Bürgermeister-Kandidat Christian Prech (CDU) „Man muss ein Visionär sein!“

Bexbach · Christian Prech (CDU) wirbt für einen neuen Politikstil und setzt auf verstärkte Eigeninitiative etwa bei der Wirtschaftsförderung. Für die Familien und Vereine würde er gerne mehr tun.

 Christian Prech, CDU-Bürgermeisterkandidat für Bexbach, beim Redaktionsgespräch.

Christian Prech, CDU-Bürgermeisterkandidat für Bexbach, beim Redaktionsgespräch.

Foto: Eric Kolling

„Im Moment kann sich der Bürger nicht ernstgenommen fühlen, seine Ängste und Wünsche nicht kundtun. Ortsteile fühlten sich wie das fünfte Rad am Wagen. Ein neuer Politikstil muss her, jüngere Politiker sind an der Reihe!“ Lange braucht CDU-Kandidat Christian Prech beim Redaktionsgespräch nicht, bis man verstanden hat: Der Bürgermeister-Wahlkampf in Bexbach ist eröffnet. Und mit Amtsinhaber Thomas Leis (SPD) – und seiner Art der Amtsführung – ist Prech äußerst unzufrieden. „Man muss als Bürgermeister ein Visionär sein und nicht nur das machen, was an einen herangetragen wird“, kritisiert er dessen angebliche Passivität und nennt Beispiele.

Etwa bei der Gastronomie am Blumengarten, die Prech wiederbeleben will. „Es gab Kandidaten, die an der langen Hand verdurstet sind“, behauptet der CDU-Mann, sogar einen konkreten Bewerber. Die Stadt argumentiere, es müsse erst ein Konzept her. „Das ist typisch! Erst ein Konzept vorlegen lassen und dann passiert nichts. Das ist nicht proaktiv“, kritisiert er. „Kleine Speisen, gutbürgerliche Küche“, könnten dort angeboten werden, Eltern dort verweilen, während ihre Sprösslinge auf dem Kinderspielplatz oder der Gulliver-Welt spielten oder nebenan in der Fahrrad fahren.

Passiv sei Leis auch beim Anwerben von Firmen. Er schimpfe sich „der Wirtschaftsförderer“, schmücke sich aber mit Unternehmen, die sich von selbst, gerade im Saarpfalz-Park, ansiedelten. Die kämen, weil sie eine freie Fläche suchten und in Bexbach fündig würden. „Man muss aktiv auf Firmen zugehen, und nicht nur auf die großen! Ich vermisse da Eigeninitiative!“ Wichtig sind ihm auch die kleine Kfz-Werkstätten oder eine Drogerie fürs Zentrum. Im Rahmen eines Leerstandsmanagements musste man unaufgefordert auf die Suche nach Firmen gehen, nicht nur, wenn welche sich aus der Innenstadt verabschiedeten: „Das ist extrem wichtig“.

Den vorhandenen Unternehmen indes habe die Stadt durch die langdauernde Baumaßnahme im Ort vor allem wegen der fehlenden Parkplätze geschadet. Wie üblich habe man die „Leute vor vollendete Tatsachen gestellt“. Wie die Stadt vor dem Bau den Betroffenen hätte helfen können, sei kein Thema gewesen. Kleidergeschäfte seien umgezogen, Friseur Hairdesign tue dies im Mai, die Apotheke am Bexbach habe in der Not die Idee geboren, bestellte Medikamente zu den Kunden zu fahren. Auch das Geschäft Bodega habe dies angekündigt.

Auch der Umgang mit dem Ehrenamt liegt ihm schwer im Magen. Beispiel Feuerwehr: Es genüge nicht, einmal im Jahr zum Kameradschaftsabend zu kommen und eine Rede zum Ehrenamt zu halten, wenn es gleichzeitig an Schutzausrüstung und PCs fehle. Auch die Schließung der Höcherbergballen („Hier müsse eine schnelle Lösung her!“) zeige den mangelhaften Umgang mit den Vereinen. Als Präsident der Karnevalsgesellschaft „Die Blätsch“ habe er das hautnah mitbekommen. Hilfe von der Stadt bei der Suche nach Ausweichorten habe es nicht gegeben. Weder die Hallenfußballer noch die Modelleisenbahner hätten ohne Eigeninitiative etwas gefunden. Nur den Schulen habe die Stadt hier geholfen. Dass die Stadt die Gastronomie der Höcherberghallen habe ziehen lassen, ist für Prech „ein Drama“. Auch hier seien die früheren Betreiber vor vollendete Tatsachen gestellt worden. Jetzt fehle in Bexbach eine weitere Anlaufstelle, in der sich gerade Ältere gern auf ein Feierabendbier getroffen und gute Gespräche geführt hätten.

