Chor Gleis 1 ist Geschichte

Bexbach · Mit Projekten wie dem Orient-Express oder auch der südamerikanisch-altdeutschen Weihnachtsfiesta haben sie neue Wege beschritten: Der Bexbacher Chor Gleis 1 um Dirigentin Margit Erfurt-Freund hat sich zum Jahresende aufgelöst.

 Einer der Höhepunkte der Projekte des Bexbacher Chors Gleis 1: Beim Orient-Express im Volkshaus in Oberbexbach erklangen 30 Lieder in acht Sprachen auf dem Weg nach Konstantinopel. Foto: Thorsten Wolf/SZ

Einer der Höhepunkte der Projekte des Bexbacher Chors Gleis 1: Beim Orient-Express im Volkshaus in Oberbexbach erklangen 30 Lieder in acht Sprachen auf dem Weg nach Konstantinopel. Foto: Thorsten Wolf/SZ

Foto: Thorsten Wolf/SZ

Sie wollten anders sein - und das ist ihnen auch über Jahre hinweg gelungen. Doch damit ist jetzt Schluss: Der Bexbacher Chor Gleis 1 hat sich zum Jahresende aufgelöst. Dies bestätigte Chorsprecherin Waltraud Boltz gestern im Gespräch mit der SZ. "Ausschlaggebend für die Auflösung waren zum einen persönliche Gründe, zum anderen kamen viele bestimmte Faktoren zusammen", sagte Boltz. So habe der Chor, nach eigener Aussage "ein Teil meines Lebens", immer wieder in der Pflicht gestanden, neue Projekte zu machen. "Irgendwann kam dann der Punkt, an dem es keine Ideen mehr gab, was wir mit unserem Leistungsvermögen noch hätten machen können", meinte die Sprecherin. Bei einem Gospelchor etwa sei die Erwartung klar: Er singt Gospel-Lieder. "Bei uns ist die Auswahl dessen, was wir gemacht haben, daran geknüpft, dass die Leute schon mit einer gewissen Spannung ins Konzert kommen." Dazu kommt, dass Chormitglieder aus Altersgründen hätten zurückfahren müssen. Man hätte sich also als Chor völlig neu orientieren müssen. Und dazu hätte auch eine neue Proben-Heimat gehört, denn der historische Bahnhof wäre dafür nicht länger nutzbar gewesen.

Boltz sprach von einer "ganz tollen Zeit", die aber jetzt zuende sei. "Fakt ist, die Auflösung tut jedem von uns unheimlich leid, jeder blickt aber auch auf eine glückliche Zeit zurück", ist sich die Chorsprecherin sicher.

Das letzte große Konzert des Bexbacher Chors Gleis 1 bleibt also das Weihnachtskonzert in Saarbrücken im Jahr 2013. Die Antwort auf die Frage, welches Chorprojekt ihr spontan einfällt, kommt wie aus der Pistole geschossen: "Der Orient-Express im Volkshaus! Zusammen mit dem Konzert am ungewöhnlichen Ort Hydro-Star-Halle und der südamerikanisch-altdeutschen Weihnacht in der katholischen Pfarrkirche St. Martin Bexbach sind das meine persönlichen Lieblingsprojekte", so Waltraud Boltz.

Zu den Höhepunkten der Konzert-Tätigkeit des Chors zählten besagter Orient-Express im September 2009 im Volkshaus in Oberbexbach: 30 Lieder in acht Sprachen ließen den Zug von Paris nach Konstantinopel lebendig werden. Oder der Venezianische Salon, in den 2012 Bexbachs historischer Bahnhof und die Jägersburger Gustavsburg verwandelt wurden. Überaus erfolgreich lief das Projekt "Chor Gleis 1 trifft Klezmer", auch im Bahnhof. Konzertreisen gehörten auch zum Angebot des Chors: Nach Italien etwa oder in die goldene Stadt Prag im Jahr 2008. Dort wurden drei Auftritte absolviert.

Toll kam um die Weihnachtszeit 2003 "Caramba " an, die südamerikanisch-altdeutsche Weihnachtsfiesta, die mit viel Temperament in der Pfarrkirche St. Martin zu sehen und zu hören war. Dies war nur ein Ausschnitt aus einer Vielzahl von Veranstaltungen.

Meinung:

Respekt für schweren Schritt

Von SZ-RedakteurRalph Schäfer

Wer die Entwicklung des Chors Gleis 1 in Bexbach von Beginn an verfolgt hat, dem ist klar: Die 25 Mitglieder des etwas anderen Chors haben mit der Auflösung eine schwere Entscheidung getroffen. Und der Klangkörper hat die nicht gerade arme Bexbacher Chor-Szene bereichert, keine Frage. Der Schritt der Auflösung nötigt Respekt ab: Das Zauberwort Neuorientierung heißt oft, sich selbst untreu zu werden. Dazu war man offensichtlich nicht bereit. Was bleibt, ist ein Rückblick auf die vielfältige geleistete Kultur-Arbeit in der Höcherberg-Stadt, an die man sich lange erinnern wird. Und ein kleines Wort: schade!

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