Dorfentwicklung Ideen sammeln für die Zukunft des Dorfs

Kleinottweiler · In Kleinottweiler wird ein Dorfentwicklungsplan erarbeitet. Dazu finden regelmäßig Bürgergespräche statt.

 Die alte Schule in Kleinottweiler: Im Dorfgespräch wurde diskutiert, ob sie möglicherweise zu einem Dorfgemeinschaftshaus werden könnte.

Die alte Schule in Kleinottweiler: Im Dorfgespräch wurde diskutiert, ob sie möglicherweise zu einem Dorfgemeinschaftshaus werden könnte.

Foto: Jennifer Klein

Wo soll Kleinottweiler in fünf, in zehn, in 20 Jahren stehen, wie soll das Dorf, das Dorfleben künftig aussehen? Dies ist die Kernfrage des Dorfentwicklungsplanes, der derzeit in dem kleinsten Bexbacher Stadtteil erarbeitet wird. Noch steht man am Anfang der Planungen, dazu fanden bislang zwei Dorfgespräche statt; zum ersten Treffen Mitte September kamen 60 bis 70 Bürger. Die große Resonanz zeige, dass man einen Nerv getroffen habe, so Ortsvorsteher Karl-Peter Ranker, der mit dem Ortsrat die Initiative angestoßen hat. „Morgens steigt jeder in sein Auto, fährt zur Arbeit, kommt am späten Nachmittag oder Abend zurück, man kennt und sieht sich kaum“, umreißt er die Problematik. Denn das Dorf mit seinen rund 1200 Einwohnern ist zwar eine beliebte Wohngegend und kann mit idyllischer Natur rundum punkten, das Dorfleben jedoch könnte facettenreicher sein, klang in der Diskussion an. So ist das Dorfgespräch zunächst einmal eine Ideenwerkstatt, in der Bedürfnisse abgefragt, Anregungen und Wünsche gesammelt werden, in der bei Bedarf aber auch gestritten wird.

Zu Gast waren dieser Tage im Vereinsheim der ASV Kleinottweiler neben 40 Bürgern auch Thomas Schneider und Helmut Hary von der Stadtverwaltung/ Stadtentwicklung Bexbach sowie Torsten Czech von der Beratungsstelle „Rund ums Dorf“ des Saarpfalz-Kreises, die den Prozess begleiten.

Derzeit sind vier Arbeitskreise aktiv: Für die AG Verkehr listeten Sabine Szentpétery und Bernd Krüger kritische Punkte im Ort auf: unter anderem die schlecht einsehbare Kreuzung Mühlenstraße/ Jägersburger Straße/ Homburger Straße – hier könnte ein Verkehrsspiegel die Situation entschärfen. Geschwindigkeitsanzeigetafeln und Tempokontrollen würden Raser ausbremsen, gerade an den Ortseingängen.

Manfred Dörner als Vertreter des Arbeitskreises „Dicke Eiche“ regte an, auf dem Platz am Waldrand rund um das einstige Wahrzeichen des Ortes, das nur noch als Baumstumpf existiert, Tische und Bänke aufzustellen. 1520 ist die Dicke Eiche, der „Wappenbaum“ des Dorfes, erstmals urkndlich erwähnt worden, da sei doch ein „Dicke-Eiche-Fest“ passend und identitätsstiftend für den Ort. Und wenn die ASV im Jahr 2020 ihr 100-Jähriges feiert, wäre das sozusagen ein Doppel-Jubiläum.

Der Arbeitskreis „Ortsbild prägende und erhaltenswerte Gebäude“ sehe es als seine Aufgabe an, solche Objekte in einer Aufstellung zu erfassen und zu bewahren, erläuterte Myriam Haab. Torsten Czech verwies darauf, dass beim Kreisdenkmalpfleger Bernhard Becker eine „Dorfinventarisierung“ vorliege, auf die man zurückgreifen könne. Und auch für private Sanierungsprojekte könne es Fördergelder geben.

