Qualität ist ein zentrales Thema

Homburg/Bexbach/Kirkel · Im Saarpfalz-Kreis sieht es in Sachen Betreuung für Kinder, die jünger sind als drei Jahre, vergleichsweise gut aus. Man liege bei der Angebots-Quote über dem Bundesdurchschnitt, hieß es von der Verwaltung. Allerdings: Kinder aus bildungsfernen Familien und Kinder mit Migrationshintergrund besuchen oft erst später eine Kindertagesstätte als andere.

Der vor einigen Tagen erschienene nationale Bildungsbericht bescheinigt Kindern in Kindertagesstätten (Kitas) bessere Bildungschancen (wir berichteten). Deshalb sei es wichtig, dass immer mehr Kinder dort früh einen Platz bekommen, lautet daher eine Schlussfolgerung. Der intensive Ausbau in den deutschen Kindergärten habe die Betreuungsquote für unter Dreijährige hochschnellen lassen auf durchschnittlich 24 Prozent im Westen und auf 50 Prozent in Ostdeutschland, mit stetig wachsender Tendenz.

Und das gilt auch für das Jugendamt im Saarpfalz-Kreis. "Wir liegen mit unserer Ausbauquote voll im Trend", freut sich Landrat Clemens Lindemann über die guten Noten des Bildungsberichtes. "Der Vergleich der Zahlen macht es deutlich", ergänzt Jugendamtsleiter Klaus Guido Ruffing. "Bei uns stehen heute 820 Betreuungsplätze für alle unter Dreijährigen zur Verfügung. Vor sechs Jahren waren es noch 492 Plätze. Das ist eine Steigerung von rund 40 Prozent."

Der von einer Autorengruppe aus renommierten Instituten verfasste Bericht, der von der Bundesregierung und der Kultusministerkonferenz gefördert wird, gibt den deutschen Jugendämtern sehr gute Noten für den Betreuungsausbau. Der Ausbau im Saarpfalz-Kreis liege über dem Bundesdurchschnitt und könnte noch weiter vorangeschritten sein, wenn die Fördergrundlagen mit der Landesverwaltung zügiger hätten geklärt werden können, so die Kreisverwaltung. Eine Schieflage bleibe jedoch. Kinder aus so genannten bildungsfernen Familien und Kinder mit Migrationshintergrund - also gerade die Kinder, die besonders von früher Bildung in den Kitas profitieren könnten - kämen häufig erst ein Jahr später in die Einrichtungen als andere Kinder. "Dies gilt auch grundsätzlich für unsere Region und wir müssen die Zugänge für diese Zielgruppe verbessern. Allerdings gibt es auch regionale Ausnahmen, so beispielsweise im Einzugsgebiet der Kindergarteneinrichtung Du Bonheur in Erbach. Gerade diese Kinder dürfen den Qualitätszug der frühen Bildung nicht verpassen", ist die erste Reaktion von Hans-Josef Daubaris vom Jugendamt, der für den Bereich der Kindertagesbetreuung und für die Jugendhilfeplanung Mitverantwortung trägt.

Der Bildungsbericht wird von Jugendsamtleiter Klaus Guido Ruffing als gute Vorlage für die regionale Entwicklung der Jugendhilfe gesehen. Dem quantitativen Ausbau müsse nun auch eine qualitative Weiterentwicklung folgen. Die Zeitanteile, die ein Kind bis zur Einschulung zu Hause oder in einer Institution verbringt, hätten sich deutlich verschoben, so Ruffing. Er sieht in dieser Entwicklung einen wichtigen Grund mehr für eine notwendige gute Qualität in den Kindertagesstätten . "Wenn wir wirklich wollen, dass Kinder bestmöglich und früh gefördert werden, dann muss die staatliche Verantwortung mit dieser Entwicklung parallel laufen." Alle am Prozess Beteiligten seien aufgefordert, neben der Quantität die Qualität zu fördern. Damit sich kleine Kinder gut entwickeln können, brauche es viel Fachkunde, kleine Gruppen und vor allem Zeit für jedes Kind. Diese Qualität koste Geld. Ruffing: "Die Zukunft der Jugendhilfe wird es sein, gemeinsam mit den Verantwortlichen auf Trägerebene und in der Politik eine Bildungs- und Qualitätsoffensive für die kindlichen Bedürfnisse zu entwickeln." Diese Investitionen werden sich volkswirtschaftlich lohnen, wie internationale Studien über die Wirksamkeit der frühen Hilfen belegen. "Der Saarpfalz-Kreis ist hier auf einem guten Weg", so Landrat Lindemann.

saarpfalz-kreis.de

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