Heute wird Mark Waschke 50 Der Tatort-Star, der seine Karriere im Saarland begann

Saarbrücken/Berlin · Mit Max und Moritz hatte der heutige Tatort-Kommissar in Sulzbach sein schauspielerisches Debüt. Später dann führte ihn sein Beruf nach Berlin. Was vom Saarland übrig blieb.

 Tatort-Kommissar mit saarländischen Wurzeln: Mark Waschke wird 50.

Tatort-Kommissar mit saarländischen Wurzeln: Mark Waschke wird 50.

Foto: dpa/Carsten Koall

 Wenn sich Mark Waschke durch Berlin bewegt, dann meistens auf zwei Rädern. So kommt der Schauspieler mit seinem Faltrad um die Ecke. „Es ist eigentlich so ein bisschen wie die Verlängerung meiner Jugend, wo ich nie ein richtiges BMX-Rad hatte und jetzt mit dem gefederten Klapprad fahre“, sagt Waschke. Sein Tipp fürs Radfahren in Berlin? „Richtig gute Bremsen und eine gute Lichtausrüstung.“

Der Wahl-Berliner, der an diesem Donnerstag, 10. März, 50 wird, wurde im Ruhrgebiet (Wattenscheid/heute Bochum) geboren. Später zogen seine Eltern mit ihm ins Saarland. Sein Vater trat eine Stelle am Sulzbacher Knappschaftskrankenhaus an.

 Vor knapp 40 Jahren spielte Wascke im Kindertheater in Sulzbach-Neuweiler

Begonnen hat die künstlerische Karriere in Sulzbach-Neuweiler. „Meine theatralen Anfänge waren der Kindertheaterkreis Neuweiler im Jahr 1981, ich spielte in Max und Moritz", erinnerte sich Waschke während eines Interviews 2010. 1980 war er ins Saarland gekommen. Der Schauspieler vor zwölf Jahren zur SZ: „Mein Vater hat bei den Bundesknappschaftskliniken gearbeitet. Damals hat er im Sulzbacher Krankenhaus eine Stelle angenommen. So kam ich im zarten Alter von acht Jahren aus dem Ruhrpott nach Bildstock.“

Die künstlerischen Ambitionen des Sohnes wurden zu Hause gefördert. „Meine Eltern haben mich von klein auf unterstützt, da bin ich sehr dankbar, denn das war mein Weg. Mich auf der Bühne auszudrücken war etwas, was mir vieles erträglicher gemacht hat“, erinnert er sich.

Die Dialektprobleme können im Saarland durchaus Schwierigkeiten bereiten. Doch Waschke habe sich zu helfen gewusst: „Immerhin kam ich mit Ruhrpottdialekt ins Saarland, da war Theaterspielen ein guter Weg, aus meiner Sprache was zu machen.“

Der saarländische Boden ließ das Talent weiterkeimen: Dort spielte er in der Gruppe 63 mit Dieter Staerck, später stand er mit Willi Fries auf der Bühne. „Wir hatten mit der freien Theatergruppe Aldente mit 'Cut kommt' im Jahr 1992 ein Gastspiel im Theater Überzwerg“, heißt es dazu in dem damaligen Beitrag.

Anfang der 90er verlließ der Schauspieler das Saarland Richtung Berlin

Anfang der 90er-Jahre ging es für ihn dann nach Berlin – er studierte an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch gemeinsam mit anderen heutigen Schauspielgrößen wie Lars Eidinger oder Fritzi Haberlandt.

