Hände hoch fürs Handwerk Alt und neu verbinden sich harmonisch

Bexbach · Um die Themen „Bauen und Sanieren“ ging es bei einem Rundgang im Zuge der Kampagne „Hände hoch fürs Handwerk“ in Bexbach. Im Blickpunkt standen insbesondere das alte Pestalozzi-Schulhaus und die Kirche St. Martin.

 Am Alten Schulhaus in Bexbach wurde die historische Bausubstanz durch einen neuen Anbau ergänzt.

Am Alten Schulhaus in Bexbach wurde die historische Bausubstanz durch einen neuen Anbau ergänzt.

Foto: Jennifer Klein

Kirche und Schulhaus waren früher Mittelpunkt des Dorfes, der Ort, wo man sich traf, wo sich das Leben abspielte. Noch heute sind die Pestalozzischule und die Kirche St. Martin zentrale Punkte in Bexbach. Den historischen Gebäuden, die aus dem Jahr 1880/1881 stammen, hatte im Laufe der Jahre der Zahn der Zeit doch  zugesetzt.  Die Sanierungsarbeiten standen im Blickpunkt eines Rundganges im Zuge der Kampagne „Hände hoch fürs Handwerk“.

Viele Veranstaltungen der Kampagne, die von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFG) Saarpfalz und der Handwerkskammer getragen wird, legen den Schwerpunkt eher auf Themen wie Energieeffizienz, energetische Sanierung, effektiv heizen oder dämmen – diesmal stand mit den historischen Gebäuden das Thema Bauen und Sanieren im Blickpunkt, wie Doris Gaa, Geschäftsführerin der WFG, erläuterte.

Und damit auch ein klassisches, altes Handwerk: der Steinmetz, vertreten durch Holger Kopp vom gleichnamigen Bexbacher Unternehmen. Wobei sich auch da einiges verändert hat, wie Kopp erklärte: Sich nur auf das klassische Arbeitsfeld, Grabmalgestaltung, zu beschränken, das reiche heutzutage nicht mehr. „Man muss sich breiter  aufstellen.“ So gehören Elemente der individuellen Baugestaltung von der auf Maß geschnittenen Küchenarbeitsplatte über Stein-Bodenplatten bis hin zur Hausverkleidung zum  Leistungsspektrum.Restaurierungsarbeiten wie die an der Kirche St. Martin sind gewissermaßen die Kür: Pfarrer Andreas Münck habe vor rund zehn Jahren mit großem Engagement die Sanierung und Renovierung der historischen Martinskirche betrieben. Unter anderem wurden auch Altar und Ambo neu gestaltet, aus rotem beziehungsweise gelbem Sandstein. Schade nur, dass beim Rundgang die Kirche verschlossen war, so dass Kopp nur anhand von Fotos einen Eindruck geben konnte.  „Es ist eine Ehre, wenn so ein Altar eingeweiht wird“, erklärte Kopp. „Das ist schon ein ganz besonderes Gefühl.“ Spektakulär war auch der Transport des Altars: Der Sandsteinblock wiegt nämlich stolze 2,6 Tonnen. Die wurden mit einem Kran in die Kirche befördert, aber um den Altar an Ort und Stelle zu bringen, musste man auf eine Art Schienen mit Rollen zurückgreifen, so ähnlich, wie auch die Steine für die Pyramiden befördert wurden, erklärte Kopp.

Aktuell wird rund um die Kirche wieder gebaut: Zwischen Pfarrhaus und Kirche entsteht das neue Pfarrheim. Ein moderner, geradliniger Neubau, der einerseits freie Sicht auf die denkmalgeschützte Kirche und das Pfarrhaus gewährt, und andererseits Raum bietet für die Bücherei, einen Gemeindesaal, und Räume für Vorträge, Konzerte, Seniorenarbeit, Veranstaltungen der Frauengemeinschaft, Proben des Kirchenchores und mehr.

Eine Herausforderung ähnlicher Art – historisches Gebäude trifft auf Neubau - stellte sich Architekt Walter Weiland beim Um- beziehungsweise Neubau des Pestalozzischulhauses. Die Schule stand lange leer, nach längeren Diskussionen, ob Abriss, Neu- oder Umbau, wurde entschieden, den Altbau  zu erhalten und neu zu nutzen. „Es steht zwar nicht unter Denkmalschutz, aber unter Ensembleschutz“, erklärte Weiland.  Zugleich wurde ein neuer Anbau gewünscht – um Platz zu schaffen für die neuen Krippenräume der Awo-Kindertagesstätte, das Familienhilfezentrum und die Büros der Jugendpflege Bexbach. Zudem waren Auflagen zu beachten, was Brandschutz, Barrierefreiheit und Fluchtwege anging. Auch die veraltete Heizungsanlage wurde komplett erneuert.

 Die Kirche St. Martin, links das Pfarrhaus, in der Mitte der Neubau. 

Die Kirche St. Martin, links das Pfarrhaus, in der Mitte der Neubau. 

Foto: Jennifer Klein

Alt und neu harmonisch zu verbinden, war für ihn die Aufgabe. „Ich bin selbst hier zur Schule gegangen, ebenso mein Sohn“, erklärte Weiland, er kannte also die Räumlichkeiten bestens. Er wollte jedoch keinen historisierenden Anbau, der sich an die weiße Putzfassade mit ihren roten Sandstein-Schmuckelementen anlehnte, sondern entschied sich beim Neubau für einen modernen Flachdachbau. Die Verbindung zum Altbau schuf die Farbgebung, die den Ton der roten Sandstein-Elemente aufgreift. Moderne Elemente wie geradlinige Edelstahl-Fenstergitter fügen sich harmonisch ein. Erhalten wurden auch die prächtigen Kastanienbäume im Außenbereich. Gut 2,3 Millionen Euro haben der Umbau- und Anbau gekostet – dafür hätte man gewiss auch einen Neubau errichten können. Aber wie das Ergebnis zeigt: „Das war es wert, diese Gebäude zu erhalten“, da waren sich alle Teilnehmer einig. So wie auch in der Einschätzung, dass dieser Spaziergang in kleiner Runde nicht nur Gelegenheit zu Austausch und Gesprächen bot, sondern auch die Möglichkeit, die eigene Stadt mal bewusst  mit anderen Augen zu sehen.

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