Spuren der Römer im Saarpfalz-Kreis Als die Römer das Land beherrschten

Saarpfalz-Kreis · Im Saarpfalz-Kreis existierten einst mehrere Etappendörfer entlang der römischen Durchgangsstraße in Richtung Trier. Es gab Erfrischungen, Pferdewechsel-Stationen, einen Arzt und natürlich Kneipen. Wie etwa in Schwarzenacker.

 Das Grabungscamp von Bliesbruck-Reinheim ist jedes Jahr auch international besetzt. Vorne rechts auf unserem Archivfoto ist die Französin Cécile Bébien zu sehen, die einige Jahre später über antike Keramik promovierte und heute einen Lehrauftrag für Archäologie an den Universitäten von Tours und Straßburg hat. Aber nicht nur Studenten sind mit von der Partie, sondern auch Laien, die sich schon immer für die Spuren aus der Antike interessiert haben.

Das Grabungscamp von Bliesbruck-Reinheim ist jedes Jahr auch international besetzt. Vorne rechts auf unserem Archivfoto ist die Französin Cécile Bébien zu sehen, die einige Jahre später über antike Keramik promovierte und heute einen Lehrauftrag für Archäologie an den Universitäten von Tours und Straßburg hat. Aber nicht nur Studenten sind mit von der Partie, sondern auch Laien, die sich schon immer für die Spuren aus der Antike interessiert haben.

Foto: Badt

Im Saarpfalz-Kreis wächst man quasi mit den Römern und Kelten auf. Zum Greifen nahe sind sie in Schwarzenacker, wo die Kinder einer evangelischen Kindertagesstätte sogar auf den Fundamenten eines römisch-keltischen Kellers spielen, der vor einigen Jahren entdeckt, katalogisiert und dann wieder zugeschüttet wurde. Die römische Siedlung Schwarzenacker, die zwischen den Jahren Null und 250 ihre Blütezeit erlebte und bis zu 3000 Einwohner zählte, war allerdings nur ein Etappendorf entlang der römischen Durchgangsstraße in Richtung Trier. Leider kennt man bis heute den römischen Namen der Siedlung nicht, ager niger dürfte es jedenfalls nicht gewesen sein. Hier gab es Erfrischungen, Pferdewechsel, einen Augenarzt und vermutlich auch Übernachtungsmöglichkeiten.

Dass auch unter dem Boden des Bliesgaus römisch-keltische Besiedelungsspuren verborgen liegen, ist innerhalb der Bevölkerung kein Geheimnis. So manche behauenen Steine aus der Zeit um Christi Geburt zieren dort Gärten und Höfe, im Garten der Böckweiler Kirche steht sogar ein römischer Tisch. Und wer in Schwarzenacker im Garten einen Baum pflanzen möchte, kann mit hoher Wahrscheinlichkeit auf dicke, behauene Steine aus der Römerzeit stoßen.

Obwohl die Römer Besatzungsmacht waren, ließen sie der einheimischen Bevölkerung ihre Sitten und Gebräuche, ihre Religion und ihre Bestattungsrituale. Sofern diese Rituale nicht, wie beispielsweise im berühmten Fall der aufmüpfigen Provinz Judäa, mit den Richtlinien des römischen Imperiums kollidierten. Doch wenn man Steuern zahlte, die Römer als „herrschende Klasse“ anerkannte und sich nicht auflehnte, mochte man Isis oder Mithras, Wotan oder keltische Muttergottheiten anbeten. So lebten auf dem Gelände des heutigen Saarpfalz-Kreises Kelten und Römer durchaus friedlich zusammen, profitierten voneinander, verbandelten sich auch und bekamen gallo-römischen Nachwuchs. Die fruchtbare, hügelige und wasserreiche Gegend des unteren Bliesgaus wurde schon sehr früh von keltischen Stämmen besiedelt, die sich später mit den Römern vermischten und die so genannte gallo-römische Kultur hervorbrachten, erklärte Andreas Stinsky, Mitarbeiter des Kulturparks, anlässlich der Vorstellung einer Römischen Mitmach-Baustelle. Doch zum Glück sind noch Fundstücke erhalten, die vor dem Eindringen der Römer hergestellt wurden und rein keltischer Natur sind, darunter Gegenstände aus dem vierten Jahrhundert v. Chr., die man nach dem Zweiten Weltkrieg in Reinheim entdeckt hat.

