Ein Symbol deutscher Nachkriegszeit Geburtstag für ein deutsches Kultmodell
Homburg · Ob der Käfer jetzt 85 oder 82 Jahre alt wurde, ist nicht ganz geklärt. Tatsache ist, dass er bis heute bei Auto-Bastlern beliebt ist, denn man kann jedes Teil selbst ein- und ausbauen, sagt Oldie-Experte Jörg Erbelding aus Limbach.
Was ist die Geburtsstunde des VW Käfers? Dafür wird oft ein Artikel in der New York Times als Beleg genommen, der am 3. Juli 1938 erschien und in dem zum ersten Mal die englische Bezeichnung Beetle (auf Deutsch: Käfer) benutzt wurde und in dem auf die von den Nazis geplante Motorisierung Deutschlands hingewiesen wurde. Das war vor ziemlich genau 82 Jahren. In Deutschland hieß der Käfer damals noch schlicht „Typ 1“.
Dass daraus ein Erfolgsmodell würde, das den steigenden Wohlstand der Nachkriegszeit symbolisieren und das Urlaubsverhalten der Deutschen über mindestens zwei Generationen prägen würde, war damals noch nicht abzusehen. Tatsächlich erhielt der Ingenieur Ferdinand Porsche 1934 vom Reichsverband der Deutschen Automobilindustrie einen Entwicklungsauftrag für den Prototyp eines sparsamen Autos, das sich nicht nur (wie bisher) Reiche, sondern auch Leute mit mittlerem Einkommen würden leisten können. Darin sollte Platz für zwei Erwachsene und drei Kinder sein, im Durchschnitt durfen nicht mehr als sieben Liter Kraftstoff auf 100 Kilometer verbraucht werden.
Der erste Prototyp soll am 3. Juli 1935 bereitgestanden haben, das war vor genau 85 Jahren. Bis Ende 1938 wurden einige Vorführwagen auf Ausstellungen gezeigt, aber nicht an Kunden ausgeliefert. Für das eigens dafür geplante Volkswagenwerk wurde erst 1938 der Grundstein gelegt, so dass der Aufstieg des Käfers tatsächlich in die Nachkriegsjahre fiel. Ob der Käfer in dieser Woche nun 82 oder 85 Jahre alt wurde, ändert nichts daran, dass er bis heute eines der beliebtesten Autos weltweit ist.
Mitte 1974 endete die Fertigung des Käfers in Wolfsburg, das Werk Emden baute die Käfer-Limousine bis Anfang 1978 weiter. Danach wurde der Wagen nur noch in Mexiko und Brasilien hergestellt und bis 1985 in Deutschland von VW-Händlern angeboten. Insgesamt wurden über 21 Millionen VW Käfer-Modelle hergestellt.
Was machte das Auto so beliebt? „Es hatte diese runde, eigenwillige Form, die jeder sofort irgendwie sympathisch finden musste. Und man konnte es als Einzelperson problemlos reparieren, also sämtliche Teile rausnehmen und ersetzen“, sagt der Oldtimer-Experte Jörg Erbelding aus Limbach. Sogar den gesamten Motor habe man herausheben und durch einen neuen ersetzen können.
Diese Eigenschaft mache das Auto natürlich auch für Sammler attraktiv, denn „man kann hier alles selbst machen.“ Ersatzteile gebe es auf dem Oldie-Markt noch in Hülle und Fülle, was für Auto-Bastler natürlich ein Vorteil sei. Natürlich blieben auch die ersten Sammler-Modelle, „also die hinten mit dem Brezel-Fenster“, immer noch einfache Autos, die preislich nicht in die Spitzenklasse aufstiegen, „ein gut erhaltener Käfer von vor 1945 bringt im Schnitt um die 150 000 Euro“, schätzt Erbelding, „zum Vergleich: ein Mercedes aus dieser Zeit liegt bei einer Million und darüber.“ Dass der VW Käfer ebenso einfach wie genial gebaut war, sieht man auch daran, dass seit einigen Wochen der Bausatz des 4-Zylinder Käfer-Boxermotors im Handel erhältlich ist, den man sich selbst zusammenbauen kann, von der Kurbelwelle über Keilriemen und Ventile bis zu den Zylindern. Denn für das neue Motoren-Funktionsmodell des legendären Käfers mit dem geteilten Rückfenster (von 1949 bis 1953) hat VW erstmals die Originalpläne freigegeben.
„Der Käfer hatte damals neue Maßstäbe gesetzt, was Beständigkeit und Verlässlichkeit anbelangt“, betont auch Carsten Utzig, Verkaufsleiter beim VW-Vertragshändler Jochem in St. Ingbert. Er selbst sei zwar eher Generation Golf als Generation Käfer, er habe auch nie einen Käfer gefahren, „aber unsere Kunden erzählen gerne, dass das erste Auto vom Opa ein Käfer gewesen sei und sie seitdem einen VW fahren, also der Käfer hat bei Millionen von Auto-Käufern bis heute den Grundstein für ihre Markentreue gelegt.“
Das Auto stehe wie kein anderes für VW, „noch viel mehr als der Golf, obwohl am Ende mehr Golfs als Käfer verkauft wurden. Aber das lag zum großen Teil an der runden Form vom Käfer, die gab den Menschen ein gutes Gefühl“.
Wenn heute ein Käfer in die VW-Werkstatt käme, „dann könnten wir damit nichts mehr anfangen“, sagt Utzig, „heute fängt man ja nicht mehr damit an, mit dem Schraubenzieher ein Auto auseinander zu nehmen. Wer noch einen Käfer fährt, repariert ihn meist selbst“.
Utzig stimmt Erbelding zu: „Der Käfer ist ein optimales Objekt, wenn man gerne an alten Autos bastelt. Er ist perfekt in seiner Einfachheit. Und er läuft noch immer verlässlich, wenn er entsprechend gepflegt wird.“