Stopp für „Resonanzen“-Festival empört Landespolitiker Festival-Aus: Es hagelt Kritik für das Kultusministerium

Saarbrücken · Ministerin Christine Streichert-Clivot (SPD) findet nicht nur für ihren Umgang mit dem Resonanzen-Festival keine Mitstreiter in der Politik. Sie betreibe Hinterzimmer-Politik,heißt es.

 Neben Stefan Studnitzky war auch die aus dem Saarland stammende Inéz Schaefer mit im Resonanzen-Leitungsteam. Hier sieht man sie bei ihrem Auftritt mit Ätna.

Neben Stefan Studnitzky war auch die aus dem Saarland stammende Inéz Schaefer mit im Resonanzen-Leitungsteam. Hier sieht man sie bei ihrem Auftritt mit Ätna.

Foto: Sebastian Dingler

Das Kultusministerium steht in Sachen Resonanzen-Festival massiv in der Kritik aus der Landespolitik. Kurz nachdem durch SZ-Recherchen öffentlich wurde, dass Kultusministerin Christine Streichert-Clivot (SPD) das erst 2020 neu aufgelegte „junge“ Musikfestival „Resonanzen“ 2022 nicht fortführen will und bereits am Umbau der gesamten Festival-Landschaft arbeitet, wurde das Thema auf die Agenda des Landtags-Kulturausschusses gesetzt. Im Vorfeld äußerte sich am Freitag sogar der kulturpolitische Sprecher der SPD-Fraktion vorsichtig kritisch zum Vorgehen des Ministeriums. Jürgen Renner nennt auf SZ-Nachfrage die Konzeption des Festivals „überzeugend“. Die erste Ausgabe habe eine „hohe Qualität“ gehabt: „Insofern ist die jetzt entstandene Unsicherheit bedauerlich. Eine gewisse Unsicherheit besteht pandemiebedingt jedoch nahezu in der gesamten saarländischen Festivallandschaft. Von daher ist das Anliegen des Kultusministeriums, insgesamt über „Bedarfe in der saarländischen Festivallandschaft“ nachzudenken, für mich nachvollziehbar“.

Diametral anders sehen das die CDU, die AFD, Saar-Linke und Die Linke. Sie fordern die Fortführung des Festivals. Die Fraktionschefin der neu gegründeten Fraktion der „Saar-Linken“, Barbara Spaniol, spricht von einem „kulturpolitischen Trauerspiel“ und rügt, ebenso wie Astrid Schramm (Die Linke), den Umgang mit Festivalleiter Stefan Studnitzky. Der bekannte Berliner Musiker erhielt nach eigenem Bekunden nie ein Feedback zu seiner Arbeit. Schramm zur SZ: „Das ist unterirdisch. So etwas spricht sich herum und vermittelt kein gutes Bild vom Saarland.“ Beide Landtags-Politikerinnen beurteilen das Start-Projekt als erfolgreich und breitenwirksam. Anders sieht diesen Punkt die FDP. Deren stellvertretender Landesvorsitzender Helmut Isringhaus hält die Resonanzen für verzichtbar. Die Landesregierung habe das Festival „trotz aller Warnungen im Vorfeld“ als Konkurrenzveranstaltung zu den Musikfestspielen Saar durchgezogen und habe dadurch eine „unnötige Mehrausgabe“ von 600 000 Euro realisiert, sagt er. Ähnlich argumentiert die AfD im Landtag: „Von einem ständigen Umbau der Festivallandschaft halten wir nichts. Bereits das Einstampfen der Musikfestspiele Saar war ein Fehler und selbstherrlich.“

Auch der Regierungs-Koalitionspartner CDU geht zum SPD-Ministerium auf Distanz. Als „fragwürdig“ bezeichnet der Vorsitzende des Kulturausschusses, Frank Wagner, die Kommunikation zwischen Kultusministerium und Festivalleitung. Auch er plädiert für ein Festhalten an den Resonanzen: „Als Nachbar der Kulturhauptstadt Europas stünde dem Saarland ein abwechslungsreiches Festivalangebot gut zu Gesicht.“

Unabhängig von dieser Unterstützung für das Festival spielt bei der Kritik von Saar-Linken und Linken an Streichert-Clivot noch etwas anderes eine Rolle: Intransparenz. Wenn eine neue Festivallandschaft geplant werde, müsse dies offensiv und öffentlich diskutiert und nicht in Ministeriumsabteilungen heimlich beraten  werden, meinen die Abgeordneten. Spaniol spricht von einer „Angsthasenpolitik“ der Ministerin, die offensichtlich keine Begründung dafür habe, warum Resonanzen nicht fortgesetzt werden soll. „Man kann nicht etwas Erfolgversprechendes wegrationalisieren, bevor man etwas Neues aufgesetzt hat“, sagt Spaniol. Sie sieht Langzeitfolgen, verweist auf das Vorgänger-Projekt  „Colors of Pop“, das ebenfalls unrühmlich im Konflikt mit dem Festivalleiter Thilo Ziegler endete: „Wir können nicht alle unsere Kultur-Leistungsträger verschleißen. So viele haben wir nicht. Wir müssen pfleglich mit ihnen umgehen.“

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