Herrscht in so einem Umfeld eine große Konkurrenz? Waschke überlegt kurz. „Natürlich mag man sich und versucht, gut miteinander klarzukommen, und man tut so, als würden auch alle an einem Strang ziehen. Aber letzten Endes will doch jeder die Hauptrolle haben und das ist auch oft sehr anstrengend und langweilig.“

Seit 2015 ist eine von Waschkes Hauptrollen die Figur des Robert Karow im Berliner Tatort. Vor einer Weile wurde bekannt, dass Kollegin Meret Becker aussteigt, stattdessen kommt Corinna Harfouch. Zunächst dreht Waschke jedoch noch eine Folge alleine. „Es ist eine gute Transition nach der sehr schönen Zeit mit Meret Becker, jetzt kurz alles alleine zu machen und dann zu schauen, wie es weitergeht“, sagt der Schauspieler. Corinna Harfouch kenne er, doch bislang hätten sie noch nie miteinander gedreht.

Ist Tatort-Kommissar Robert Karow schwul?

Bei der Figur des Robert Karow sei ihm von Anfang an sehr wichtig gewesen, nicht zu erklären, warum er so sei, sondern einfach zu zeigen, dass er so sei. Waschke spielt damit auf eine Tatort-Episode an, in der der Kommissar in einer Bar einen Mann kennenlernt und mit nach Hause nimmt. Die Frage nach der sexuellen Orientierung des Ermittlers wurde nie geklärt.

„Da haben dann auch alle ganz aufgeregt gesagt: Da müssen wir die Interviewanfragen beantworten. Ist er denn nun schwul?“, sagt Waschke. „Warum soll man das erklären? Wer fragt denn da?“ Es sei das Jahr 2022, da gehe es nicht mehr darum, zu erklären, warum jemand nicht heteronormativ lebe. Er wolle neue Geschichten und andere Selbstverständlichkeiten erzählen. „Ich finde grundsätzlich in meiner Arbeit wichtig, das, was alle so mitmachen, das, was scheinbar so als normal gilt, infrage zu stellen“, so der Schauspieler.

Überhaupt ist Identität ein wichtiges Thema für Waschke. Im vergangenen Jahr war er Teil eines queeren Manifests. Im Magazin der Süddeutschen Zeitung hatten sich Vertreter der Schauspielbranche zusammengeschlossen. Sie identifizieren sich selbst demnach als lesbisch, schwul, bisexuell, queer, nicht-binär oder trans*. Zu den Unterzeichnern gehörten etwa Maren Kroymann, Ulrike Folkerts, Ulrich Matthes oder eben Mark Waschke.

Berlin ist nicht ganz so deutsch wie der Rest von Deutschland

Dieser lässt ähnlich wie sein Serienermittler die Frage nach seiner Sexualität offen. „Das mag ich an dem Robert Karow spielen. Das ist, wie sich gegen die Wand werfen und wie ein Flummi zurückkommen. Und insofern hat das was mit mir zu tun und immer wieder nichts zu tun“, sagt Waschke.

Das Wort queer sei für ihn sehr befreiend gewesen. „Das ist nur queere Sexualität, ein Überbegriff, unter dem ganz viel möglich ist und sein kann, und man muss es nicht genau benennen. In der idealen Welt, von der ich träume, braucht es die Begriffe "Mann" und "Frau" noch nicht mal mehr“, sagt der Schauspieler, der beim Reden immer in Bewegung ist. Die Hände gestikulieren, die Augen wandern im Raum umher.

„Die Schwierigkeit bei diesem ganzen Identitätswahnsinn ist, dass man den eigentlich nicht braucht, und dass man natürlich aber doch die Begrifflichkeiten braucht in dem Befreiungsprozess“, führt er weiter aus. „Diese Diskussion über das Gendern ist komplett nötig, auch wenn man hinterher vielleicht ganz woanders ankommt.“

Waschke, der Vater einer Tochter ist, wohnt inzwischen schon lange in Berlin. Er lebt gerne hier, auch weil die Hauptstadt immer internationaler werde. Manche regten sich darüber auf, dass man im Café in Mitte auf Englisch bestellen müsse. „Ja, und? Dann bestellst du halt auf Englisch“, sagt Waschke. „Zum Glück ist Berlin nicht Deutschland. Sagen wir so, ich lebe gerne in Berlin. So gerne, weil es nicht ganz so deutsch ist wie der Rest des Landes.“

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