In 300 Tagen von Bexbach um die Welt

Bexbach · Martin Werle hat sich einen Traum erfüllt. Rund 48 000 Kilometer hat er auf seinem Motorrad auf der „Panamericana“ zurückgelegt.

Martin Werle hat das getan, wovon viele träumen - und dann doch nie machen: Der gelernte Diplom-Kaufmann, der aus Bexbach stammt und mit einer Geschäftspartnerin die Agentur "Spacedealer" für Online-Marketing in Berlin betreibt, ist ausgestiegen. Zehn Monate lang war er mit seinem Motorrad, einer BMW R 1200 GS Adventure, unterwegs auf der "Panamericana"-Route. Sie verbindet den äußersten Norden Alaskas (Pruedhoe Bay) mit dem Süden Argentiniens (Ushuaia, Feuerland). "Ich wollte beruflich immer schon mal eine Auszeit nehmen und mir selbst ein Geschenk machen. Da ich gerne reise und früher Motorrad gefahren bin, sollte mein Geschenk an mich eine Reise mit dem Motorrad sein. Aber nicht irgendeine Reise, sondern ich wollte bewusst eine Herausforderung, ein Abenteuer", erklärt Martin Werle.Kurzentschlossen, so schreibt Werle auf Nachfrage (da der Weltenbummler ja fast immer unterwegs war und Telefonate nur schwierig zu bewerkstelligen, kommunizierten er und die Chronistin hauptsächlich per E-Mail), kaufte er ein Motorrad und ließ es per Flugzeug in die USA nach Alaska schicken. Er selber reiste ein paar Tage später von Frankfurt aus nach, und am 21. Juni 2016 startete er in Anchorage.

Vorbereitet hatte er sich da schon gründlich, drei bis vier Monate lang: viel recherchiert und gelesen - natürlich über die Länder entlang der Panamericana: Kälte und ewiges Eis in Alaska, schwüle Hitze und Dschungel in Mittelamerika, die Höhen der südamerikanischen Anden und die scheinbar endlosen Strecken durch die argentinische Pampa.

Aber auch über Motorräder ("Ich hatte keine Erfahrung im Hinblick auf längere Strecken mit dem Motorrad und auch keine Schraubererfahrung"), Einreisebestimmungen, Versicherungen. "Insbesondere die Reiseberichte von anderen Motorradfahrern im Internet haben mir geholfen, mich innerlich auf die Reise vorzubereiten", erklärt Werle. Zudem beantragte er einen internationalen Führerschein und eine zweite Kreditkarte. "Außerdem habe ich Bargeld in Form von US Dollar als eiserne Reserve in meine Motorradhose eingenäht." Navigations-Apps auf dem Handy, eine App zum Spanisch lernen sowie eine spezielle Reisecommunity-App (iOverlander), über die sich Weltreisende untereinander beim Auffinden von Übernachtungsmöglichkeiten, Werkstätten, Tankstellen, Geldautomaten etc. helfen können, vervollständigten das moderne "Überlebenspaket".

Unterwegs lief dann - trotz Vorbereitung - natürlich nicht immer alles glatt: So saß er beispielsweise in Kanada am Peel River wegen Hochwasser fest. Nichts ging mehr, der Fährbetrieb war eingestellt. Nach mehreren Tagen hatte sich die Situation nicht verbessert, so dass er schließlich auf das Angebot eines "first nation" (Bezeichnung für die indigenen Völker in Kanada) einging und samt Motorrad mit einem indianischen Kanu übersetzte.

Ein Höhepunkt der Reise war für ihn die Umschiffung des Darién Gap mit der "Stahlratte", einem über 100 Jahre alte Segelschiff mit einem Rumpf aus Stahl. "Denn eine Straßenverbindung zwischen Panama und Kolumbien gibt es derzeit nicht. Dort besteht als natürliche Ländergrenze ein Stück undurchdringlicher Dschungel", erzählt Werle. "Ich hatte lediglich die Koordinaten und eine ungefähre Vorstellung, wo mich das Schiff in Panama aufnehmen sollte: in Carti, einer Anlagestelle der San Blas Islands an der Karibikküste Panamas." Um dorthin zu kommen, durchquerte er den Dschungel des Guna-Yala-Indianerreservates - und war heilfroh, als dann tatsächlich am verabredeten Ort, einem traumhaften Karibikstrand, das Schiff vor Anker lag, das ihn nach Cartagena (Kolumbien) übersetzte.

In Belize begegnete er einem anderen Weltenbummler: Stefan Frick, ebenfalls Saarländer, pensionierter Chirurg aus Saarbrücken, ebenfalls auf dem Motorrad unterwegs. Gemeinsam durchquerten sie Guatemala, El Salvador, Honduras, Nicaragua und Costa Rica, in Panama trennten sich ihre Wege. In Erinnerung bleiben wird Werle ein Abendspaziergang durch die Altstadt von Antigua (Guatemala): Da brach plötzlich ein Vulkan aus -"feuerrot leuchtende Lava wurde in den Nachthimmel geschleudert. Was für ein Schauspiel! Was uns erschreckte, ließ die Menschen dort offensichtlich unberührt - das scheint wohl öfters vorzukommen", kommentiert Werle.

Bis er all die Erlebnisse, Bilder und Erfahrungen verarbeitet hat, wird es wohl noch einige Zeit brauchen. "Man verliert seine Vorurteile bei einer solchen Reise. Die Menschen, die ich getroffen habe, freuen sich über Reisende und sind sehr an Dir interessiert", so sein Fazit. "Ich muss mir aber auch eingestehen, dass ich, je länger ich reise, mir umso mehr wünsche, wieder nach Hause ins Saarland zurückzukehren. Vielleicht lernt man eben erst im Ausland seine Heimat zu schätzen. Oder vielleicht stimmt auch die so oft genannte Heimatverbundenheit der Saarländer. Ich kann es für mich zumindest einmal bestätigen."

Und deshalb will er - als Konsequenz aus dieser Reise - nach seiner Rückkehr (in diesen Tagen) im Saarland bleiben. Was genau er beruflich machen wird, ist noch nicht so ganz klar - aber einen weiteren Traum hat er schon: ein Hotel für Motorradreisende wie ihn zu eröffnen - vielleicht in Saarbrücken.

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