Saar-Lor-Lux, Labor für Europa

Saarbrücken. Schwer sei ihr nach 18 Jahren der Abschied vom Landtag im Juni 2012 schon gefallen, sagt Helma Kuhn-Theis. "Aber das Angebot der Ministerpräsidentin, die neu geschaffene Funktion als Bevollmächtigte des Saarlandes für Europa-Angelegenheiten zu besetzen, konnte ich letztlich nicht ausschlagen

 Helma Kuhn-Theis will die Großregion stärken. Foto: Maurer

Helma Kuhn-Theis will die Großregion stärken. Foto: Maurer

Saarbrücken. Schwer sei ihr nach 18 Jahren der Abschied vom Landtag im Juni 2012 schon gefallen, sagt Helma Kuhn-Theis. "Aber das Angebot der Ministerpräsidentin, die neu geschaffene Funktion als Bevollmächtigte des Saarlandes für Europa-Angelegenheiten zu besetzen, konnte ich letztlich nicht ausschlagen." Dass ihre Ernennung auch mit dem Wunsch ihres CDU-Kreisverbandes Merzig-Wadern, dessen Vorsitzende sie ist, zusammenhängt, einen Posten in der Landesregierung zu bekommen, verneint sie: "Keiner von uns hat in irgendeiner Weise da interveniert." Vielmehr hätten sie ihre langjährige Tätigkeit im Ausschuss der Regionen in Brüssel und im Interregionalen Parlamentarierrat der Großregion Saar-Lor-Lux qualifiziert. "Ich bin in Brüssel gut vernetzt und kenne die handelnden Personen." Auch in ihrer neuen Funktion gehört sie dem Ausschuss der Regionen an.Ihr Saarbrücker Büro mit Blick auf die Ludwigskirche ist noch etwas spärlich eingerichtet, an nur zwei Tagen in der Woche hält sie sich dort auf. Die restliche Zeit verbringt die Christdemokratin in der saarländischen Vertretung in Brüssel oder bereist die Großregion. Die Probleme, die sie in Gesprächen mit Kommunen, Abgeordneten oder Bürgern mitbekommt, will sie in die Brüsseler Gremien einbringen. Ein Mitarbeiter ist ihr in Aussicht gestellt, ansonsten kann sie auf ihre Vorzimmerdame und die Ressourcen des Europaministeriums zurückgreifen. "Mehr brauche ich auch nicht, die Ideen kommen von mir, meine Pressemitteilungen schreibe ich selbst", meint Kuhn-Theis, die morgen ihren 60. Geburtstag feiert.

Besonders in diesem Jahr, in dem das 50. Jubiläum des Elysée-Vertrags gefeiert wird, gelte es, die Beziehungen zu Frankreich voranzubringen. Dies könne vor allem bei der Bildung geschehen, etwa durch eine grenzübergreifende Lehrerausbildung.

Gute Europapolitik kann für Kuhn-Theis nur über die Grenzregionen gelingen. "Wir brauchen eine bessere Unterstützung - auch finanziell - für grenzüberschreitende Initiativen." So könne in der Großregion "quasi wie in einem Labor" die Zusammenarbeit ausprobiert werden, die dann auf die EU übertragen werden könne. Gemeinsame Politik in Europa helfe dabei, Probleme zwischen den Ländern - etwa den Konflikt um das Atomkraftwerk Cattenom - zu lösen. "Solange die Politik keine anderen Ideen hat, was europäische Energiepolitik anbetrifft, werden wir hier auch mit Cattenom nicht weiterkommen." Kuhn-Theis schwebt hier ein grenzüberschreitender Energiepark für regenerative Energien vor.

Um das Saarland stärker bekannt zu machen, plant Kuhn-Theis in diesem Jahr mit den "Brüsseler Spitzengesprächen" eine Veranstaltungsreihe, in der sie Handwerkskammern, Kommission, Universitäten und die europäischen Verbände an einen Tisch bringen will, um gemeinsam Probleme zu lösen. Sie weiß, dass europäische Mühlen mitunter sehr langsam mahlen: "Europapolitik ist das Bohren dicker Bretter. Man braucht einen unglaublich langen Atem, viel Zeit und muss den Leuten immer noch einmal auf die Nerven gehen, dann ist man erfolgreich."

Könnte sich die Herzblut-Europäerin vorstellen, im kommenden Jahr für das Europaparlament zu kandidieren? "Diese Frage stellt sich für mich nur dann, sollte die derzeitige Amtsinhaberin (Doris Pack) nicht erneut kandidieren. Dann hätte ich schon Interesse, sofern die zuständigen Gremien einer Kandidatur zustimmen", stellt Kuhn-Theis klar. Und eine Rückkehr in den Landtag? "Eher nicht."

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