Filmfestival Max Ophüls Preis Wunsch versus Wirklichkeit
Saarbrücken · „Windstill“ und „Sami, Joe und ich“ laufen im Spielfilmwettbewerb.
Jugendliche an der Schwelle zum Erwachsenwerden – ein immer wiederkehrendes Thema beim Ophüls-Festival. Und sehr willkommen, wenn davon so einfühlsam erzählt wird wie im Schweizer Film „Sami, Joe und ich“. Von drei 16-jährigen Freundinnen erzählt Karin Heberlein (Regie/Buch), die Schule ist vorbei, doch der dort skandierte Spruch „Wir sind die Könige und Königinnen unseres Lebens“ beißt sich dann doch mit der Wirklichkeit – strahlende Zukunftsvisionen werden schnell von wirtschaftlichen Zwängen, Eltern, falschen Freunden – und einem vergewaltigenden Arbeitgeber – verdüstert. Mit Anja Gada, Rabea Lüthi, Jana Sekulovska hat der Film exzellente junge Mimen in den Titelrollen, die Regisseurin erschafft eine Atmosphäre des Unmittelbaren, des Spontanen – da fällt auch ein merkwürdig konstruierter Drehbuchmoment (der mit einem Kran zu tun hat) nicht weiter ins Gewicht. Der Film findet immer wieder schöne Kontraste zwischen Wunsch und Wirklichkeit, zwischen jugendlichen Posen wie aus einem Videoclip oder einem Instagram-Foto und der realen Welt, die weniger sonnig aussieht. Aber dieses Trio wird seinen Weg schon gehen, wenn vielleicht auch nicht auf schnurgeradem Weg.
Schwierig ist der Weg auch für das junge Paar in „Windstill“ von Nancy Camaldo. Jacob (Thomas Schubert) arbeitet als Koch, Lara (Giulia Goldammer) fährt Taxi, und zuhause haben sie eine kleine Tochter. In der sommerlich aufgeheizten Wohnung geben sie sich nur die Klinke in die Hand, sie sind weniger ein Liebespaar denn eine Betreuungs-Minifirma. Als der Druck zu stark wird, reist Lara zu ihrer Schwester nach Tirol und lässt Jacob mit der Tochter zurück. Diese erste Hälfte des Film ist sehr gelungen: Die Überforderung wird spürbar, das voneinander Wegdriften der Liebenden (da wirkt eine Affäre am Arbeitsplatz fast folgerichtig), der steigende Druck. Sehr packend gefilmt, sehr gut gespielt. Wenn der Film nach Tirol wechselt, lastet er sich aber viel auf: Das Verhältnis der beiden Schwestern wird auch noch behandelt, so dass der Film sich da dramaturgisch zu verzetteln droht. Da lässt „Windstill“ nach, bleibt aber sehr sehenswert.