Außer mehr Initiative und einem stärkeren Miteinander sieht Prech sachlichen Verbesserungsbedarf. Das aktuelle Beschwerdemanagement der Stadt bewertet er etwa mit „sechs minus“. Eine Bürgersprechstunde müsse her, bei der Bürger ihr Leid klagen könnten. Eine Information innerhalb von 24 Stunden nach telefonischer- oder Mail-Reklamation müssten Bürger wenigstens darüber bekommen, dass ihr Anliegen bearbeitet werde. Ihm seien Fälle zugetragen worden, bei denen es zu Lärmbelästigungen durch Straßenpartys und Bedrohungen gekommen sei, Müll aus Fenstern geworfen und Kinder im Stadtbrunnen gebadet worden seien. Die Stadt habe hier nach Hinweisen die Verantwortung auf den Kreis geschoben. Für mehr Bürgernähe schlägt er auch ein mobiles Bürgerbüro vor - einen kleinen Bus, der mit Drucker, PC und Internetverbindung ausgerüstet ist und zu den Leuten fährt. Die Bexbacher könnten damit ohne die sonst strikte Bindung an Behördenöffnungszeiten ihre Angelegenheiten erledigen, auch als Berufstätige.

Für W-Lan auf dem Aloys-Nesseler-Platz hätte die Stadt Fördergelder beantragen müssen, findet Prech. Mittel seien für diverse Kommunen bereitgestellt worden. Freies W-Lan sei sonstwo gang und gäbe. Als Ehemann und Vater von zwei Töchtern wisse er, dass auch das Thema Familienfreundlichkeit in Bexbach ein kritisches ist. „Die Jugendpflege macht einen tollen Job, aber man muss alle Altersgruppen abholen. Nicht jeder kann sich einen Ausflug in den Europa-Park oder eine Skifreizeit leisten“, mahnt der CDU-Kandidat und verweist auf mögliche Ausflüge und Aktivitäten im hiesigen Blumengarten. Auch Streetworker müssten her und zeigen, was machbar ist, eine interkommunale Zusammenarbeit sei hier erstrebenswert.

„Ich informiere die Leute, was ich gerade mache und vorhabe. Es ist ganz wichtig, dass man hier als Bürgermeister seine Bringschuld erfüllt“, und zwar auch via Facebook, Instagram oder seine Website, verspricht Prech für den Fall seiner Wahl. Der Internetauftritt werde mit Unterstützung der CDU entstehen. Seit er im Mai 2018 zum Bürgermeisterkandidaten der Christdemokraten gewählt wurde, habe er sich von der Partei auch hinsichtlich des Themas Soziale Medien schulen lassen.

Als politisch bisher nicht Aktiver sieht er sich auf der einen Seite im Nachteil, erhalte er doch Infos nur als Zuhörer öffentlicher Sitzungen oder aus öffentlichen Unterlagen etwa von der Bexbacher Website. Auch die CDU („Wichtig ist mir die Stadt Bexbach – nicht die Partei!“) könne aus nichtöffentlichen Sitzungen keine Infos an ihn rausgeheben. Ein Vorteil sei, dass er sich so den unbelasteten Blick von außen bewahre, „frisch und unverbraucht“ daherkomme. Er selbst wohne sein ganzes Leben in verschiedenen Stadtteilen von Bexbach, sein Vater sitze seit 25 Jahren im Ortsrat. „Ich war immer politisch interessiert und will jetzt selbst Flagge zeigen“, so Prech, der seinen sicheren Job als Niederlassungsleiter des Logistikers DPD in Trier für die Kandidatur aufgeben müsste. Ob er im Falle seiner Wahl ein Rückkehrrecht auf seine Stelle bekäme, weiß er nach eigenem Bekunden noch nicht.

Seit seiner Kür sei er „viel mehr unter Menschen“, versuche sich bekanntzumachen, überall vorzustellen. Etwa durch seine „Zuhör“-Tour, die ihn schon nach Nieder- und Oberbexbach geführt hat, demnächst nach Kleinottweiler führen wird. Prech spricht schmunzelnd von einer Vierfach-Belastung, die er gerade habe: „Job, Kandidat, Blätsch und Familie.“ Letztgenannte komme mit auf viele Veranstaltungen und unterstütze ihn.

Einen Haustürwahlkampf will er jetzt nach Fastnacht starten und dabei „so viele Türen wie möglich abklappern“. Vier bis sechs Wochen vor der Wahl sollen Plakate aufgehängt werden. Prech, der Teamgeist als eine wichtige Voraussetzung für das Bürgermeisteramt beim Fußball gelernt hat: „Als One-Man-Show erreicht man nichts. Man braucht Verbündete, um an der Front zu kämpfen. Ich reiche jeder Partei, egal welcher Farbe, die Hand.“ 1998/99 hat er beim FC Homburg als Rechtsaußen Stürmer Miroslav Klose die Flanken einköpfbereit serviert. Auch Stationen in Kleinottweiler und Hangard kickt er heute in der Kleinottweiler AH.

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