Saar mit PCB und Dioxin belastet

Saarbrücken. Die Fische in der Saar sind relativ stark mit hochchlorierten Stoffen wie Dioxinen, Furanen oder polychlorierten Biphenylen (PCB) belastet. Dies ist das Ergebnis einer Pressekonferenz, bei der Umwelt-Staatssekretär Klaus Borger (Grüne) gestern auf die Problematik des Verzehrs von Fischen aufmerksam machte

Saarbrücken. Die Fische in der Saar sind relativ stark mit hochchlorierten Stoffen wie Dioxinen, Furanen oder polychlorierten Biphenylen (PCB) belastet. Dies ist das Ergebnis einer Pressekonferenz, bei der Umwelt-Staatssekretär Klaus Borger (Grüne) gestern auf die Problematik des Verzehrs von Fischen aufmerksam machte.

Wegen dieser Erkenntnisse sei kürzlich eine Verzehrswarnung herausgegeben worden; zugleich habe man eine weitere Untersuchung von Fischen auf ihre Schadstoffbelastung hin angeordnet. Dazu Borger: "Das haben wir gemacht, weil uns der Gesundheitsschutz am Herzen liegt." Es sei auch davon auszugehen, dass nach der Vorlage der Ergebnisse eine Warnung vor dem Verzehr aufrechterhalten werde. Als Verursacher dieser Kontamination mit den hochchlorierten Stoffen hat man den Bergbau im Verdacht, weil seit den 60er Jahren unter Tage große Mengen von PCB als Hydraulikflüssigkeit und als Isoliermittel Verwendung fanden.

Diese Vermutung werde durch die Fundstellen der mit PCB belasteten Fische gestützt. Während oberhalb der Staustufe Burbach, also im Raum Saarbrücken und in der Saar Richtung Saargemünd, die Konzentration problematischer Stoffe gering sei, liege sie bei Fremersdorf mehr als doppelt so hoch. Dies hatte vor zwei Jahren eine Untersuchung von Brassen in der Saar ergeben (siehe Grafik). Dies bedeute, dass PCB und Dioxine erst unterhalb von Saarbrücken in stärkerem Maß in die Saar gelangen, so etwa durch die Rossel oder andere Zuflüsse. Zugleich werde immer noch aus Kohlegruben Wasser abgepumpt, das in Bäche gelange.

Zu den Gefahren, die sich aus dem Verzehr der chlorierten Stoffe ergeben, schreibt das Bundesamt für Risikobewertung: "Dioxine und PCB sind Umweltgifte, die vom Menschen hauptsächlich beim Verzehr fetthaltiger tierischer Lebensmittel aufgenommen werden. Wegen der langen Verweilzeit im Körper und ihrer toxischen Eigenschaften sollte die daraus resultierende Belastung des Menschen mit diesen Stoffen so gering wie möglich sein. Ein besonderer Eintragspfad dieser Stoffe sind Flussfische, die teilweise auf Grund der Kontamination der Gewässer, in denen diese Fische leben und gefangen werden, hohe Gehalte an Dioxinen und PCB aufweisen." Verzehrempfehlungen richten sich vor allem an Angler und deren Familien. Bei ihnen kann nicht ausgeschlossen werden, dass sie Flussfische verzehren, deren Gehalt an Dioxinen, Furanen und PCB die Grenzwerte überschreiten.

Um der Kontamination mit PCB und Dioxinen in der Saar auf die Spur zu kommen, wird regelmäßig das Fleisch von Döbeln und Brassen untersucht. Während bei den letzten Proben von Saarfischen vor fünf Jahren vor allem Döbel untersucht wurden, die wegen ihres geringen Fettgehalts kaum PCB anreichern, untersucht man nun auch Brassen. Sie werden als deutlicherer Indikator für PCB und Dioxin angesehen.

Meinungehen.

Unangenehme

Wahrheit

Von SZ-Redakteur

Gerhard Franz

Eines dürfte den Saarländern immer klarer werden: Ihr Fluss, die Saar, ist mit hoch chlorierten Giften wie Dioxinen, Furanen und PCB viel stärker belastet, als man es vor ein paar Jahren noch wahrhaben wollte. Da konnte man den Eindruck gewinnen, als sei der Fisch aus diesem Fluss eine natürlich-saubere Köstlichkeit. Der frühere Umweltminister Mörsdorf verspeiste sogar werbewirksam Saarfisch. Mit diesem Trugschluss hat Umwelt-Staatssekretär Klaus Borger gestern aufgeräumt. Seit seiner Pressekonferenz wissen wir, dass diese Umweltgifte, die sich über lange Zeit im Körperfett anreichern, in der Saar reichlich vorhanden sind, deutlich stärker als im Rhein, der viele problematische Einleitungen zu verkraften hat. Allerdings darf man die Nachricht über die PCB-Belastung der Saar auch nicht überbewerten. Für Menschen ist das Wasser der Saar ungefährlich. Und keine Panik, es gibt Anhaltspunkte für den allmählichen Rückgang der Stoffe.

 Eine Brasse, die PCB im Körper stärker anreichert. Foto: dpa

Eine Brasse, die PCB im Körper stärker anreichert. Foto: dpa

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