Ausstellung von Studierenden der HBK Existenzielle Erfahrungen auf dem Dachboden

Saarbrücken · Studierende der HBK dürfen seit vergangenem Jahr eine alte Villa am Saarbrücker Staden bespielen.

 Eine Lichtprojektion von Felicitas Zenke.

Eine Lichtprojektion von Felicitas Zenke.

Foto: Eric Lanz

Es ist stockdunkel, eng und die Luft stickig. Gebückt bewegt man sich tastend vorwärts und endet nach einigen Meter im Nichts. Die Panik, die nach den ersten Metern anschwillt, klingt erst wieder ab, nachdem man aus dem Labyrinth heraus ist. Jonathan Maus‘ Arbeit ist eine tiefe existenzielle Erfahrung. Er hat aus schwarzem Textil einen verschlungenen Gang gebaut, der mit einfachsten Mitteln für Entsetzen sorgt und ein besonderes Gefühl für den Raum erzeugt.

Die Installation ist derzeit auf dem Dachboden in der Bismarckstraße 60 am Saarbrücker Staden zu erleben. In der alten Gründerzeitvilla dürfen sich seit dem Herbst 2019 die Studierenden der HBK austoben. Das verdanken sie Logistik-Unternehmer Axel Peiffer, der das Haus erwarb und der HBK die beiden oberen Etagen zur Verfügung stellte.

Wie spannend das ist, erlebte man in der fünften Ausstellung eindrücklich. Dass die Kunst nicht in Galerieräumen präsentiert wird, sondern in leeren Wohnräumen, verändert nicht nur den Raum, sondern auch die Wahrnehmung der Kunst, die hier in alltäglichem Umfeld erscheint und mit diesem in eine Beziehung tritt.

Unter dem Titel „von fallen bis leuchten“ widmen sich die Studierenden in ihren Arbeiten vor allem dem Thema „Dunkelheit“. Leslie Celine Felber öffnet unsere Wahrnehmung des Raumes auf subtile Art. In der letzten Ausstellung hatte Leonie Mertes die vorhandene rotbraune Tapete halb von den Wänden gezogen, nun nutzt Felber die obere und untere Abrisskante und transformiert die „Lichtlinie“ in kleinen Schritten von der oberen in die untere. Felicitas Zenke nutzt eine kleine Abstellkammer unter der Treppe, um mit einem Lichtgebilde an die dunkle Tiefsee zu erinnern. Sie lässt nur aus Licht und Spiegelfolien ein Unterwasserwesen entstehen.

Eine der eindrücklichsten Arbeiten ist „Dandelion Echo“ von Gasthörerin Heidrun Stern. Im Faltblatt zitiert die Künstlerin das Lied „Dandelion“ („Pusteblume“) der Rolling Stones, das an Kinderreime und Schlaflieder erinnert. Die Installation hinterlässt ein merkwürdig unangenehmes Gefühl. In einem leeren Kinderbett läuft ein Film von Pusteblumen, die aus dem Eis auftauen. Die Pustenblumen hängen konserviert im Raum, ein versteckter Spiegel lädt den Betrachter zur Selbstreflexion. Zeit und Raum verschmelzen. Die Geschichte hinter der Arbeit muss der Betrachter selbst enträtseln und das Kopfkino setzt sich in Gang.

In einem der Badezimmer spielen Juho Lee und Sarah Niecke eine kommunizierende Röhre auf ihre eigene Art, im anderen Badezimmer lässt Kyung Jae Kim Tropfen auf Lautsprecher fallen und komponiert daraus eine Melodie. Rose Vöhringer führt uns zurück in den Mutterlaib und Janik Schmitz entführt uns in eine Welt, in der unsere Wahrnehmung sich völlig neu einstellen muss. Und der chinesische Künstler Jinyi Zhang setzt frech europäische und afrikanische Plastik auf Garderobenständern in Szene und präsentiert seine Kunst mit ihrer ganz eigenen Ästhetik als Außenseiter in Bezug dazu.

Ausstellung in der Villa, Bismarckstraße 60 in Saarbrücker, an diesem Freitag von 18 bis 22 Uhr, an diesem Samstag und Sonntag jeweils von 14 bis 18 Uhr.

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