Zur Anwendung im medizinischen Bereich Corona-Visiere aus dem 3D-Drucker

Bexbach · Bexbacher Christian Hessinger produziert die Ausrüstung für Krankenhäuser und Arztpraxen in Heimarbeit. Die Anleitung für die „Faceshields“ bezieht er aus dem Internet. Verteilt werden sie kostenlos.

 Christian Hessinger mit einigen zusammengebauten Visieren an seinem heimischen 3D-Drucker. Von dort stammen die Einfassungen der Visiere am oberen und unteren Rand, das transparente Teil hat er im Internet bestellt und zugeschnitten.

Christian Hessinger mit einigen zusammengebauten Visieren an seinem heimischen 3D-Drucker. Von dort stammen die Einfassungen der Visiere am oberen und unteren Rand, das transparente Teil hat er im Internet bestellt und zugeschnitten.

Foto: Christian Hessinger

Mund-Nasen-Masken aus der heimischen Nähstube sind ein probater Beitrag in der Corona-Krise. Ein anderer kommt aus dem 3D-Drucker: sogenannte Faceshields, zu Deutsch: Visiere, die im Sinne eines Spuckschutzes eine Tröpfcheninfektion verhindern sollen. Der 32-jährige Augenoptikermeister Christian Hessinger aus Bexbach gehört zu denjenigen, die solche Faceshields mithilfe des heimischen Geräts erstellen und gratis verteilen. Die Visiere könnten – anders als selbstgebastelter Mundschutz – insbesondere in Pflegeheimen, Arztpraxen oder Krankenhäusern verwendet werden, wo man direkten Kontakt zu Menschen hat, erklärt Hessinger. Er habe bereits Exemplare an zwei Bexbacher Arztpraxen abgegeben, auch ein Vertreter des Uniklinikums wollte am Montagabend welche abholen. „Ich habe auch einige nach Italien geschickt. Ein befreundeter Eisdielenbesitzer in Bexbach hatte mich gefragt. Sie waren für ein Krankenhaus in Italien bestimmt.“

Die Masken entstünden aus einem Kunststoffstaub, der auf 200 Grad erhitzt und Schicht für Schicht aufeinandergelegt werde. Das Material ist dabei auf eine Rolle aufgewickelt, die pro Stück zwischen 20 und 50 Euro koste. Der Kostenpunkt für den 3D-Druck sei minimal, man drucke mit einer Rolle über 200 Visiere.  Also besser gesagt, die Einfassung der Visiere. Die eigentlichen, 0,3 Millimeter dicken PVC-Visierelemente, die er online bestellt und dann zugeschnitten habe, müssten dann noch eingesetzt werden. „Es ist ein minimalistischer Aufbau, der wunderbar klappt.“

Rund anderthalb Stunden dauere es, eine Maske komplett zu fertigen. „Mittlerweile dauert der Ausdruck der nötigen Teile eine Stunde und sechs Minuten“, erklärt er. Anderthalb Stunden pro Maske seien für den Zusammenbau realistisch. Da Hessinger aktuell in Kurzarbeit ist, also nur einen Tag in der  Woche arbeitet, habe er viel Freizeit, in der er sich „sinnvollerweise“ dem 3D-Druck-Hobby widmen könne. Fast 30 Masken habe er in den letzten fünf Tagen schon gedruckt.

„Ich beschäftige mich seit gut drei Jahren hobbymäßig mit dem 3D-Druck, baue teilweise selbst“, schildert Hessinger zu den Hintergründen seiner Tätigkeit. Die Druck-Anleitungen findet er im Internet auf der Open-Source-Plattform „Thingiverse“. Dort könne man sich Quasi-Bauanleitungen als Datei herunterladen und direkt drucken. Hessinger sei auch Mitglied in der Initiative „Print2Help“, die sich auf die Fahnen geschrieben hat, deutschlandweit mit ihren 3D-Druckern Schutzausrüstung für lokales medizinisches Personal er erstellen.

Die Masken hielten unendlich lang, seien unheimlich robust, und wärmeresistent bis 60 Grad. Wird ein Visier durch einen Kratzer beschädigt, lasse es sich einfach auswechseln. Außerdem habe das Deutsche Rote Kreuz diese Version abgenommen. Wenngleich es sich nicht um ein zertifiziertes Medizinprodukt handele, wie Hessinger betont. Auch, so betont er auf einer Art Beipackzettel, könnten die Visiere kontaminiert sein. Daher sollten sie sicherheitshalber vor Gebrauch desinfiziert werden.

Wer Bedarf an solchen Visieren aus dem 3D-Drucker hat, kann auf der Website www.makervsvirus.org nach lokalen Anbietern/Produzenten suchen.

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