Gaststätte Wirtshaus ein Teil der lokalen Geschichte
Niederbexbach. · Die Gaststätte „Zur Eiche“ in Niederbexbach hat eine besondere Geschichte. „Beim Bärwel“ lebt ein Stück saarländischer Kneipenkultur bis heute fort. Für das Vereinsleben und Kerwetreiben im Ort unentbehrlich.
In der Bliestalstraße in Niederbexbach hat sich eine Lokalität erhalten, die im Zeitalter der globalisierten Massengesellschaft fast in Vergessenheit geraten und vielerorts bereits untergegangen ist - die Dorfkneipe.
In der Gaststätte „Zur Eiche“ ist Bärbel Korst die Chefin, schon mehr als 20 Jahren. Doch die Geschichte ihrer Familie in Niederbexbach geht jetzt 60 Jahre zurück. Zur französischen Zeit im Saarland Ende der 1940er betrieb ihre Tante Emma (die Schwester ihrer Mutter Ida) ein Lokal in Wörschweiler. Ihre Mutter war überall als „Ess Idsche“ bekannt. Bärbel Korst erklärt: „Wir stammen eigentich aus Vogelbach, wir haben oft bei unserer Tante Emma geholfen.“ Sie hätten immer Passierscheine (“carnet de passage“) gebraucht, schließlich lag Vogelbach in der Pfalz, somit im „besetzten Deutschland“, und Wörschweiler war saar-französisches Hoheitsgebiet. Anfang der 1950er starb ihre Tante, und ihre Mutter Ida und ihr Mann Wilhelm, der als Portier in der Wörschweiler Papierfabrik Arbeit bekam, übernahmen dann die Wirtschaft – bis 1958. „Ich ging noch in Wörswchweiler in die Schule, dort lernte ich auch meinen Ehemann Hans Korst kennen.“ Durch Zufall hatte die Familie Gerhardt erfahren, dass in Niederbexbach eine Wirtschaft der Familie Fell und Volz zum Verkauf stand. Nach Anfangsschwierigkeiten in einem fremden Dorf, schließlich „waren wir Hergezoohne und ned vunn doh, unn schunn gar kenn Malzochse“, nahm die Kneipen-Kultgeschichte vor 60 Jahren ihren Lauf. Doch die Geschichte dieser Wirtschaft reicht schon zurück bis ins Ende des 18. Jahrhunderts. In Kirchenbüchern stehen die Namen Lehmann, Ranker, Schmoltzi oder Diehl als Besitzer des Gebäudes, das Wirtstube, Bauernhof mit Stallungen und Heuspeicher zugleich war. Es entstand allmählich der Wirtshaustyp, wie wir ihn heute kennen. Im Saarland hat sich aufgrund des Bergbaus und des Hüttenwesens die Arbeiterkneipe als Kultlokal in der typischen Eckkneipe manifestiert. Vor allem in den Gegenden mit viel Industrie waren die einfachen Wirtshäuser florierende Kleinbetriebe und wichtiger Treffpunkt für die Menschen im Dorf. In Niederbexbach kam noch hinzu, dass auch die Bauern, insbesondere am Freitagabend und am Sonntag nach dem Kirchgang „einen trinken gingen“. Mit dem Niedergang der Eisen- und Stahlindustrie mussten immer mehr dieser typischen Kneipen aufgeben. Nur in Niederbexbach blieb dieses Kneipen-Kleinod erhalten mit einem regen Vereinswesen etwa des Fußballvereins, der Pensionäre, der Naturschützer, mit Skat-Stammtischen, Turnerfrauen-Treff oder „einfach „zum enner-Trinke-gehn“; sogar der aufgelöste Männergesangverein hat seinen Stammtisch beibehalten. „Eigentlich ist jeden Tag immer etwas los“, sagt sie, die alle nur „Ess Bärwel“ nennen, die noch stundenlang lachend, spöttisch, lustig, oder überraschend die Zeit Revue passieren lassen kann.
Und die Kerb? In Niederbexbach, deren Einheimische aufgrund der früheren Landwirtschaft „Malzochsen“ genannt werden, gibt es auch heute noch kaum eine Familie, die nicht im Laufe der Zeit als Straußbu oder Määde am bunten Treiben teilgenommen hat. So manche Ehe fand „uff de Kerb“ ihren Anfang oder auch ihr Ende. Bärbel Korst muss es wissen, denn seit 60 Jahren ist ihre Kneipe auch das „Zuhause“ der Straßbuwe. Wenn sie erzählt, dann kommen ihr die „wilden 1950er und die 1960er“ in den Sinn. Schon Tage vor der Kerb herrschte ein Treiben dort. Es wurde geschlachtet, das Bier in Fässern wurde noch auf Pferdewagen angeliefert; dazu kamen Eisstangen, die zur Kühlung der Getränke und der Speisen dienten. In Zeiten von Kühlschränken kaum noch vorstellbar. Es wurde geputzt und gewienert. Schließlich kamen über die Kerb neben den zahlreichen Gästen auch Verwandte und Bekannte zu Besuch. Die alle wollten beköstigt werden. Hinzu kamen die Bedienungen, die meist aus dem Kuseler Musikantenland stammten. Dort kamen auch die Musikkappellen her. „Als meine Mutter Mitte der fünfziger Jahre die 24-köpfige Bigband Rote Rhythmiker oder die Blauen Dragoner am Samstag und Sonntag im Saal spielen lies, war das eine Sensation im Dorf.“ Damals gab es in dem Bauern- und Arbeiterdorf noch fünf Gaststätten. Geblieben ist die Kneipe „Zur Eiche“. Wenn es nach Bärbel Korst, die früher Handball spielte und heute noch turnt, soll dies auch so weitergehen.