Tag der offenen Tür in der Waldorfschule Schattenspiele, Gesang und mehr

Bexbach · Die Waldorfschule in Bexbach lud zu ihrem Tag der offenen Tür ein und zeigte wieder, wie vielfältig die pädagogischen Ansätze an dieser Schule sind.

 Der Chor der zweiten bis sechsten Klasse sang bei der Schulfeier mehrere Lieder von Rolf Zuckowski.

Der Chor der zweiten bis sechsten Klasse sang bei der Schulfeier mehrere Lieder von Rolf Zuckowski.

Foto: Sebastian Dingler

Mit dem traditionell einmal im Jahr durchgeführten Tag der offenen Tür zeigte die Waldorfschule Bexbach am Samstag noch einmal ihre besondere Form der Pädagogik. Interessierte Eltern und Schüler konnten die besonderen Unterrichtsformen der Waldorfpädagogik erleben oder an Workshops wie Glasieren, Arbeiten mit Speckstein oder Trockenfilzen teilnehmen.

Wie immer fand auch eine zweiteilige Schulfeier im großen Saal statt, bei denen die einzelnen Klassen zeigten, was sie im Laufe der Monate erarbeiten konnten.

Schüler der neunten, zehnten und elften Klasse sangen mehrstimmige Lieder, die Zweitklässler von Katja Allinger zeigten einen Tanz aus der Ukraine und spielten ein kleines Theaterstück.

Christin Bernardy führte mit ihrer dritten Klasse in zwei Teilen die Geschichte von Sankt Martin auf. Die Sechstklässler von Barbara Becker bewiesen, dass sie gut mit Bällen jonglieren können — eine Schülerin schaffte es sogar, gleichzeitig noch auf einem großen Ball zu balancieren. Optisch beeindruckend gestalteten sich die Schattenspiele der siebten Klasse von Sascha Riebel. Leider war das gesprochene Wort teilweise nicht zu verstehen.

Die Waldorfschule verzichtet bei den Schulfeiern auf Mikrofone, was oft den positiven Effekt erhöhter Aufmerksamkeit mit sich bringt. In diesem Fall wäre es aber schön gewesen, man hätte der Geschichte, die sich irgendwie um das Thema Abschiebung drehte, auch folgen können.

Toll aber war zu erleben, wie ein Junge mit Down-Syndrom ganz natürlich in das Spiel mit eingebunden wurde. Ein größeres Instrumentalensemble mit vielen Blockflöten, zwei Celli, einer Klarinette, dem Flügel und Perkussion spielte anschließend ein kleines Stück (Leitung: Gerd Neukirch und Marzanna Solowiej). Dann traute sich Ella Hilt aus der zwölften Klasse an den Adele-Hit „When We Were Young“. Mit Begleitung von Johanna Böhnlein am Flügel meisterte sie recht sicher den schwierigen Song. Toll auch, wie die junge Lola Lattrich das Stück „Der kleine Tag“ von Rolf Zuckowski ganz alleine sang vor den vielen Zuhörern.

Ella Hilt war auch beim Gespräch mit Geschäftsführerin Karin Schneider und Lehrerin Susanne Arnold zugegen, ebenfalls Joshua Bernhardt, der Sohn des Musiklehrers. Die 18-jährige Hilt ist eine Quereinsteigerin, sie kam erst in der Oberstufe auf die Waldorfschule. Ja, es hätten sich viele Klischees über die Waldorfschule bestätigt, meinte sie, das seien aber doch schöne Klischees.

„Zum Beispiel muss man sehr viel individuell arbeiten, wenn man sich in Projekten selbst einbringt. Das gab es an der alten Schule natürlich auch schon, aber nicht in dem Ausmaß“, sagte sie. Susanne Arnold, die auch dem Vorstand der Schule angehört, wies auf die drei Praktika hin, die die Schüler von Klasse zehn bis zwölf absolvieren müssen — das sei schon etwas Außergewöhnliches.

Joshua Berndt schilderte, wie er zunächst ganz alleine, ohne Mitschüler oder Eltern, drei Wochen auf einem Biobauernhof in der Schweiz mitgearbeitet hat. Noch mehr habe ihm aber das Sozialpraktikum in einer Behindertenwerkstatt gefallen: „Das war sehr sehr gelungen! Ich bin mit ganz anderen Vorstellungen reingegangen in das Praktikum, bin total begeistert rausgegangen und wollte am Schluss gar nicht mehr aufhören.“

Lehrerin Arnold ergänzte: „Da geht es auch darum, Lebenserfahrung zu bekommen. Selbständigkeit und Eigeninitiative werden gefördert.“

Zur Schülerzahl sagte sie, diese entwickle sich gut, derzeit sind es 385 Waldorfschüler, in der Abiturgruppe sogar die Rekordzahl von 28. „Dieses Jahr haben wir besonders viele Quereinsteiger gehabt. Das spricht auch noch mal für unsere Schulform“, meinte Geschäftsführerin Schneider. Die großen Unterschiede zur Regelschule sind zum einen der Epochenunterricht: Dabei bleiben die Kinder über mehrere Wochen in den ersten beiden Schulstunden bei einem Thema. Außerdem behalten die Klassen denselben Lehrer von der ersten bis zur achten Klasse.

Neben dem Waldorfabschluss können alle konventionellen Abschlüsse an der Schule abgelegt werden. Zum Abitur führt die Schule innerhalb von 13 Jahren; damit neben den Waldorf-spezifischen Schwerpunkte auch der reguläre Schulstoff erarbeitet werden kann, haben die Schüler ab der neunten Klasse auch Unterricht am Nachmittag.

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