Neues Orchester in der Großregion Auftakt für ein neues Orchester der Großregion
Saarbrücken/Merzig · Junge Musikerinnen und Musiker hat die Pandemie extrem getroffen, weil es kaum Auftrittsmöglichkeiten gab. Das neue Kammerorchester der Großregion will exakt die bieten – und beim Start ins Profi-Musizieren helfen. Wie zwei Wahl-Kieler das jetzt schaffen wollen.
Ein echtes Profi-Kammerorchester hier im Saarland? Altvorderen klingt das noch (hier passt‘s) wie Musik im Ohr. Denn da war doch mal was; das Kammerorchester des Saarländischen Rundfunks unter Leitung von Karl Ristenpart nämlich, dem großen Bach- und Mozart-Interpreten. Zwei Jahrzehnte lang (von 1953 bis 1973) war es eine Institution. Bis es dann im RSO Saarbrücken aufging, dessen Erbe wiederum in der Deutschen Radio Philharmonie lebendig bleibt.
Davon ab ist es aber mit der Kammermusik hier so eine Sache. Trotz etablierter und schon traditionsreicher Reihen wie in Homburg und Mettlach, musste man 2019 etwa nach über 30 Jahren das Ende der Saarbrücker Kammerkonzerte beklagen. Hoch ambitioniert die Reihe, doch organisatorisch auf ehrenamtlichen Schultern ruhend, die nicht beliebig belastbar sind. Ganz zu schweigen von der Finanzierung solcher Veranstaltungen. Dazu kommt ein generelles Problem: Kammermusik findet immer schwerer ausreichend Hörer, das traditionelle Publikum vergreist, stirbt weg. Neues wächst nur sporadisch nach.
Umso erstaunlicher, dass sich nun ausgerechnet zwei Nordlichter mit einem jungen Kammerorchester der Großregion hier auf dieses schwierige Feld wagen. Zwei Kieler um genau zu sein. Um noch genauer zu sein sind Stefan Bone und Michael Müller-Kasztelan gebürtiger Saarländer – auch wenn der Merziger Bone als Kapellmeister und der Dillinger Müller-Kasztelan als Tenor am Kieler Opernhaus verpflichtet sind, haben beide noch mehr als einen Koffer in der alten Heimat.
So starten sie jetzt hier ein Kammerorchester der Großregion (KOG). Mit rund 40 jungen Profi-Musikern und solchen, die es bald sein wollen. Darunter Freiberufler, aber auch Instrumentalistinnen und Instrumentalisten, die just zwischen Abschluss und Einstieg in ein Berufsorchester stehen. Aus dem Saarland (zumeist Absolventen der Saarbrücker Musikhochschule), aus Lothringen, auch aus Belgien kommen sie, erläutert Bone. Nur auf die Luxemburger muss man (noch) ein bisschen warten. Schuld hat wie so oft derzeit Corona. Eigentlich wollte man quasi mit Pauken und Trompeten loslegen, sagt Dirigent und küsntlerischer Leiter Bone. Doch Bläser pusten Atemluft (und im schlechtesten Falle des Falles auch Corona-Viren) so vehement heraus, dass sofort Karl Lauterbachs Warn- und Mahnsirene losginge. Also musiziert man am 25. Februar (in der Saarbrücker Ludwigskirche) und am 26. Februar (in der Saarbrücker Hochschule für Musik) nun ohne Bläser aus dem Großherzogtum. Weberns langsamer Satz c-Moll, zwei Melodien von Grieg, Mozarts F-Dur Divertimento (KV 138) und Tschaikowskys Streicherserenade in C-Dur versprechen aber auch so Glanzpunkte.
Corona gab auch den Impuls zur Gründung des Orchesters, erläutert Bone. Die Pandemie habe junge Musiker besonders hart getroffen. In der ohnehin schwierigen Phase des Berufseinstiegs brachen für sie dann überdies die Auftrittsmöglichkeiten weg. Genau da setzt das KOG an nun, es soll auch außerhalb von Pandemie-Einschränkungen, den Weg ins Profi-Musizieren ebnen helfen. Und aktuell Möglichkeiten zum Konzertieren bieten. So gibt es den auch vom ersten Konzert an Gage für die Musiker. Das KOG geht mit rund 20 000 Euro öffentlicher wie privater Förderung an den Start. Bis zu fünf Projekte im Jahr peilt das KOG an – von Familienkonzerten bis zu Akademien für Junginstrumentalisten und natürlich Kammermusikreihen. Am Ehrgeiz fehlt es also schon mal nicht.
Konzerte: 25. Februar, 19.30 Uhr, Ludwigskirche Saarbrücken; 26. Februar, 19 Uhr, Hochschule für Musik Saar. Der Eintritt ist frei. Für das Konzert am 26. Februar ist eine Voranmeldung nötig.