur acht Jahren für 19 000 Bexbacher Bürger so viele Projekte nach vorne bringen. Diesen Teil meiner Arbeit habe ich geliebt und ich würde diesen eigentlich zentralen Teil des Bürgermeister-Amtes als „Manager“ mit dieser tollen Verwaltungsmannschaft auf jeden Fall noch einmal machen.
Nein: Unfaire Attacken, bis hin zu falschen Beschuldigungen, Beleidigungen und Ehrverletzungen im politischen Bereich vor allem im Vorfeld der Wahl lassen mich und meine Familie die Frage eindeutig verneinen. Vor dem Hintergrund der zurzeit laufenden Debatte zum Schutz der Kommunalpolitiker ist diese Antwort auch nachvollziehbar, denke ich.

Sie sind 59 Jahre, was haben Sie sich vorgenommen für die Zeit nach Oktober, den neuen Lebensabschnitt?

Ich habe Erfahrung in Verwaltung, in der freien Wirtschaft – eine neue berufliche Herausforderung, wer weiß, warum nicht? Politisch tätig sein werde ich nicht mehr, ich bleibe natürlich Mitglied im Ortsverein, aber nicht mehr an vorderster Front. Aber erstmal werde ich mir auf jeden Fall eine Auszeit nehmen, mich mehr um die Familie kümmern, ja, auch Urlaub machen – das, was in den letzten Jahren oft zu kurz gekommen ist.

An diesem Donnerstag, 22. August, findet die konstituierende Sitzung des neuen Bexbacher Stadtrates statt. Termin ist um 17.30 Uhr im Volkshaus in Oberbexbach.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort