Neue Foodsharing-Aktion „Fairteiler“ rettet in Bexbach Lebensmittel

Bexbach/Limbach · Im Besonderen Kaufhaus des Leuchtenden Sterns in Bexbach wurden fürs sogenannte Foodsharing ein Kühlschrank und ein Regal eingerichtet. Wir erklären die Hintergründe.

 Lisa Wack aus Limbach gehört zum Netzwerk von „Foodsharing“ und rettet seit mehr als zwei Jahren Lebensmittel vor der Vernichtung und verteilt sie in einem persönlichen Netzwerk.

Lisa Wack aus Limbach gehört zum Netzwerk von „Foodsharing“ und rettet seit mehr als zwei Jahren Lebensmittel vor der Vernichtung und verteilt sie in einem persönlichen Netzwerk.

Foto: Thorsten Wolf

Lebensmittel nutzen und sie nicht verschwenden, das ist das Ziel der Foodsharing-Bewegung. Um das zu erreichen, werden überproduzierte Lebensmittel „gerettet“, meist bei Betrieben des Lebensmittelhandels, und von den „Rettern“ weiterverteilt. Organisiert wird das Ganze über die Webseite „https://foodsharing.de“ des Trägervereins „Foodsharing“.

So vor der Vernichtung gerettete Lebensmittel werden entweder von den Rettern selbst in eigenen Netzwerken geteilt oder über so genannte „Fairteiler“ der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Bei diesen Ausgabestellen handelt es sich um betreute Kühlschränke oder Regale, aufgestellt in unterschiedlichen Einrichtungen – so nun auch im „Besonderen Kaufhaus“ des Vereins „Leuchtender Stern“ in der Bexbacher Rathausstraße. Das Prinzip eines solchen Fairteilers ist simpel: Lebensmittelretter bestücken Kühlschrank und Regal mit den Waren, wer möchte, nimmt sich kostenlos was er mag und braucht.

Die regelmäßige Pflege des Verteilers obliegt den Aktiven der Foodsharing-Bewegung samt Kontrolle der Waren und des Zustands des Fairteilers. Die Betreiber der Orte, an denen diese Ausgabestellen aufgestellt sind, sorgen in der Regel lediglich für den nötigen Strom, mit der Betreuung haben sie nichts zu tun. Ganz wichtig: Das Foodsharing-Angebot richtet sich nicht gezielt an Bedürftige, jeder kann sich dort Lebensmittel holen und diese so vor der Entsorgung retten.

Dass es ein solches Angebot nun auch am Höcherberg gibt, das freute die Gäste der offiziellen Präsentation am Montag augenscheinlich. Und Walter Meyer als Vorsitzender des Verein „Leuchtender Stern“, Bexbachs Bürgermeister Christian Prech und Ortsvorsteher Rolf Ballweber erhielten von Lebensmittelretterin Nicole Kroth auch eine sehr nachvollziehbare Erläuterung, was Foodsharing bedeutet. Was Kroth dabei deutlich machte: Foodsharing sei keine Konkurrenz-Organisation zu sozialen Einrichtungen wie der Tafel, das Retten von Lebensmitteln habe bei „Foodsharing“ vor allem einen umweltschützerischen Charakter.

Nun werden gerettete Lebensmittel nicht nur über solche Fairteiler weitergegeben, auch die Retter selbst haben eigene Verteilkreise, persönliche Netzwerke. So wie Lisa Wack aus Limbach. Was hat sie zu einer Lebensmittelretterin gemacht? „Beschäftigt hat mich das Thema Lebensmittelver(sch)wendung in meinem Privatleben schon immer. Schon in meiner Kindheit wurde darauf geachtet, dass Nahrungsmittel verwertet und nicht weg geworfen wurden.“ Auf der Suche nach mehr Nachhaltigkeit sei sie dann vor rund drei Jahren das erste Mal über „Foodsharing“ gestolpert. „Allerdings habe ich mich damals nicht getraut, mich dort anzumelden“, räumt Lisa Wack ein. „Erst sechs Monate später habe ich zufällig eine aktive Foodsaverin kennengelernt. Bei ihr habe ich dann auch zum ersten Mal gesehen, welche Menge noch sehr gut genießbare Lebensmittel an einem einzigen Tag in einem einzigen Lebensmittelgeschäft in der Tonne landen.“

Jeder kenne die Zahlen, jeder habe schon mal gehört, „dass alleine in Deutschland jedes Jahr viele Millionen Tonnen noch genießbare Lebensmittel im Müll landen. Aber solche Mengen kann man sich nicht vorstellen“. Ein Auto voller Obst, Gemüse oder Backwaren aus einem einzigen Geschäft hingegen seien ganz konkrete, vorstellbare Tatsachen. „Das war schockierend. Ich hatte vorher keine Vorstellung davon. Das war dann der Stein des Anstoßes. Die Wertschätzung für das, was von Natur und Mensch erschaffen wurde, ist eine große Antriebskraft für mich.“

Auch eine soziale Komponente habe ihr Engagement als Lebensmittelretterin: „Durch Foodsharing habe ich viele neue Bekanntschaften geknüpft und viele Menschen, die ähnlich denken wie ich, besser kennen gelernt. Wenn jeder einen kleinen Teil dazu beiträgt und sich bemüht, die Umwelt zu schützen und zu schonen, ist der Anfang schon geschafft.“ Die Lebensmittel, die sie rettet, verteilt sie im privaten Umfeld, „zum größten Teil an Familie, Freunde und Nachbarn. In meiner Gruppe sind nur Menschen, die ich persönlich kenne. Es ist mir dabei auch wichtig, dass deren Anfahrtswege nicht zu weit sind. Ansonsten wäre der Umweltgedanke ad absurdum geführt. Die meisten Menschen wohnen daher direkt im Ort und kommen zu Fuß oder mit dem Rad zu mir“.

Wird sie bei ihrem ehrenamtlichen Einsatz auch mal mit Vorurteilen konfrontiert? „Mir persönlich wurden noch keine Vorurteile entgegen gebracht. Was wir aber immer wieder erklären müssen: Wir sind eine Umweltorganisation. Wir setzen uns dafür ein, dass Ressourcen geschont werden und bereits hergestellte Lebensmittel ihrem Wert gemäß behandelt werden.“ Dabei, so Wack, spiele es erstmal keine Rolle, ob die Empfänger der geretteten Lebensmittel bedürftig seien. Und: „Institutionen, die sich um die Versorgung von bedürftigen Menschen kümmern, haben aber immer Vorrang.“ Konkret bedeutet das, dass zuerst Organisationen wie die Tafeln in den Märkten Waren zur Versorgung ihren Klienten abholen. „Da ist Foodsharing auch sehr wichtig. Für alle Lebensmittel, die danach noch weg geworfen werden würden, sind wir die letzte Instanz vor der Mülltonne.“

 Zum Engagement als Lebensmittelretterin gehört für Nicole Kroth auch die Kontrolle und die Bestückung des neuen „Fairteilers“ im „Besonderen Kaufhaus“ in Bexbach.

Zum Engagement als Lebensmittelretterin gehört für Nicole Kroth auch die Kontrolle und die Bestückung des neuen „Fairteilers“ im „Besonderen Kaufhaus“ in Bexbach.

Foto: Thorsten Wolf

Zurück nach Bexbach: Dort attestierten sowohl Walter Meyer als auch Nicole Kroth dem neuen Verteiler einen sehr guten Start. Beide richteten ihren Dank auch an Bürgermeister Christian Prech, der den Kontakt zwischen dem „Leuchtenden Stern“ und den Lebensmittelrettern geknüpft hatte. Und: Meyer stellte in Aussicht, bei Bedarf auf im Linbacher Kaufhaus des Vereins einen solchen Fairteiler einzurichten.

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