Konzertreihe Altpeter zieht Sommermusik-Bilanz: „Eine ganz besondere Geste“

Saarbrücken · Thomas Altpeter, über 30 Jahre lang für das Programm der Saarbrücker Sommermusik verantwortlich, zieht zum Abschied Bilanz.

Thomas Altpeter, über Jahrzehnte der Kopf der Saarbrücker Sommermusik.

Thomas Altpeter, über Jahrzehnte der Kopf der Saarbrücker Sommermusik.

Foto: Kerstin Krämer

Über dreieinhalb Jahrzehnte hinweg war die „Saarbrücker Sommermusik“ ein Leuchtturm der hiesigen Kulturlandschaft. Das Festival brachte Konzerte an verschiedenste Spielorte der Stadt und strahlte weit über das Saarland hinaus: Dank des nah und fern einzigartigen und Genre-verbindenden Miteinanders von Klassik, Jazz und Musiktheater. Uraufführungen Neuer Musik waren ebenso die Regel wie die Zusammenarbeit regionaler, überregionaler und internationaler Künstler – sie brachte spannende wie dauerhafte Projekte hervor, die es sonst wohl nie gegeben hätte.

Untrennbar verbunden ist die Sommermusik mit Thomas Altpeter, ihrem künstlerischen Kopf und Organisator vom ersten Tag an, der jeder Ausgabe mit einem maßgeschneiderten literarischen Thema und dazu passender Musikauswahl ein unverwechselbares Gesicht schenkte. Unter dem Motto „Mensch sein heißt, dem Leben ein Gleichnis entgegensetzen“ standen 2022 nun der Dichter Franz Werfel und Komponisten seiner Epoche wie Arnold Schönberg, Dmitri Schostakowitsch bis Paul Hindemith im Fokus.

Obwohl der kürzlich in den Ruhestand verabschiedete Kulturamtsmitarbeiter weitere Sommermusikkonzepte in der Tasche hat, soll die 2022er Ausgabe nach dem Willen der Stadtverwaltung Altpeters letzte gewesen sein. Auf die kann er nun freilich sehr zufrieden zurückschauen: Der Jahrgang 2022 war „in der Regel gut besucht“, sagte der Noch-Kurator am vergangenen Wochenende im Gespräch, und zwar „sowohl in Klassik als auch Jazz“ – und das bei einmal mehr anspruchsvoller Kost. „Konzerte mit Werken von Hindemith und Schönberg sind üblicherweise ja keine Publikumsrenner“, weiß Altpeter, „trotzdem sind viele Leute gekommen – was mich sehr freut, weil ich daraus ersehe, dass das Sommermusik-Publikum aus Kennern besteht“. Auch die Genre-übergreifende Resonanz habe sich verbessert, lobt der künstlerische Ex-Leiter: Zwar gebe es immer noch „ein Publikum für Jazzkonzerte und eines für Klassikkonzerte, aber auch für beides – und das sehr viel mehr als früher“.

In ihren fettesten Zeiten kam die Sommerreihe locker auf 40 Termine, diesmal waren es jedoch nur 33. „Zum einen, weil ich die Künstlergagen etwas erhöht habe“, so Altpeter, „außerdem war es der Wunsch des Kulturamts, die Zahl etwas zu reduzieren“. Mit der Qualität des somit vom Umfang her kleineren (aber mit der Breite 63 um einen neuen Spielort reicheren) Festivals zeigt er sich nun „zufrieden bis sehr zufrieden“. „Wie bei der Sommermusik üblich, gab es auch 2022 wieder zahlreiche Uraufführungen“, resümiert Altpeter, „und ganz allgemein hat mich begeistert, dass die Musiker sich der Thematik – also des Komplexes ‚Franz Werfel und die Musik seiner Zeit‘ – so intensiv angenommen haben“.

Glanzlichter leuchteten viele, preist der scheidende Programm-Macher; sein ganz persönliches Highlight war das Konzert des „Ensemble Unterwegs“ in der Bischmisheimer Schinkelkirche unter der Überschrift „Geschlossenen Auges sing ich Dich“ (nach Werfel). Die weitgereisten „Unterwegs“-Damen, längst Sommermusik-Stammgäste, hatten eine spezielle Überraschung im Gepäck: die Uraufführung der eigens kreierten Vertonung einer Kurzgeschichte aus Altpeters Feder. „Eine ganz besondere Geste“, schwärmt gerührt der einstige Festival-Häuptling und eingefleischte Bischmisheimer, der die vier Musikerinnen zur Feier des Tages denn auch nach ihrem Auftritt zu einem Bischmisheimer Quittenschnaps einlud.

Damit freilich nicht genug: Ganz viele Musiker aus dem langen Reigen Sommermusik-Mitwirkender hätten sich bei ihm bedankt, erzählt Altpeter, der seinerseits hiermit allen herzlich für die „inspirierende Zusammenarbeit“ Dank sagen möchte. Und wie soll es weitergehen? Kaum verwunderlich, dass ein reger Geist wie Thomas Altpeter noch mehr als genügend Ideen für künftige Sommermusiken hegt: Zwei weitere Jahrgänge hätte er „bereits fertig im Kopf“, sagt er. Aber die Stadt habe eben eine andere Vorstellung. „Künftig wird meine Nachfolgerin Johanna Dorn das Programm gestalten“, sagt Altpeter, „ich wünsche ihr viel Erfolg bei der Planung“. Und was wird aus Projekten wie etwa dem Kammerorchester Ricercare (Leitung: Götz Hartmann) oder dem „Szenischen Lieder- und Konzertabend“ (jüngst in der 18. Ausgabe!) von und mit Claudia Kemmerer und Ralf Peter? Sie sind im Rahmen der Sommermusik entstanden, haben sie Jahrzehnte begleitet und bereichert. Tja, da kann Thomas Altpeter nur hoffen, „dass meine Nachfolge diese Projekte weiterführen wird“.

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