Im Geiste Arthur Millers

Bexbach · Die Angst vor dem Unbekannten und Hysterie: Arthur Millers Stück „Hexenjagd“ ist nicht nur Historiendrama, sondern lässt sich auch auf die Zeit seiner Entstehung und auf heute übertragen. Walddorfschüler machten es zu ihrem Thema.

 Im Rahmen ihres Klassenspiels führten Schülerinnen und Schüler der elften Klasse der Waldorfschule Bexbach Arthur Millers Klassiker „Hexenjagd“ auf. Foto: Bernhard Reichhart

Im Rahmen ihres Klassenspiels führten Schülerinnen und Schüler der elften Klasse der Waldorfschule Bexbach Arthur Millers Klassiker „Hexenjagd“ auf. Foto: Bernhard Reichhart

Foto: Bernhard Reichhart

Im Februar 1692 begann in der puritanisch geprägten Kolonie Salem (Massachusetts) eine Hexenjagd. Autoritäre Prediger lenkten sie in der unumstößlichen Überzeugung, dass eine Bedrohung durch den Satan und die unerforschlichen Kräfte der Wildnis allgegenwärtig seien.

Das Lebensgefühl der Siedler wurde bestimmt von der unsicheren Existenz zwischen dem unbekannten Kontinent im Rücken und der Weite des Ozeans vor Augen. Im Zusammenhang mit alltäglichen Streitigkeiten, Eifersüchteleien und Meinungsunterschieden kam es zu einer Massenhysterie, im Zuge derer in Salem schließlich 162 Menschen der Hexerei angeklagt wurden und 19 Personen durch den Strang starben.

Diese historischen Ereignisse verarbeitet der amerikanische Dramatiker und Systemkritiker Arthur Miller in seinem im Jahre 1953 veröffentlichten Theaterstück "The Crucible", in deutscher Übersetzung "Hexenjagd". Mittlerweile ist es Millers erfolgreichstes Theaterstück. Das inszenierte Geschehen enthält einen deutlichen Bezug zur politischen Lage der früher 50er Jahre in den USA und ist somit weit mehr als nur ein Historiendrama. Im Rahmen ihres Klassenspiels befassten sich Schülerinnen und Schüler der elften Klasse der Freiwilligen Waldorfschule Saarpfalz Bexbach mit diesem Stück und führten es am vergangenen Sonntagabend im gut gefüllten großen Saal der Schule auf. Verantwortlich für Inszenierung und Bühne zeichneten die beiden Lehrer Vera Weighardt und Alfred Ströher. Lange hatten die Elftklässler für diesen Auftritt, der wegen der Kürze der Zeit um über eine Woche verschoben werden musste, seit den Osterferien intensiv geprobt. Am Sonntag war es dann endlich soweit. "Einige Schüler sind ganz schön aufgeregt", stellte Alfred Ströher fest.

Zum Zeitpunkt der Uraufführung war in den Vereinigten Staaten eine Jagd auf Kommunisten in vollem Gange. Ausgehend von einer 1950 gehaltenen Rede des Senators Joseph McCarthy , der behauptete, ihm seien Namen von im US-Außenministerium arbeitenden Kommunisten bekannt, begann eine regelrechte Hexenverfolgung . Wer sich nicht zu bestimmten amerikanischen Grundprinzipien öffentlich bekannte, wurde verdächtigt, ein Kommunist und somit eine Bedrohung für die im Kalten Krieg mit der Sowjetunion stehenden USA zu sein. Überall vermutete man Systemfeinde, auch in der Film- und Theaterwelt. Verdächtige wurden unter Druck gesetzt, weitere Namen zu nennen.

Dem heutigen Theaterzuschauer bietet Millers Stück aber durch Gelegenheit, Bezugspunkte zur Gegenwart herzustellen. Denn Angst vor dem Unbekannten und Hysterie, Anpassung oder Rebellion, Gut und Böse, Verschleierung eigener Interessen oder selbstlose Wahrhaftigkeit sind Konfliktbereiche, die in allen sozialen Systemen ihre Gültigkeit behalten.

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