Sie befanden sich im so genannten Fürstinnengrab von Reinheim: außergewöhnlich reiche Grabbeigaben aus Gold. Im Jahr 1952 fand der Unternehmer Johannes Schiel beim Sand- und Kiesabbau in ein Meter Tiefe ein unvollständiges Skelett mit bronzenem Halsreif und Tonscherben.

1954 stieß er beim Graben mit der Schaufel auf einen Bronzegegenstand, der später als figürlich gestalteter Griff eines Bronzespiegels gedeutet wurde. Wer weiß, was die Erde im Saarpfalkreis noch alles verbirgt. Wer sich mit den Römern in unserer Region näher befassen möchte, kann sich auf der „Straße der Römer“ von Trier kommend, ins Saarland bewegen.

Diese Straße umfasst rund 110 Sehenswürdigkeiten wie Tempel, Thermen, Grabmale und Kelteranlagen, aber auch Wasserleitungen, Theater, Villen und ganze Straßendörfer aus der römische Epoche. Die „Straße der Römer“ ist ein Projekt, das in den 90er Jahren begonnen wurde und sich zunächst auf die antiken Sehenswürdigkeiten entlang der Mosel konzentrierte. Die heutige Straße wurde im Vorfeld der großen Trierer Konstantin-Ausstellung im Jahr 2007 aus der Taufe gehoben und führt auch in den Saarpfalz-Kreis. Es ist keine linear verlaufende Route, sondern ein mehrere 100 Kilometer umfassendes Netzwerk zwischen Köln, Koblenz, Trier, Luxemburg, dem europäischen Kulturpark Bliesbruck-Reinheim und mit Schwarzenacker.

Als herausragende Anlaufpunkte gelten neben der Kaiserstadt Trier das Aquädukt am Römerkanal in Mechernich-Vussem, römische Villen in Perl-Borg, Perl-Nennig und Echternach sowie der Ausonius-Wanderweg und das Amphitheater im luxemburgische Dalheim. An dem Projekt beteiligen sich neben der federführenden Mosellandtouristik auch die Eifel Tourismus, die Hunsrück-Touristik, die Tourismus-Zentrale Saarland und die Entente Touristique de la Moselle Luxembourgeoise. Eingebunden sind zudem die lokalen Aktionsgruppen Mosel, Moselfranken, Eifel, Bliesgau, St. Wendeler Land, Hunsrück und Vulkaneifel sowie die Regionen Saar-Obermosel, Saar-Primsbogen, Hochwald und Saargau. Nun trägt natürlich jede Römerstation in der Großregion ihren Anteil dazu bei, die Römerstraße lebendig zu gestalten. Das sind Wanderwege, Mitmachangebote oder Besichtigungstouren in der Eifel, an der Mosel oder in Trier selbst.

 So viele tolle Mitmach-Aktionen für Kinder mit Themen aus der römischen Zeit gibt es nur im Saarpfalz-Kreis. Beliebt sind  die Römertage in Schwarzenacker.

So viele tolle Mitmach-Aktionen für Kinder mit Themen aus der römischen Zeit gibt es nur im Saarpfalz-Kreis. Beliebt sind  die Römertage in Schwarzenacker.

Foto: meltzer
  Die Gladiatorenkämpfe sind nachgestellt, aber für heutige Zuschauer unheimlich genug, wenn mit Schild Kurzschwert gekämpft wird.

 Die Gladiatorenkämpfe sind nachgestellt, aber für heutige Zuschauer unheimlich genug, wenn mit Schild Kurzschwert gekämpft wird.

Foto: dpa/Georg Hochmuth

Was hingegen der Saarpfalz-Kreis zu bieten hat, sind besondere die zahlreichen Angebote für Kinder, sowohl in Schwarzenacker als auch in Bliesbruck-Reinheim. Und das beliebte Grabungscamp in Bliesbruck-Reinheim, bei dem man im Sommer zum Hobby-Archäologen werden kann, ist ebenfalls einmalig innerhalb der Römerstraße. Das zweitägige Angebot (Kosten: 50 Euro) beinhaltet eine praktische Einführung in die Grabungstechnik sowie die fachlich begleitete tägliche Teilnahme an den Ausgrabungsarbeiten und die weitere Bearbeitung der Funde. Das Grabungswerkzeug stellt der Park zur Verfügung, nächster Termin ist der 24. und 25 Juni, Dauer ist von 9 Uhr bis 16 Uhr. Im Preis sind Mittagessen, Getränke, und Betreuung während der Grabung enthalten. Mindestalter ist 14 Jahre, eine Anmeldung ist erforderlich.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort