Stadtgalerie verliert Alleinstellungsmerkmal Riskantes Verlustgeschäft für die Stadtgalerie

Saarbrücken · Die Landeshauptstadt will die Stadtgalerie weiterführen, doch die verliert nicht nur ihre Chefin Andrea Jahn an die Stiftung Kulturbesitz, sondern auch ihr Alleinstellungsmerkmal.

 Die scheidende Stadtgalerie-Leiterin Andrea Jahn (links) und Kollegin Fanny Gonella in der Installation „Red“ von Madeleine Berkhemer, sie war im Vorjahr Teil der Ausstellung „Starke Stücke - Feminismen und Geographien“. Nun muss die Stadt Saarbrücken eine neue Spitze suchen.

Die scheidende Stadtgalerie-Leiterin Andrea Jahn (links) und Kollegin Fanny Gonella in der Installation „Red“ von Madeleine Berkhemer, sie war im Vorjahr Teil der Ausstellung „Starke Stücke - Feminismen und Geographien“. Nun muss die Stadt Saarbrücken eine neue Spitze suchen.

Foto: GMLR

Bereits in kaum mehr als 14 Tagen wird die Chefinnenstelle in der Saarbrücker Stadtgalerie verwaist sein: Andrea Jahn wechselt zur Stiftung Saarländischer Kulturbesitz (die SZ berichtete). Gottseidank scheinen in der Saarbrücker Kulturpolitik die Zeiten vorbei, da ein solcher Umstand sofort dazu genutzt wird, um die Existenzfrage für die Institution zu stellen, also über eine Umnutzung nachzudenken oder sogar über die Schließung. Doch das steht nicht an. Der Saarbrücker Oberbürgermeister Uwe Conradt (CDU) erklärt auf SZ-Nachfrage, es werde „kurzfristig eine Übergangslösung für die Leitung der Stadtgalerie“ geben und „parallel dazu der Prozess der Nachfolger-Suche auf den Weg“ gebracht. Es geht weiter, keine Krise, Jahn sei Dank. In acht Jahren hat sie das vor ihrem Amtsantritt öffentlich kaum mehr wahr genommene Haus, um das immer wieder kulturpolitische Grundsatzdebatten geführt wurden, vitalisiert und stabilisiert. Die Stadtgalerie wurde wieder das, was sie mal war, bevor die Stadt sie 1994 als unterfinanziertes Problemkind an die Stiftung Saarländischer Kulturbesitz abgegeben hatte: landesweit die erste Adresse für zeitgenössische Kunst. Wie hat Jahn das geschafft? Sie präferierte international besetzte Ausstellungen, präsentierte vornehmlich aktuelle Kunstrichtungen wie Installations-, Video- und Klangkunst sowie Themen-Projekte, etwa zur Gender-Problematik oder zum Kulturkampf zwischen westlicher und muslimischer Welt. Glänzende Einzel-Namen wie die der japanischen Biennale-Teilnehmerin Chiharu Shiota spielten eine untergeordnete Rolle, vielmehr verfing die Gesamtbotschaft: Wir in der Stadtgalerie sind weltoffen, am Puls der Zeit. Vor allem aber: Wir sind nahbar, ein Treffpunkt, ein Ort der Kommunikation. Das erreichte Jahn durch ein schnell getaktetes Veranstaltungs- und Vermittlungsprogramm und viel Werbe-Präsenz im öffentlichen Raum.