Wo Pythagoras als Popsong auf der Bühne läuft

Bexbach · Ein Theaterstück auf Französisch gab's, Tanz und viel Musik natürlich auch: Beim Tag der offenen Tür präsentierten sich die einzelnen Klassen der Bexbacher Waldorfschule und zeigten, was sie gelernt haben.

 Eine menschliche Pyramide bauten die Mädchen der fünften Klasse beim Tag der offenen Tür. Foto: Sebastian Dingler

Eine menschliche Pyramide bauten die Mädchen der fünften Klasse beim Tag der offenen Tür. Foto: Sebastian Dingler

Foto: Sebastian Dingler

An der Waldorfschule in Bexbach ist vieles anders als in herkömmlichen Schulen. Davon konnten sich die etwa 300 Besucher beim Tag der offenen Tür am Samstagvormittag überzeugen (wir berichteten). Da spielen Fächer wie Eurythmie oder Kupfertreiben eine Rolle (Letzteres ist ein altes Handwerk, für das die Schule eine eigene Werkstatt unterhält), da wird besonderer Wert auf die musischen Fähigkeiten der Schüler gelegt. So diente die Veranstaltung nicht nur dazu, dass Interessierte die Schule besser kennenlernen konnten. Die Besucher kamen auch gleich in den Genuss einer "Monatsfeier" genannten Aufführung mit viel Tanz, Theater und Musik.

"Die einzelnen Klassen präsentieren sich und zeigen, was sie gelernt haben", erklärte die Geschäftsführerin der Schule, Karin Schneider. Das fing an mit der ersten Klasse, die bereits ein Lied auf Englisch sang und tanzte. Die Zweitklässler demonstrierten anschließend, wie die Sechserreihe des Einmaleins an der Waldorfschule gelehrt wird: Indem die Kinder gemeinsam hochzählten und bei jeder sechsten Zahl in die Luft sprangen. Die vierte Klasse präsentierte sogar ein komplettes Theaterstück auf Französisch, wobei sich besonders der zehnjährige Ben Kreutz schauspielerisch auszeichnen konnte. Auch bei dem von zwei Siebtklässlern präsentierten Dialogstück, einer lustigen Geschichte um eine vermeintlich erkrankte Lehrerin und den dadurch bedingten Unterrichtsausfall, sorgte die tolle Umsetzung für viel spontanen Beifall und Gelächter.

Wie mathematische Inhalte auf eine für Jugendliche spannende Weise präsentiert werden können, zeigte die neunte Klasse mit einer Bearbeitung des Satzes von Pythagoras als Popsong. Die Fünftklässler wiederum setzten auf Akrobatik und bauten turnerische Pyramiden. Den bekannten "Cup Song", bei dem der Rhythmus mit Bechern und Klatschen erzeugt wird, brachte die sechste Klasse auf die Bühne, ehe die Skifahrer aus den Klassen acht bis 13 demonstrierten, dass sich die Weite des Sprungs von einer Schanze mit Formeln aus der Physik gut berechnen lässt. Zum krönenden Abschluss sangen die Schüler der siebten Klasse den Song "Let it go" aus dem Film "Die Eiskönigin". Insgesamt konnte sich die Waldorfschule mit den Vorführungen sehr gut präsentieren - das war auch das Ziele der Geschäftsführung. Derzeit besuchen 392 Schüler die in zwei große und mehrere kleine Gebäude aufgeteilte Lehranstalt, davon nutzen etwa 60 das relativ neue Angebot, an der Schule bis 17 Uhr bleiben zu können. An Anmeldungen mangelt es derzeit nicht; nach den Halbjahreszeugnissen kämen auch häufig viele Quereinsteiger, sagte Karin Schneider.

Wichtig war der Geschäftsführerin, dass die Schule niemanden ablehne: "Wer kommen möchte, kann kommen." Auch wenn die Waldorfschule zur Restfinanzierung ein Schulgeld erhebt, hieße das nicht, dass Kinder nicht aufgenommen würden, weil die Eltern es sich nicht leisten können.

Der so genannte Eltern-Finanzkreis suche in solchen Fällen nach einer Lösung. Das Flüchtlingsthema hat die Schule auch schon erreicht: Bisher wurden die "stark traumatisierten Kinder" (so Schneider) von nur einer Familie aufgenommen - das könnten aber auch ruhig mehr werden, denn die Geschäftsführerin meinte: "Wir freuen uns auf die Menschen, die eine neue Heimat suchen."

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