Früherer Staatstheater-Star gestorben Auf den Bühnen der Welt daheim, in Saarbrücken zuhause: Zum Tode von Tenor Rudolf Schasching
Saarbrücken · Über Jahrzehnte war Rudolf Schasching einer der prägenden Sänger des Saarländischen Staatstheater. Relativ spät glückte dem sympathischen Tenor noch eine große Karriere – mit Auftritten in Zürich, Paris, Salzburg und Tokio. Nun ist er im Alter von 65 Jahren gestorben.
Begegnete man ihm vor ein paar Jahren zufällig in Saarbrücken, am St.Johanner Markt etwa, traf man einen durchaus zufriedenen Menschen. In sich ruhend. Was prima vista vielleicht gar nicht so selbstverständlich war. Schließlich hatte Rudolf Schasching relativ spät zwar, aber noch in seinen besten Tenorjahren, eine beachtliche, ja, eine große Karriere gemacht.
In Zürich, in Amsterdam, in Wien und in Salzburg, auch in Tokio trat er auf, auf bedeutenden Bühnen, mit Orchestern von Weltrang. Star-Dirigent Claudio Abbado war auf den Opernsänger bei einer Gastspielreise nach Japan aufmerksam geworden, als dieser für einen Tenor-Kollegen einsprang. Angetan von Schaschings Stimme und Bühnenpräsenz öffnete der Maestro ihm Türen: zu ersten Auftritten an der Wiener Staatsoper. Von da an ging’s bergauf. Die Zürcher Oper wurde neben dem Saarländischen Staatstheater seine zweite feste Bühne. Und immer mehr Gastspiele kamen hinzu, bis er 2005 den Vertrag hier schweren Herzens löste, auch wenn Saarbrücken seine Wahlheimat blieb.
Doch zunehmend machte ihm auch seine Gesundheit zu schaffen, so zog er sich 2016 nach einem Abend im Festspielhaus Baden-Baden ins Private zurück – mit ein paar kleinen „Rückfällen“ wie der kleine Auftritt der „Csárdásfürstin“ an seiner Heimatbühne. Das Saarbrücker Publikum war glücklich, ihn mal wieder zu sehen und zu hören, feierte ihn.
In Summe waren es zwar von Mitte der 1990er an nur eine überschaubare Zahl von Jahren auf den weltbedeutenden Brettern. Doch der gebürtige Österreicher sah das ohne jeden Groll: Er sei „dankbar“ für seine Karriere, sagte er, „aber mein Leben ist auch ohne Bühne erfüllend“. Seine Familie, Kinder und Enkel, hatten ihm den Abschied von der Bühne wohl leichter gemacht.
Ein übersteigertes Ego hätte man ohnehin nie mit Rudolfs Schasching assoziiert. Sympathisch war er, bescheiden, sensibel, manchmal gar verletzlich wirkte der große, mächtige Mann jenseits der Bühne. Andere reden ihren kleinen Triumphe groß, er verlor kaum Worte über seine Erfolge, dabei rührte er mit seinem klangschönen, auch kraftvollen Tenor so viele; sein „Siegfried“ 1990 in Saarbrücken war ein Markstein.
1983 kam Rudolf Schasching aus seiner oberösterreichischen Heimat nach Saarbrücken. Knabenchor, musikalisches Internat, Musikstudium (mit einem Umweg über die Tuba): Das Singen gehörte von Kindesbeinen an zu Rudolf Schasching. Vom lyrischen Tenor zum Heldentenor hin zum Charakterfach führte ihn dann sein Weg am Saarbrücker Haus, wo er auch den Ehrentitel Kammersänger bekam. Viele markante Auftritte im „Freischütz“ Ende der 1990er, auch im „Ritter Blaubart“ oder in Lortzings „Hans Sachs“ werden von den großen Sänger in Erinnerung bleiben. Vor ein paar Tagen ist Rudolf Schasching im Alter von 65 Jahren gestorben.