Kritik an ungleichen Bedingungen Abiturienten fühlen sich im Stich gelassen

Homburg · Das Büffeln fürs Abitur sei in der gegenwärtigen Situation schwierig, die Bedingungen nicht für alle Schüler gleich: Viele Abiturienten wollen die Prüfungen deshalb lieber verschieben.

  Am 25. Mai sollen im Saarland die Abiturprüfungen stattfinden. Doch viele Schüler finden das ungerecht, weil die Vorbereitung in der Krise schwierig sei.

Am 25. Mai sollen im Saarland die Abiturprüfungen stattfinden. Doch viele Schüler finden das ungerecht, weil die Vorbereitung in der Krise schwierig sei.

Foto: dpa/Armin Weigel

Das Abitur 2020 soll ein Durchschnittsabitur werden. Jedenfalls wünschen sich dies viele Abiturienten im Saarland. Damit ist nicht eine durchschnittliche Leistung gemeint, sondern eine Abiturnote, die sich aus dem Durchschnitt der bisher erbrachten Leistungen ergibt. Ohne Abiturprüfungen. Aber derzeit scheint dieser Wunsch in weite Ferne gerückt zu sein. „Keiner interessiert sich für unser Anliegen. Es wird ein Abitur voller Ungerechtigkeit, sollte es tatsächlich am 25. Mai stattfinden,“ ärgert sich Doreen Asamonye. Sie besucht das Saarpfalz-Gymnasium in Homburg und unterstützt den Vorschlag der schleswig-holsteinischen Kultusministerin Karin Prien (CDU), die Abi-Prüfungen in diesem Jahr ausfallen zu lassen. Bekanntlich wird dies nicht passieren, denn die Kultusminister der Länder haben sich am 25. März darauf geeinigt, dass die Abiturprüfungen auf alle Fälle stattfinden sollen – im Saarland ab dem 25. Mai. Man tue alles dafür, dass die Prüfungen unter fairen Bedingungen und unter den notwendigen Hygienemaßnhamen stattfinden können, heißt es dazu aus dem Bildungsministerium. Es gebe keine Vorteile für irgend jemanden,  denn es werde nichts verlangt, was nicht vorher durchgenommen worden wäre. Doch Doreen und ihre Mitstreiter überzeugt das nicht: „Niemand von unseren Bildungspolitikern denkt daran, dass man gar nicht richtig lernen kann. Es gibt wegen der Ausgangsbeschränkung einfach keine fairen Bedingungen, sich vorzubereiten“. Auch kämen soziale Unterschiede plötzlich voll zum Tragen, „weil nicht alle Schüler gleichermaßen Zugang zu elektronischen Medien haben. Nicht alle Abiturienten haben einen eigenen Laptop, oft brauchen zu Hause auch die Eltern den PC fürs Home Office.“ Zudem sei es ein Unterschied, ob man in einer beengten Wohnung mit jüngeren Geschwistern lernen müsse oder in einem eigenen Zimmer mit zwei Großbildschirmen.

Nicht nur die häusliche Ausstattung sorge für Ungleichheit, auch das Engagement der einzelnen Schulen: „Die einen haben richtig guten Online-Unterricht auf die Beine gestellt, die anderen machen so gut wie gar nichts.“ Da sei eine objektive Vergleichbarkeit der Leistungen, was der Sinn eines Zentralabiturs sei, nicht mehr gewährleistet.

Abi-Prüfung, ja oder nein? Das sei ein kontroverses Thema, sagt auch Lennart-Elias Seimetz von der Landesschülervertretung. „Tatsächlich ist es aber so, dass uns auch ganz viele Bitten von Zwölftklässern erreichen, die die Abiturprüfungen unbedingt schreiben wollen. Sie möchten sich verbessern und hoffen auf einen Notendurchschnitt, der ihnen den Zugang zu ihrem Wunsch-Beruf eröffnet.“ Die Landesschülervertretung bilde das gesamte Spektrum der Schülerschaft ab, deshalb stehe die Vertretung auf dem Standpunkt, dass die Abi-Prüfungen – wie beschlossen – ab dem 25. Mai stattfinden sollten. Eine weitere Verschiebung sei nicht akzeptabel. Um ein möglichst objektives Bild der Lage zu bekommen, sollten die Schüler- und Elternvertretungen zu diesem Thema in die Entscheidungsfindung des Kultusministeriums eingebunden werden, fordert Seimetz. Außerdem seien nicht unbedingt die Abiturienten das Hauptproblem, „es gibt da noch viele andere Abschlüsse, die weit mehr betroffen sind“.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort