Es grünt noch nicht Ein Schotterkreisel ohne Grün

Kirkel · Pflanzringe werden mit Beton verfüllt, der Kreisel sieht aus wie eine Schotterhalde - wird Kirkel zur Betonkommune? Nein, überhaupt nicht, betont die Gemeinde. Der Kreisel wird begrünt und die Pflanzringe sind eigentlich Poller.

 Diese Pflanzringe wurden mit Beton verfüllt, weil sie immer wieder von Autos kaputtgefahren werden und zerbröseln, sagt die Gemeindeverwaltung.

Diese Pflanzringe wurden mit Beton verfüllt, weil sie immer wieder von Autos kaputtgefahren werden und zerbröseln, sagt die Gemeindeverwaltung.

Foto: Christine Maack

Grün sieht schön aus, macht aber viel Arbeit. Und immer, wenn man denkt, man habe jetzt die zeitsparende Lösung für den Garten gefunden, erweist sich das doch wieder als Trugschluss. Zum Beispiel Pflanzringe aus Beton, die es massenweise in den Baumärkten zu kaufen gibt. Nicht nur in Privatgärten, sondern auch an öffentlichen Stellen, wie zum Beispiel an Straßenrändern, trifft man diese nierenförmigen Teile an. Die Versprechung: Man muss nur einmal eine Hängepflanze hineinsetzen, schon wächst sie über den Betonkübel rüber.  Tatsache ist, dass in einem Betonkübel alles mögliche Wurzeln schlägt, nur nicht die erwünschte Hängepflanze. Einen weiteren Nachteil haben diese Pflanzringe, wenn sie im öffentlichen Bereich an exponierten Stellen stehen: sie werden häufig von Lkw’s und SUV’s angefahren. Irgendwann wurde es der Gemeinde zu bunt, dass ständig Pflanzringe zu Bruch gingen, „die man in der Form auch nicht mehr nachkriegt“, sagt Christoph Weis vom Kirkeler Baubetriebshof, „da haben wir sie mit Beton vollgegossen und damit als Poller verstärkt“. An der schmalen Straßen „An der Schlehhecke“ seien diese Pflanzringe ständig kaputtgefahren worden, „die halten jetzt, seit wir sie mit Beton verfüllt haben.“

Natürlich rief diese Aktion Anwohner auf den Plan, die die Betonverstärkung unmöglich fanden und den Protest auf ihre Weise ausdrückten -  sie bemalten die Poller und beschrifteten sie. „Grün ist toll“, ist da zu lesen, oder „Grau ist doof“. Die Anwohnerin, die mit den Kindern aus dem Viertel die Pflanzringe bemalt hatte, betont, dass diese Aktion mit Bürgermeister Frank John abgesprochen und erlaubt war. „Dass die Pflanzringe aus Sicherheitsgründen mit Beton aufgefüllt wurden, ist den Anwohnern vermutlich nicht bekannt“, sagt Weis. Mit der Malaktion werde suggeriert, dass die Gemeinde auf Beton stehe: „Das ist totaler Quatsch. Rundherum sind alle Inseln bepflanzt und das bleibt auch so.“

  Dass sich dieser Beton-Verdacht derzeit aufdrängt, liegt an dem großen grauen Betonkreisel, der seit einigen Tagen den Ausgang von Limbach an der B 423 schmückt. „Der Kreisel ist vom Landesbetrieb für Straßenbau gebaut worden, weil die B 423 in unsere Verantwortung fällt“, erklärt dessen Pressespreche Klaus Kosok „wir haben einen verkehrssicheren Kreisel nach neuesten Erkenntnissen angelegt, mit einer inneren Schleppspur und einer Form, die den Autofahrer zwingt, einen runden Kreis fahren zu müssen, was die Geschwindigkeit heruntersetzt.“

Womit der Landesbetrieb hingegen nichts zu tun habe, sei die Begrünung eines Kreisels, „das kann die Gemeinde so gestalten, wie sie will, sofern es nicht die Verkehrssicherheit gefährdet“, so Kosok. Für eine geringe Ablösesumme pro Quadratmeter könne die Gemeinde quasi einen Kreisel pachten und in ihrem Sinne gestalten.

Nun war es bisher so, dass Kreisel am Ortseingang oftmals als begrüntes Aushängeschild der Gemeinde angesehen und entsprechend geschmückt wurden. Im Kreiselland Frankreich ist das so - da wird die runde Verkehrsinsel  mit Rosenbüschen, Hecken und manchmal sogar Springbrunnen angelegt. In Deutschland ist man da, vermutlich auch aus Kostengründen, schon wieder auf dem Rückzug. „Ich glaube nicht, dass außer der schlichten Begrünung oben auf dem neuen Kreisel noch viel hinzukommen wird“, vermutet Kosok. Ihm sei diesbezüglich von der Gemeinde auch nichts signalisiert worden.

Bei der Gemeinde sieht man das allerdings ganz anders. Man sei davon ausgegangen, dass der Landesbetrieb wie üblich, eine Erstbepflanzung vornehme. Dass aus dem Kreisel statt dessen ein Schotterhügel geworden sei, habe man nicht voraussehen können, so Christoph Weis: „Wir waren überrascht von dem Betonkreisel.“ Damit überhaupt ein bisschen Grün draufkam, wurden Gräser aus dem Bauhof herbeigeschafft, die eigentlich für die Ergänzung von Pflanzinseln vorgesehen waren, „auf die Schnelle war nichts anderes zu bekommen“, bedauert Weis, „da nicht bekannt war, dass wir  vom LfS keine Erstbepflanzung bekommen würden, hatten wir nichts vorbereitet.“

 Auf dem Kreisel in der Straße „Auf der Windschnorr“ in Limbach wachsen auf dem Schotterhügel nur ein paar mickrige Gräser. Das bleibt vorerst auch so, bepflanzt wird er erst im Frühjahr 2020. 

Auf dem Kreisel in der Straße „Auf der Windschnorr“ in Limbach wachsen auf dem Schotterhügel nur ein paar mickrige Gräser. Das bleibt vorerst auch so, bepflanzt wird er erst im Frühjahr 2020. 

Foto: Thorsten Wolf
 Für die einen ist es ein bunter und harmloser Protest gegen Beton, für die Gemeinde ist es Sachbeschädigung.

Für die einen ist es ein bunter und harmloser Protest gegen Beton, für die Gemeinde ist es Sachbeschädigung.

Foto: Christine Maack

So gut die Kommunikation während der Bauphase geklappt habe, bei der Bepflanzung sei das nicht der Fall gewesen. Der Kreisel werde auf lange Sicht aber nicht so bleiben. Dennoch: bis zum kommenden Frühjahr habe die Gemeinde keine Möglichkeit, den Schotterkreisel zu begrünen: „Im Hochsommer kann man das nicht machen, im Herbst bringt es nicht viel“, sagt Weis. Außerdem müsse man für größer angelegte Arbeiten den Kreisel sperren, „das wird aber erst im März 2020 sein. Bis dahin können wir überlegen, wie wir den Kreisel möglichst ansprechend gestalten können.“

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