Die Doppik macht's möglich

Bexbach. Für Anne Jung heißt es seit August dieses Jahres: auf in einen neuen Beruf. Mit einer Umschulung zur Bürokauffrau hat sie auf das vorzeitige Ende ihrer Laufbahn als zahnmedizinische Fachangestellte reagiert, eine Allergie machte für sie die Arbeit in ihrem vorigen Beruf unmöglich

Bexbach. Für Anne Jung heißt es seit August dieses Jahres: auf in einen neuen Beruf. Mit einer Umschulung zur Bürokauffrau hat sie auf das vorzeitige Ende ihrer Laufbahn als zahnmedizinische Fachangestellte reagiert, eine Allergie machte für sie die Arbeit in ihrem vorigen Beruf unmöglich. Nun hat Jung die Arztpraxis gegen das Büro einer Verwaltung eingetauscht, im Bexbacher Rathaus erlernt sie den Umgang mit Zahlen, Vorschriften und amtlichem Schriftverkehr. Die Ausbildung von Bürokaufleuten in kommunalen Verwaltungen wie in Bexbach ist nicht unbedingt üblich, eigentlich ist der Verwaltungsfachangestellte das Regel-Berufsprofil. Doch nicht zuletzt die Umstellung des Rechnungswesens auf die übliche kaufmännische Art und Weise, das so genannte Doppische System, gibt nun den Freiraum, auch Kaufleute in Verwaltungen zu schulen. Anne Jung ist die zweite Auszubildende, die im Bexbacher Rathaus zur Kauffrau ausgebildet wird. "Mit der Einführung der üblichen Bilanzierungsrechnung haben wir nun die Möglichkeit, dieses Berufsbild anzubieten", so Dieter Durrang, Fachbereichsleiter im Bexbacher Rathaus und einer der Verantwortlichen für die Ausbildung von Anne Jung. Die kommt mit dem Berufswechsel gut zurecht, auch wenn ihr die Arbeit in der Arztpraxis noch immer im Blut liegt. "Dort habe ich ständig unter Strom gestanden, dauernd war ich in Bewegung, dauernd gab es eine neue Herausforderung." Die gebe es natürlich auch in der Verwaltung, aber auf eine andere Art. Trotzdem: "Die Arbeit hier ist sehr verantwortungsvoll, abwechslungsreich und sie macht Spaß." In der Tat, fragt man Jung nach dem, was sie in den ersten Monaten alles in ihrer Umschulung erlernt und erlebt hat, dann ist vom gerne bemühten Klischee des "Ausruhens am Schreibtisch im Büro" nichts zu spüren. In einem "Crash-Kurs" wurde sie in Basistätigkeiten der Verwaltungsarbeit eingewiesen und erhielt so auch einen Überblick über die Strukturen im Bexbacher Rathaus. Das Tempo ist nötig, "da sie mit ihrer verkürzten Ausbildungszeit von zwei Jahren in kürzerer Zeit den gleichen Stoff erlernen muss, wie in der Regelausbildungszeit", sagt Dieter Durrang. Für den stehen die Bexbacher im Zentrum der Verwaltungsanstrengungen. "In der freien Wirtschaft ist der Kunde König, hier bei uns der Bürger." Da sei keine Zeit für den gemütlichen Gang in der Verwaltung, allen anders lautenden Fernsehgeschichten zum Trotz. Mit ihrer durch die Arbeitsagentur finanzierten Umschulung hat sich Anne Jung auf einen neuen Weg gemacht, die Arbeit in der Arztpraxis liegt ihr aber immer noch sehr am Herzen. Sollte es nach der zweiten beruflichen Ausbildung mit einer Übernahme in ein Anstellungsverhältnis bei der Stadtverwaltung Bexbach nicht klappen, dann will sie ihre beiden Qualifikationen verbinden. "Mein erstgelernter Beruf ist immer noch in mir. Deswegen könnte ich mir eine Stelle in einem Krankenhaus oder bei einer Krankenkasse vorstellen. Da könnte ich beide Ausbildungen vereinen, das wäre ideal." "Die Arbeit hier bietet viel Abwechslung und macht Spaß."Anne Jung

Auf einen BlickEine spezielle Form der beruflichen Weiterbildung stellt die Umschulung dar, die zu einem Abschluss, somit einer erfolgreichen IHK-Prüfung, in einem anerkannten Ausbildungsberuf führen muss. Die Übernahme der Kosten für eine Umschulung durch die Agentur für Arbeit oder auch andere Leistungsträger, wie die Landesversicherungsanstalten (LVA) als Träger der gesetzlichen Rentenversicherung, kommunalen Rehabilitations-Träger, Unfallversicherungen, Berufsgenossenschaften oder die Bundeswehr, verlangt allerdings spezielle Voraussetzungen. thw

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