Homburg Die Platanen an der B 423 leiden

Homburg · Der vergangene Sommer hat den Bäumen auf dem Mittelstreifen arg zugesetzt. Wenn es wieder so trocken wird, haben die Bäume Pech.

 Sie sind mickrig und sehen krank aus: Platanen an der Bundesstraße B 423 in Homburg.

Sie sind mickrig und sehen krank aus: Platanen an der Bundesstraße B 423 in Homburg.

Foto: Thorsten Wolf

Eigentlich verbindet man mit Platanen nur positive Gefühle. Es sind die hohen Bäume mit den hellen Stämmen und den wunderbaren Kronen, die man vorwiegend in der Provence antrifft. Sie werfen Schatten auf einen Dorfplatz, wo alte Männer Boule und Kinder Verstecken spielen. Van Gogh hat Platanen gemalt – in St. Remy.

Sie haben knorpelige Stämme, die Van Gogh mit fiebrig wirkenden Pinselstrichen grau-gelb-blau ausgeleuchtet hat. Nun könnte man eine Kulturgeschichte der Platane schreiben, wenn es nicht so traurig wäre. Abgesehen davon, dass in der Provence – und besonders am Kanal du Midi – jahrhundertealte Platanen einer aggressiven Pilzinfektion zum Opfer gefallen sind, geht es ihnen auch in unseren Breiten nicht besonders gut. Dabei gelten ausgerechnet Platanen als besonders robust. Aber den Unbilden einer viel befahrenen Ausfallstraße zu trotzen ist natürlich ein Härtetest, bei dem selbst die Platane an ihr Ende kommt.

Das kann man derzeit an der Bexbacher Straße beobachten, auch B 423 genannt. Während im Mai alles grünte und austrieb, haben sich die dortigen Platanen sehr zurückgehalten. Und auch bis jetzt sehen sie nicht gerade gesund aus. Was nichts mit den heißen Tagen zu tun hat, die wir derzeit erleben, sondern sie sahen schon Wochen vorher nicht gut aus. Wir fragten beim Landesbetrieb für Straßenbau (LfS) nach, der auch über eine eigene Grünabteilung verfügt. Die Straßenbäume im Saarland seien im allgemeinen in einem guten Zustand, hieß es von dort. Allerdings hätten die Platanen entlang der B 423 im Mittelstreifen zwischen Bexbach und Homburg einen besonders schweren Standort. „Diese Baumart (Platanus acerifolia) wurde für diesen Standort ausgewählt weil die Platane sehr robust und anspruchslos ist“, informiert der Landesbetrieb weiter.  Diese Baumart zeichne sich durch ihre Hitzeverträglichkeit, Frosthärte, Windfestigkeit und Salzverträglichkeit aus.

Der trockene Sommer 2018 habe die Platanen im Mittelstreifen allerdings deutlich geschädigt. Dies komme jetzt erst zum Vorschein, „durch den späten Blattaustrieb und die erkennbaren Trockenäste an den Bäumen.“ Das Problem ist, dass der schmale Streifen in der Mitte, der zwischen insgesamt vier heißen Asphaltbahnen liegt,  schneller austrocknet als ein Wiesen- oder Waldstück, und der Baum dort keine Speichermöglichkeiten für Wasser hat.

Die Platanenreihe im Mittelstreifen werde vom Fachpersonal begutachtet, um die weitere Vorgehensweise zu beschließen, so der Landesbetrieb weiter. Dies könnten zum Beispiel eine oder mehrere Wässerungsgänge sein oder auch eine Baumdüngung. Sollten einzelne Platanen ausfallen, werden diese in der nächsten Pflanzperiode ersetzt.

Alle Straßenbäume im Zuständigkeitsbereich des Landesbetriebs für Straßenbau werden allgemein zweimal im Jahr - einmal im belaubten und einmal im unbelaubten Zustand - von den Baumkontrolleuren der einzelnen Meistereien im jeweiligen Meistereibezirk kontrolliert. Sie entscheiden bei kranken Bäumen über die weitere Vorgehensweise. Muss ein Baum gefällt werden, wird im Anschluss in jedem Einzelfall entschieden, ob eine Ersatzpflanzung erforderlich ist.

Doch nicht immer sind es Hitze, Salz oder Trockenheit, die die Bäume beschädigen – in der Mehrzahl sind es rücksichtslose Autofahrer, die Baumstämme verletzen, weist die Statistik auf. Dies geschieht besonders oft auf Parkplätzen oder an ungeschützten Stellen. Das ist an der Bexbacher Straße zwar nicht der Fall, denn bevor man den Baum erwischte, hätte man sich schon die Schürze am Betonabsatz abgerissen, der den Mittelstreifen von der Fahrbahn abgrenzt.

Der bedeutendste „Schädling“ für den Jungbaum ist auch oft der Mensch selbst, sagen Gartenexperten. Fehler bei Verladung, Transport, Pflanzung und Pflege sind häufig. Die betroffenen Bäume kränkeln dann und werden von Schwächeparasiten besiedelt. Auch führt die Umstellung von der Baumschule zum neuen Standort zu einer Stress-Situation, die sich auch im Jahrringverlauf messen lässt.

Gerade auf diese Phase der Schwächung sind eine Reihe von Insekten und Pilzen spezialisiert, die die verminderte Abwehrfähigkeit für einen erfolgreichen Befall nutzen. Mal sehen, wie es jetzt mit den Bäumen an der B 423 weitergeht. Ein paar schwache Triebe und ein paar mickrige Blätter hängen zwar an den meisten Bäumen dran, aber ohne Pflege und ohne Wasser werden sie diesen Sommer – sofern er so heiß bleibt – wohl nur schwerlich überleben.

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