760 Züge in 4,5 Stunden sind nur etwas für Großmeister

Neunkirchen. "Es tut mir Leid, dass ich ein wenig spät bin, aber ich habe die Stelle nicht direkt gefunden. Das Kaufhaus hier ist relativ unübersichtlich", sagt Sebastian Bogner. Tröstlich zu wissen, dass die Architektonik des Saarpark-Centers sogar einen Schach-Großmeister vor Schwierigkeiten stellt

 Großmeister Sebastian Bogner (links) spielt gegen unseren Mitarbeiter. Er gewinnt, wie in 14 anderen Partien auch. Foto: Becker&Bredel

Großmeister Sebastian Bogner (links) spielt gegen unseren Mitarbeiter. Er gewinnt, wie in 14 anderen Partien auch. Foto: Becker&Bredel

 Großmeister Sebastian Bogner (links) spielt gegen unseren Mitarbeiter. Er gewinnt, wie in 14 anderen Partien auch. Foto: Becker&Bredel

Großmeister Sebastian Bogner (links) spielt gegen unseren Mitarbeiter. Er gewinnt, wie in 14 anderen Partien auch. Foto: Becker&Bredel

 Großmeister Sebastian Bogner (links) spielt gegen unseren Mitarbeiter. Er gewinnt, wie in 14 anderen Partien auch. Foto: Becker&Bredel

Großmeister Sebastian Bogner (links) spielt gegen unseren Mitarbeiter. Er gewinnt, wie in 14 anderen Partien auch. Foto: Becker&Bredel

Neunkirchen. "Es tut mir Leid, dass ich ein wenig spät bin, aber ich habe die Stelle nicht direkt gefunden. Das Kaufhaus hier ist relativ unübersichtlich", sagt Sebastian Bogner. Tröstlich zu wissen, dass die Architektonik des Saarpark-Centers sogar einen Schach-Großmeister vor Schwierigkeiten stellt. Die 64 Felder mit den 32 Figuren scheinen einfacher beherrschbar zu sein als die Passagen zwischen Hussel, C&A und Drogeriemarkt mit ein paar Kunden und Brunnen als Hindernissen. 19 Gegner traten am vergangenen Samstag gegen Bogner in einem Simultanmatch an. Fast alle davon mussten feststellen, dass er am Schachbrett leider keinerlei Orientierungsschwierigkeit hatte. Insgesamt 4,5 Stunden lang dauerte es, bis alle Partien zu Ende gespielt waren. 4,5 Stunden, in denen Bogner mit voller Konzentration immer gegen den Uhrzeigersinn im Tischkreis umher ging. 15 Siegen standen am Ende zwei Niederlagen und zwei Remis entgegen. "Ich bin mit dem Ergebnis zufrieden. Es waren viele starke Spieler dabei, da konnte ich leider nicht alle gewinnen", sagte Bogner. Einer von ihnen war Frederick Fried, sein eigener Schüler, der zum ersten Mal gegen seinen Lehrer spielte. "Das wurmt mich", gibt Bogner zu. Alle seine Gegner waren übrigens Männer. "Es gibt ganz wenige Frauen, die Schach spielen. Keine Ahnung, warum", sagt Bogner.Durchschnittlich 40 Züge dauert eine Schachpartie, was bedeutet, dass Bogner bei 19 Partien 760 Züge überblicken und die möglichen Konsequenzen abwägen muss. Kein Wunder, dass der 19-Jährige selbst auch immer von "Rechenleistung" statt von Denkleistung spricht. "Es geht darum, Muster zu erkennen. Es ist wichtig zu wissen, wie ich die verschiedenen Figuren einsetzen kann." Wie viele Züge plant er im Voraus? "Unterschiedlich. Manchmal ist die Spielsituation so, dass nur zwei möglich sind, manchmal ist es so, dass ich bis zu zwanzig Züge vorher weiß, was passiert." Während Bogner spielt, hat er immer den gleichen Gesichtsausdruck, zeigt keine Regung, sondern ist immer voll konzentriert. "Das gehört dazu. Wenn ich Emotionen zeige, gibt das dem Gegner Selbstvertrauen. Aber innerlich kann man schon mal denken: ,Das war jetzt aber bescheiden'."Auch die SZ probiert natürlich, gegen ihn anzukommen, ist dabei aber nur mittelerfolgreich. Nachdem uns Bogner schon zu Beginn riet, keine Betrugsversuche zu unternehmen ("So etwas merke ich direkt") versuchen wir, solide zu spielen und ihm ein Matt so schwer wie möglich zu machen. Das Problem: Wir verstehen die meisten seiner Züge erst dann, wenn es schon zu spät ist. Zwischenzeitlich schaffen wir es aber tatsächlich, ein Figurengleichgewicht herzustellen. Bis auf die Dame. Die ist uns irgendwie abhanden gekommen, aber sowas soll vorkommen."Am Anfang haben Sie Ihre Figuren ganz vernünftig entwickelt, aber irgendwann haben Sie die Königs-Flanke aufgemacht", analysiert Bogner einen Tag später unser Spiel. Aha, daran lag es also. Letztendlich, so unser persönliches Fazit, haben wir uns gar nicht so blöd drangestellt. Wir haben zwar haushoch verloren, aber immerhin waren wir damit schneller fertig als ein Großteil der anderen Spieler.Für Sebastian Bogner geht es jetzt mit der Nationalmannschaft zur Schach-WM nach Chanty-Mansijsk in Sibirien. "Wir versuchen, dort gut abzuschneiden, aber eigentlich haben wir keine Chance", sagt Bogner. Keine Chance - so wie fast alle am Samstag gegen ihn.

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