Sicherheit mit Sitz in Bexbach

Kreis Neunkirchen/Bexbach. Polizeiarbeit: wie sieht sie wirklich aus? "Jedenfalls meistens nicht so, wie es im Fernsehen dargestellt wird", sagt Karsten Eberhardt

Kreis Neunkirchen/Bexbach. Polizeiarbeit: wie sieht sie wirklich aus? "Jedenfalls meistens nicht so, wie es im Fernsehen dargestellt wird", sagt Karsten Eberhardt. Der 35-jährige Oberkommissar war zu Besuch in unserer Redaktion - kein Wunder, zumal seine Arbeit seit einigen Monaten mit der Zeitung zu tun hat, denn Karsten Eberhardt ist Pressesprecher der Bundespolizei im Saarland mit Verwaltungssitz in Bexbach. Dienstherr der Bundespolizei ist das Bundesinnenministerium. Daraus ergeben sich schon von vornherein andere Aufgabenbereiche als für die Landespolizei. "Die Überwachung von Bahn, Grenze und Luftsicherheit gehören zu den Hauptaufgaben", erklärt Eberhardt. Rund 50 Mitarbeiter sind am Standort Bexbach tätig, 230 sind es im ganzen Saarland. Eine Anzahl, die noch aufgestockt wird. Eberhardt stammt aus Dirmingen und wohnt mit seiner Familie, zu der zwei kleine Töchter gehören, in Schiffweiler. "Aber das wird wohl nicht immer so bleiben", weiß er aus Erfahrung, denn Angehörige der Bundespolizei kommen im Laufe ihres Berufslebens viel herum, im In- und Ausland. Das sei, so Eberhardt, bei der Karriereplanung ohnehin so vorgeschrieben: "Denn diese Auslandseinsätze gehören notwendigerweise dazu." Im Saarland liegt das Ausland nahe - gleich nebenan in Frankreich. Die Zusammenarbeit sei ganz ausgezeichnet, lobt der Oberkommissar, "wir haben es geschafft, dass wir bis Paris gemeinsam Streife fahren können, das heißt, deutsche Bundespolizei darf in Uniform und mit Schusswaffe auch in Frankreich Verbrecher verfolgen". Mit keinem anderen Nachbarland pflege die deutsche Polizei eine so weit reichende Zusammenarbeit. Überhaupt lobt Eberhard das Saarland als "super Arbeitsplatz", denn hier stimme die Chemie an allen wichtigen Schnittstellen: "Wir haben ein prima Verhältnis zu allen saarländischen Dienststellen, wir helfen uns auch aus, wenn mal Engpässe bei Diensthunden oder Fahrzeugen bestehen." Die Organisierte Kriminalität und das Einschleusen illegaler Einwanderer sind ein Hauptarbeitsgebiet der saarländischen Bundespolizei. Die Ermittlungen gegen organisierte Banden seien langwierig und arbeitsaufwendig, "aber wenn wir zugreifen, haben wir bundesweit alle Möglichkeiten, vom Hubschrauber bis zu der speziellen Eingreiftruppe GSG 9". In grenzüberschreitenden Zügen ist schon so mancher Coup gegen Schleuser gelungen. An einem war Eberhardt selbst beteiligt, er hatte nicht nur den Flüchtling identifiziert, sondern vor allem den eigentlichen Kriminellen - den Schleuser. "Ein Blickkontakt zwischen den beiden brachte mich auf die Spur." Kürzlich stellten seine Kollegen über ein Kilo reinstes Heroin an der Grenze sicher, ein echter Erfolg. "Das Saarland ist keine Insel der Seligen", betont Karsten Eberhardt, "wir liegen bei der Kriminalitätsrate im Durchschnitt." Ein Tor zur Welt sei auch der Ensheimer Flughafen. "Wer hier einmal eincheckt, kommt ja als Transitpassagier überall hin", betont Eberhardt, der lange in Frankfurt bei der Flugsicherung tätig war, "die Sicherheitsstandards in Ensheim zählen zu den besten in Deutschland." Kommen die Nackscanner? Karsten Eberhardt vermutet es. "Ob sich jemand überall abtasten lassen will oder lieber gescannt wird, ist eine Frage der persönlichen Einstellung." Die Bundespolizei verfügt bundesweit über rund 40 000 Mann und ist dem BMI unterstellt. Gegründet wurde sie 1951 als Bundesgrenzschutz. Die Eliteeinheit der Bundespolizei ist das Spezialkommando GSG 9 in St. Augustin bei Bonn.Meinung

Gefahr droht nach wie vor

Von SZ-RedakteurinChristine Maack Es gibt kaum eine Arbeit, deren Wertschätzung so von der jeweiligen Zeitströmung abhängt wie die der Polizei. Für viele junge Leute, die in den 70er und 80er Jahren gegen Atomkraft und die Startbahn West demonstrierten, war der damalige Bundesgrenzschutz, insbesondere die Sondereinheit GSG 9, das wahre Feindbild. Man hatte zuweilen den Eindruck, als gebe es mehr Terroristenversteher als Polizistenverteidiger. Das Bild hat sich heute grundlegend gewandelt, die Polizeiarbeit ist für Jugendliche erfreulich ideologiefrei geworden. Junge Leute finden es spannend, Hubschrauber zu fliegen, bei Auslandseinsätzen mitzuhelfen, um internationale Verbrecherbanden hochgehen zu lassen oder bei der Flugsicherung zu arbeiten. Die Arbeit der Bundespolizei ist international vernetzt, hoch qualifiziert und verbindet Computerrecherche mit echtem Einsatz vor Ort. Und sie ist wichtig, denn die Bedrohung, auch durch religiös verblendete Terroristen, ist groß - ein Kandidat, der Verwüstung anrichten wollte, kam bekanntlich aus Herrensohr. Wir leben fürwahr hier nicht auf der Insel der Seligen.

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