Freizeitmesse Bexbach „Camping“-Aus hinterlässt ein Finanzloch

Bexbach · Die 59. Auflage der Bexbacher Freizeitmesse wurde wegen der Corona-Krise abgesagt – aus Vorsicht den Besuchern und Ausstellern gegenüber. Nun bleiben Frust und finanzielle Folgen, an denen die Stadt zu knabbern haben wird.

 Solche Szenen wird es bei der Camping-Messe dieses Jahr nicht geben.

Solche Szenen wird es bei der Camping-Messe dieses Jahr nicht geben.

Foto: Sylvia Lambert

Für die Bexbacher Veranstaltungslandschaft bringt die Corona-Krise einen besonderen Einschnitt mit sich: Wie am Dienstag bekannt wurde, fällt zum ersten Mal in 59 Jahren die Bexbacher Traditionsmesse „Camping – Freizeit – Automobil“ aus, die vom 25. April bis 3. Mai im Blumengarten hätte stattfinden sollen. Der Werksausschuss hatte das in einer Dringlichkeitssitzung am Montag, 16. März, so entschieden, hatte Messechef Volker Wagner erklärt. Diese sei einberufen worden aufgrund der Aktivitäten und Meldungen der Landesregierung bezüglich des Corona-Virus – vor allem der Empfehlung beziehungsweise Verpflichtung, Großveranstaltungen mit mehr als 1000 Besuchern bis auf weiteres abzusagen.

Eine Verschiebung der Messe, bei der die Campingfahrzeuge, Campingzubehör, Autos und Fahrräder im Fokus stehen, sei vor allem an zwei Punkten gescheitert. Zum einen an der Findung eines Ausweichtermins. Wie lange die Corona-Krise andauere, sei ja unklar. Bald stünden dann die großen Ferien an, danach – so sie stattfindet – steht Ende August die größte Caravaning-Messe der Welt, der „Caravan-Salon“ auf dem Veranstaltungsplan vieler Aussteller. Wagner: „Dann wären wir im September und schon wieder vom Wetter abhängig. Einen Termin zu finden, ist fast unmöglich.“

Das andere Absageargument war ein finanzielles. So habe man bereits jetzt 20 000 bis 25 000 Euro Geld für Werbung an eine Agentur überwiesen. Diese hätte man bei einer Verschiebung und entsprechender Neubewerbung erneut aufbringen müssen. Der Messeetat gebe das nicht her. Hinzu komme der personelle Aufwand, denn der Messebetrieb leiht sich sein Personal quasi von der Stadtverwaltung. Insgesamt, so schätzt Wagner, entstehe dem Messebetrieb durch die nun nötige Absage ein Schaden von 70 000 Euro. Da in der Regel die Stadt ein Minus der Messe ausgleicht, könnte der Fehlbetrag nun an die Stadt weitergereicht werden. Doch, so Wagner weiter, entstehe der Stadt Bexbach auch an anderer Stelle ein finanzieller Schaden: Der Hotellerie und Gastronomie nämlich. Denn das Fehlen der meist zwischen 40 000 und 50 000 Messebesucher aus einem Umkreis von etwa 300 Kilometern mache sich deutlich bemerkbar. „Erst wenn sie mal nicht stattfindet, merkt man, wie groß sie ist“, sagt Wagner über die Messe.

Absage und damit einhergehende Situation seien „einmalig. Das ist dafür da, um angenommen zu werden. Wir müssen das Beste draus machen.“ Die Fairness gegenüber den Ausstellern gebiete es, klare Kante zu zeigen. Denn diese bräuchten Planungssicherheit. Alternativen wäre eine Messe ohne Besucher gewesen oder eine Absage, die für die Messeteilnehmer kurzfristig gekommen wäre. Wagner: „Dann hätten die viel Geld versenkt.“

Er hatte bis zum Dienstagnachmittag bereits einen Großteil der Aussteller angerufen und ihnen abgesagt. „Es gab keinen, der sich beschwert hat. Alle haben gesagt, dass sie das erwartet haben“, erzählt Wagner. Eine Ausstellerin aus Köln habe die Weitsicht ausdrücklich gelobt, das sei bei anderen Messen nicht der Fall.

Besonders trifft Wagner und sein Team die Absage, weil die Camping-Orga seit einem Dreivierteljahr ihre zentrale Aufgabe war. „Wir waren sehr gut aufgestellt, die Ausstellerzahlen waren sehr positiv, gegenüber dem letzten Jahr (damals waren es etwa 140, Anm. d. Red) hatten wir zugelegt“, so Wagner, der seit 42 Jahren mit der Messe zu tun hat. Nur einmal sei er krank gewesen. „Es ist eine komische Vorstellung, dass sie nicht stattfindet. Wir sind alle frustriert.“ Eigentlich hätten Wagner und sein Team vergangenen Freitag ihren Arbeitsplatz aus dem Rathaus wie gewöhnlich auf das Messegelände verlagert. Von diesem Schritt hatte man vor der Werksausschusssitzung vorsorglich abgesehen.

Jetzt werde eben im Jahr 2021 die 60. Ausgabe der Messe durchgeführt. Wagner verspricht: „Wir machen was ganz Großes draus. Die Aussteller wollen uns die Stange halten, ich hoffe, dass die Mehrzahl dabei bleibt. Das diesjährige Motto ‚Die Messe, die Sie bewegt‘ behalten wir für unsere Jubiläumsveranstaltung bei.“

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