Tag des offenen Denkmals am 11. September Stefan Schön hat den Alten Friedhof wieder fit gemacht

Saarbrücken · Der Theatermann Stefan Schön ist seit Jahrzehnten ein Aktivposten für Saarbrücken - nicht nur, wenn es um Lesungen und Bühnenprojekte geht. Er engagiert sich ehrenamtlich - für ein verwildertes Denkmal.

 Der Alte Friedhof in Saarbrücken zeigte sich noch vor einem Jahr zunehmend zugewuchert. Dank Stefan Schön ist diese Phase vorbei.

Der Alte Friedhof in Saarbrücken zeigte sich noch vor einem Jahr zunehmend zugewuchert. Dank Stefan Schön ist diese Phase vorbei.

Foto: BeckerBredel

Die Tage von Stefan Schön müssen mehr als 24 Stunden haben. Denn der passionierte Theaterregisseur kann nicht nur auf eine außergewöhnliche Laufbahn zurückblicken, er arbeitet auch heute noch an literarischen Projekten. Daneben engagiert er sich ehrenamtlich, findet immer wieder neue Betätigungsfelder. Jetzt auf wahrlich ungewöhnlichem Terrain: Er sorgt für Gräber - auf dem Alten Friedhof in Saarbrücken, der seit den 90er Jahren gar kein Friedhof mehr ist, sondern als Naherholungszone gilt. Er liegt mitten in Alt-Saarbrücken, wurde 1851 gegründet und in den 90er Jahren umgewidmet. Aber gepflegt wurde er kaum.

Stefan Schön stammt aus Saarbrücken, aus einer Familie, die vom Theatervirus infiziert war. Schon mit 15 Jahren wollte Stefan Schön Schauspieler werden. „Das war klar, ich wusste, dass es in Richtung Theater bei mir gehen würde“, sagt er. Daher studierte er ab 1976 in München Theaterwissenschaft, wollte aber auch schon früh praktische Erfahrungen sammeln. So machte er ein Praktikum in Augsburg, übernahm dort schnell die Regie-Assistenz einer Produktion, wurde Assistent, bald folgte die erste eigene Inszenierung. Nach vier Jahren verließ er Augsburg, über Krefeld kam er 1981 an das Landestheater Memmingen, wo er über sechs Jahre bleiben sollte. Dort war er nicht nur Regisseur, sondern auch Chefdramaturg, leitete über 20 Inszenierungen. Trotzdem entschloss er sich im Jahr 1987, das Theater zu verlassen, um frei zu arbeiten und zog nach Saarbrücken zurück. Von hier aus hat er viele Inszenierungen an den Theater-Bühnen zwischen Ingolstadt, Aachen oder auch Wien und Bern übernommen. Und natürlich auch in Saarbrücken. Unvergessen ist seine freie Produktion in der damaligen Diskothek „Mirage“, wo er Steven Berkoffs „Dekadenz“ uraufgeführt hatte. 1998 wählte er dann aber wieder Augsburg als Lebensmittelpunkt. Bis heute hat er dort eine eigene literarische Reihe im Brechthaus.

2018 zog es ihn dann ganz nach Saarbrücken zurück, und obwohl er seither in Rente ist, arbeitet er weiter und organisiert Lesungen und literarische Soireen in beiden Städten. „Die allererste Veranstaltung in Saarbrücken nach dem Corona-Lockdown war eine Erik-Satie-Matinée im Pingussonbau, gemeinsam mit dem Pianisten Thomas Layes“, erzählt er. Gleichzeitig organisierte er thematische Filmabende in Augsburg.

Die schwierige Coronazeit konnte ihm kaum etwas anhaben. Denn – wie gesagt – Stefan Schön engagiert sich auch noch anderweitig, findet immer neue Aufgaben. Zuerst ist er einer der Kirchenwächter der Kirche St. Michael, hilft mit, samstags von 15 bis 18 Uhr die Öffnungszeit der Kirche abzudecken. Und seit dem letzten Frühjahr nimmt der Alte Friedhof Alt-Saarbrücken einen Großteil seiner Zeit in Anspruch.

„Im Mai letzten Jahres war ich dort, um das Grab meiner Ur-Ur-Großeltern zu besuchen. Es war vollkommen überwuchert. Daher habe ich das Grab selbst aufgeräumt“. Die Sache war für ihn damit nicht erledigt. Denn er liebt diesen etwas verwunschenen, aber auch vernachlässigten Friedhof, der aufgelassen ist und damit nur noch als Grünanlage dient. „Ab September waren wir zu dritt. Gemeinsam mit Armin Schmitt und Karin Berty haben wir auf den Wegen und den Gräbern immer mehr Brombeerhecken rausgerissen, Wildwuchs entfernt, Grabsteine freigeschnitten und gereinigt“, erzählt er. Zu dieser Zeit schreibt er auch einen Offenen Brief an den Oberbürgermeister und findet Gehör. „Es gab daraufhin eine öffentliche Begehung und mehrere Besprechungen. Mit guten Ergebnissen“, sagt er. Denn seither wurden neue Bänke aufgestellt, der Müll wird entfernt und Stefan Schön wurde ein Praktikant des Amts für Stadtgrün und Friedhöfe für 20 Arbeitseinsätze zur Seite gestellt.

Im Frühjahr begann die nächste Phase, indem Grabeinfassungen freigeschnitten wurden und neue Pflanzen gesetzt wurden, diesmal unterstützt von den Nachbarinnen Ingrid und Beate Seidel, mittlerweile helfen auch Michael Schreiner, Marianne Altmann und Thomas Winkler ehrenamtlich mit. Der Lohn der Mühe ist nicht nur, dass die Gräber nun wieder sichtbar sind, die Anlage als Friedhof wieder erlebbar ist, seine Struktur wieder nachzuvollziehen ist, sondern auch, dass der Friedhof in das Programm des „Tags des offenen Denkmals“ am 11. September aufgenommen wurde. Gemeinsam mit dem Kunsthistoriker Dr. Rainer Knauf vom Landesdenkmalamt wird Stefan Schön den Besuchern dank seiner Arbeit die Schönheiten des Friedhofs zeigen und erläutern können. Und vielleicht findet sich an dem Tag auch jemand, der Stefan Schön einen Herzenswunsch erfüllen könnte. „Ich suche nach einem historischen Foto des Friedhofs, auf dem man noch die Ziergitter auf den Gräbern sieht. Dafür würde ich 50 Euro bar auf die Hand zahlen“, sagt er lachend.

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