In der Debatte kristallisierte sich dann heraus, dass die Schaffung eines Dorfzentrums wohl einer der Kernpunkte der Dorfentwicklung sein wird. Mit dem von der ASV ehrenamtlich betriebenen Sportheim, das korrekt „Sport- und Kulturheim“ heißt, und dem ebenfalls regelmäßig genutzten Saal der evangelischen Kirchengemeinde gibt es zwei Veranstaltungsorte.

Und dann ist da noch die alte Schule in der Mühlenstraße, bislang tagt dort zum Beispiel die Feuerwehr und der Ortsrat. Denkbar wäre nun, das ehemalige Schulhaus instand zu setzen, stärker zu nutzen und aufzuwerten, wie der Arbeitskreis „Dorfgemeinschaftshaus“ um Dr. Rita Maoz anregte: Die alte Schule könnte Zentrum der Begegnung und Kulturstätte werden; in dem Lesungen, Ausstellungen, Konzerte stattfinden könnten, in dem aber auch Raum wäre für einen Spielkreis, generationenübergreifende Veranstaltungen wie Handy- oder Computer-Workshops, Handarbeitstreffs, unter Umständen auch ein Café. Der Spielplatz im Außenbereich sei ein zusätzlicher Pluspunkt. Der Altbau ist in recht gutem Zustand, der Neubau allerdings hat ein undichtes Dach, dessen Sanierung die Bürger schon lange vergeblich anmahnen. Allerdings: „Wir haben viele Dächer in der Stadt“, gab Thomas Schneider zu bedenken. Sprich: Für viel Geld saniert wird nur, wo es auch Sinn macht. Möglich wäre auch, auf Fördergelder aus anderen Töpfen zu setzen, zum Beispiel für Entwicklungsprojekte im ländlichen Raum. da bestünden durchaus Aussichten, so Torsten Czech, je nachdem, was das Nutzungskonzept vorsieht.

Als weitere Variante wurde diskutiert, das Sportheim zu erweitern und umzubauen, so dass eine breitere Nutzung möglich wäre. Auch hier gibt es einigen Sanierungsbedarf, zum Beispiel im Sanitärbereich. Die ASV betreibt das Vereinsheim im Zuge eines Erbpachtvertrages mit der Stadt, erklärte der Vorsitzende Horst Hilpert, inwieweit bauliche Veränderungen möglich seien, wäre abzuklären.

Bei allen Möglichkeiten stünden jedenfalls Sanierungs- und Umbauarbeiten an – im Hinblick auf Brandschutz, Barrierefreiheit, falls eine gastronomische Nutzung hinzukäme, auch Hygienebestimmungen. „Wie die Erfahrung gezeigt hat, bringt die Gießkanne nichts“, erklärte Schneider, „also hier mal ein paar Tausend Euro, und da mal ein paar tausend. Es sind mehrere Varianten denkbar, aber letzten Endes hängt es davon ab, was Sie wollen“, verwies er auf die Notwendigkeit, einen Konsens zu finden.

In Höchen habe man vor Jahren einen ähnlichen Prozess durchlaufen, berichtete Ortsvorsteherin Eva-Maria Scherer. Damals habe man sich letzten Endes dafür entschieden, die alte Schule aufzugeben, zugunsten der Sanierung der Glanhalle und des Umbaus zu einem multifunktionalen Veranstaltungs- und Versammlungsort, berichtete Helmut Hary von der Planung und Umsetzung des Projektes.

Ortsvorsteher Karl-Peter Ranker schlug abschließend vor, mittels einer Fragebogenaktion weitere Ideen zu sammeln und Meinungen einzuholen, um eine breitere Basis zu schaffen. „Auf jeden Fall sehe ich diese Dorfgespräche schon als einen wesentlichen Schritt hin zur Begegnung, zu mehr Miteinander in Klein-
ottweiler“, schloss Ranker.

Das dritte Dorfgespräch soll Mitte November stattfinden, der Termin wird noch rechtzeitig in unserer Zeitung bekanntgegeben.

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