Bexbach geschockt wegen Aus für Alstom

Bexbach · Dass es im Bexbacher Alstom-Werk seit langem Probleme gab, war der Öffentlichkeit bekannt. Trotzdem gab es Hoffnung, dass es in irgendeiner Form weitergehen könne. Diese Hoffnung ist jetzt wohl dahin. Das Werk soll schließen, die Mitarbeiter wollen aber noch kämpfen.

 Nachdem gestern Morgen die Schließung des Bexbacher Alstom-Werkes zum Ende des Jahre 2017 angekündigt wurde, brach die Belegschaft eine Betriebsversammlung ab und macht sich in Bussen auf nach Mannheim. Dort demonstrierte man gemeinsam mit Kollegen des dortigen Werkes gegen den Personalabbau im Konzern. Fotos: Thorsten Wolf

Nachdem gestern Morgen die Schließung des Bexbacher Alstom-Werkes zum Ende des Jahre 2017 angekündigt wurde, brach die Belegschaft eine Betriebsversammlung ab und macht sich in Bussen auf nach Mannheim. Dort demonstrierte man gemeinsam mit Kollegen des dortigen Werkes gegen den Personalabbau im Konzern. Fotos: Thorsten Wolf

"Überrascht hat mich die Information von heute eigentlich nicht, weil wir mit der Strategie der vergangenen zwei Jahre immer falsch gefahren sind. Das Sterben auf Raten war schon angesagt." Mit diesen Worten quittierte Michael Müller , einer von 160 Mitarbeitern von Alstom in Bexbach (seit November 2015 eigentlich GE Power), die Information der Geschäftsleitung , dass das Werk Ende 2017 geschlossen werden soll. Bei einer Betriebsversammlung am Morgen hatten Müller und seine Kollegen von der Entscheidung erfahren - nur zwei Monate, nachdem der US-Konzern General Electric die Energiesparte des französischen Konzerns Alstom übernommen hatte. "Ich bin im Moment völlig leer." 30 Jahre sei er nunmehr im Bexbacher Werk beschäftigt, "jetzt bin ich sprachlos. Ich bin traurig, so wie die ganze Belegschaft. Was hier gerade passiert, ist nicht in Worte zu fassen".

So wie Michael Müller ging es wohl einem Großteil der Belegschaft gestern. Dass es um das Bexbacher Werk nicht gut stand, war schon lange bekannt. Und auch die Verlagerung der Produktion von Turbinenschaufeln für Gasturbinen in die Schweiz hatte für Belegschaft, Betriebsrat und Gewerkschaft ein eher düsteres Bild von der Zukunft in Bexbach gezeichnet. Trotzdem, so der Betriebsratsvorsitzende Kai Müller im Gespräch mit unserer Zeitung, habe ihn die Ankündigung der Schließung schon ein bisschen überrascht, "denn mit diesem Standort ist es in den vergangenen 40 Jahren immer in Wellen auf und ab gegangen. Wir hatten aber immer ein Management , mit dem wir gemeinsam einen Weg in die Zukunft gefunden haben. Deswegen hat die Belegschaft nicht wirklich damit rechnen können, dass es jetzt wirklich so drastisch kommt. Man hat uns in den vergangenen 18 Monaten erzählt, dass mit General Electric nun ein großer Partner komme, der uns bei den Schwierigkeiten helfen wird. So ist es nun aber nicht."

Ralf Cavelius von der IG Metall Homburg machte nach Abbruch der Betriebsversammlung deutlich, dass man nun gemeinsam mit der Belegschaft kämpfen werde. "In den vergangenen zwei Jahren haben wir Alternativen genannt, die das Management immer wieder vom Tisch gewischt hat. Und heute bewahrheitet sich unsere Befürchtung, dass alle Entscheidungen der Vergangenheit nun zu diesem Exitus führen." Gefragt, ob man nun noch etwas tun könne oder die Belegschaft Ende 2017 einfach nach Hause gehe, zeigte sich Cavelius energisch. "So leicht gibt die IG Metall nicht auf. Und so leicht gibt auch die Belegschaft nicht auf. Die Mannschaft hier ist kampferprobt. Und wir werden das Management vor harte Verhandlungen stellen, das kann ich versprechen."

Cavelius kritisierte in diesem Zusammenhang deutlich die Entscheidung der Konzernführung, die Produktion von Gasturbinen-Schaufeln in das Hochlohn-Land Schweiz verlegt zu haben, "mit dem Argument, dort würde es billiger. Das ist an den Haaren herbeigezogen". Nun müsse man für Bexbach Alternativen entwickeln. "Dafür brauchen wir aber auf der anderen Seite einen Verhandlungspartner, der entscheidungsfähig und entscheidungswillig ist."

Bexbachs Bürgermeister Thomas Leis zeigte sich geschockt von der Entscheidung, "weil das so schnell nach den Gesprächen im letzten Quartal 2015 geschehen ist". Da habe er im Werk vor Ort mit der Geschäftsleitung gesprochen. "Damals wurde zwar verkleinert und umstrukturiert, aber man erkannte ganz klar eine Zukunft für das Bexbacher Werk. Und jetzt das." Er bedaure diese unternehmerische Entscheidung, "die vor allem die Mitarbeiter, aber auch die Stadt Bexbach , ins Mark trifft. Wir waren nicht vorbereitet", gibt Leis zu.

Meinung:

Es war leider abzusehen

 Der Betriebsratsvorsitzende Kai Müller will die für 2017 angekündigte Schließung des Werkes nicht kampflos hinnehmen.

Der Betriebsratsvorsitzende Kai Müller will die für 2017 angekündigte Schließung des Werkes nicht kampflos hinnehmen.

Von SZ-Redakteurin Christine Maack

Es hilft keinem Betroffenen, wenn man jetzt schlau sagt, man habe das Ende von Alstom in Bexbach kommen sehen. Als vor wenigen Monaten der Deal zwischen Alstom und General Electric endgültig eingetütet worden war, konnten sich die Beschäftigten ausmalen, dass dies keine gute Botschaft für sie war. Zumal die US-Konzerne dafür bekannt sind, bei unrentablen Firmenteilen nicht lange zu fackeln. Traurig ist, dass die Beschäftigten trotz ihrer guten Arbeit keine Chance hatten, denn neue Kraftwerke werden kaum noch gebaut. Alstom hatte es versäumt, sich auf neue Energien umzustellen, so dass die Beschäftigten dazu verurteilt waren, Teile herzustellen, die auf wenig Nachfrage stießen. Es sagt sich im nachhinein so leicht, dass man sich ja längst hätte nach einer anderen Firma umsehen können. Doch dann ist da die Familie und das Häuschen in Bexbach . An dieser Stelle tut's dann immer am meisten weh.

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