Wayne Hussey in Saarbrücken „Klingt gut – aber nicht so gut wie ich“

Saarbrücken · Wayne Hussey, einst bei Dead Or Alive, The Sisters of Mercy und The Mission, trat solo in Saarbrücken auf.

Der Name Wayne Hussey mag vielleicht nicht vielen etwas sagen, seine Ex-Bands aber schon: Seine Karriere begann er bei Dead or Alive, die später einen Riesenhit mit „You Spin Me Round“ hatten. Dann wirkte er als Gitarrist und Songschreiber mit bei Sisters of Mercy, ehe er selbst Frontmann wurde bei der von ihm gegründeten Band The Mission. Nicht nur bei Dead or Alive verpasste er die größten Erfolge, auch Sisters of Mercy starteten erst nach Husseys Abgang so richtig durch. Deshalb tritt diese Band nächsten Monat im Luxemburger Atelier auf, während sich Wayne Hussey (61) mit dem Kleinen Klub der Saarbrücker Garage und etwa 60 Zuschauern begnügen musste.

Der Engländer, der alleine auftrat, konnte wenigstens mit dem ersten Sisters-Hit „Marian“ dienen – dessen Musik hatte er nämlich geschrieben, wie er lauthals allen verkündete, die es noch nicht wussten. Den Song spielte er in einer schwer abgeänderten, aber trotzdem stimmigen, da sehr düsteren Version. Leider verzichtete er auf die deutsche Strophe, die dem Song im Original den besonders morbiden Touch gab. Eigentlich hätte Hussey den deutschen Part einem weiblichen Fan überlassen können. Dieser hatte schon bei „Butterfly on a Wheel“ lautstark mitgesungen, was der Sänger kommentierte mit: „Klingt gut – aber nicht so gut wie ich.“ Aber wenigstens wusste das Publikum seit diesem Moment, dass es heute mit einem recht gut gelaunten Hussey zu tun hatte. In Hamburg hatte er noch den Tontechniker beschimpft und sich wütend von der Bühne getrollt. Im Kleinen Klub musste der Tonmann auch mal dies oder jenes nachregeln, aber offenbar zur Zufriedenheit des launischen Sängers, der wahlweise Gitarre oder E-Piano spielte. Mit seiner Stimme irgendwo zwischen Billy Idol, Lou Reed und Jon Bon Jovi presste er bedeutungsschwanger die depressiven Songs, darunter erstaunlich viele Balladen, heraus. Zwischendurch gestattet er den Fans, sich Songs zu wünschen per Zuruf. Einen hatte er wohl längere Zeit nicht mehr gespielt, versuchte trotzdem verzweifelt noch mal hineinzufinden, gab das dann aber auf – sehr sympathisch. Überhaupt bekam das Publikum den Eindruck des einst bösen und jetzt altersmilden Rockstars vermittelt. Ab und zu ein Schluck aus der Rotweinflasche – so viel Rock ’n’ Roll musste noch sein, ebenso wie der schwarze Hut und die Sonnenbrille. Aber ansonsten gab sich Hussey volksnah und humorvoll. Am Ende übertrieb er es jedoch mit einer nicht enden wollenden Version des The Mission-Songs „Wasteland“, in die er alle möglichen Zitate und eine längere Improvisation hineinpackte. Das trübte ein wenig den positiven Gesamteindruck.

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